Reuters

SAS kann nach Einigung mit Piloten mit Sanierung durchstarten

19.07.2022
um 13:17 Uhr

- von Nikolaj Skydsgaard und Jamie Freed

Kopenhagen/Stockholm (Reuters) - Bei SAS ist der wochenlange Pilotenstreik in der Hauptreise-Saison beendet und die Sanierungspläne der nordischen Airline können nun in Angriff genommen werden.

Nach einem 15-tägigen Arbeitskampf einigten sich die Tarifparteien am Montagabend auf einen neuen Vertrag mit einer Laufzeit von fünfeinhalb Jahren. "Endlich können wir den normalen Betrieb wieder aufnehmen und unsere Kunden in ihre lang ersehnten Sommerferien fliegen", erklärte SAS-Chef Anko van der Werff. Die Vereinbarung mit den Piloten sieht unter anderem eine größere Flexibilität bei der Arbeitszeit vor und die Verpflichtung, 450 während der Pandemie entlassene Piloten wieder einzustellen, wenn der Betrieb bis 2024 hochgefahren wird.

Die Piloten hätten Lohnkürzungen von rund 25 Prozent sowie bis zu 60 Arbeitsstunden pro Woche von derzeit 47 zugestimmt, sagte der Vorsitzende der dänischen Pilotengewerkschaft, Henrik Thyregod, gegenüber den dänischen Sendern DR und TV2.

VERTRAG ERMÖGLICHT SANIERUNG

Der Deal werde es der Fluggesellschaft ermöglichen, in den nächsten Wochen neue Finanzmittel in Höhe von 700 Millionen Dollar zu beschaffen, um so das Insolvenzschutzverfahren zu überstehen, teilte SAS weiter mit. SAS kündigte zudem an, dass der mit vier Pilotengewerkschaften geschlossene Tarifvertrag auch helfen werde, einen Teil der jährlichen Kosteneinsparungen von 700 Millionen Dollar zu erreichen.

Die Fluggesellschaft, die am zweiten Tag des Streiks US-Insolvenzschutz beantragte, erklärte, wegen des Arbeitskampfs 3700 Flüge gestrichen zu haben. Betroffen gewesen seien 380.000 Passagiere. Die Kosten hätten sich auf mehr als 145 Millionen Dollar summiert.

EIGNE BEGRÜßEN EINIGUNG

Der Streik hatte die Zukunft der skandinavischen Fluglinie, die bereits zuvor aufgrund der Billig-Konkurrenz unter Druck stand, infrage gestellt. Die meisten ihrer Piloten in Schweden, Dänemark und Norwegen hatten am 4. Juli die Arbeit niedergelegt, nachdem Gespräche über Bedingungen rund um den Rettungsplan von SAS gescheitert waren.

Größte SAS-Eigner sind Schweden und Dänemark mit Anteilen von jeweils 21,8 Prozent. Der dänische Finanzminister Nicolai Wammen erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, alle beteiligten Parteien müssten nun "angemessene Beiträge leisten", damit SAS seinen Umstrukturierungsplan umsetzten kann. "Ich habe große Hoffnung, dass sie die Position auf dem Markt für die Zukunft als Qualitätsfluggesellschaft finden", sagte Investor Gerald Engstrom, der mit 0,96 Prozent an SAS beteiligt ist, Reuters. SAS könne nicht die billigste Airline werden, trotz der Umstrukturierungen. "Sie müssen also eine Art Lufthansa, British Airways-Stil finden, um es zu schaffen." Wallenberg Investments mit einem SAS-Anteil von 3,4 Prozent nannte die Vereinbarungen positiv.

Dänemark hat zugesagt, einen Teil der Schulden von SAS abzuschreiben und einen Teil in Eigenkapital umzuwandeln sowie neues Geld zuzuführen, wenn sich auch private Investoren beteiligen. Schweden befürwortet eine Umschuldung, sagt aber nein zu weiteren Finanzspritzen.

(unter Mitarbeit von Johan Ahlander in Stockholm und Marie Mannes and Agata Rybska in Danzig, Akriti Sharma in Bangalore, geschrieben von Anneli Palmen, redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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