Frankfurt (Reuters) - Der deutsch-britische Chip-Entwickler Dialog Semiconductor muss überraschend um die sicher geglaubte Übernahme des US-Rivalen Atmel bangen.
Ein bisher unbekannter Bieter hat angekündigt, das 3,6 Milliarden Dollar (3,3 Milliarden Euro) schwere Angebot von Dialog zu übertrumpfen, wie Atmel in der Nacht zum Samstag mitteilte. Dem US-Unternehmen liegt nach eigenen Angaben ein unabgestimmtes Angebot über neun Dollar je Aktie in bar vor. Das liegt über den 4,65 Dollar und 0,112 eigenen Aktien, die Dialog je Atmel-Papier offeriert hat. Das Dialog-Angebot entspricht zum Schlusskurs vom Freitag einem Wert von rund 8,70 Dollar je Aktie. Die Atmel-Aktien schlossen an der New Yorker Technologiebörse Nasdaq bei 8,46 Dollar.
Atmel erklärte, der Vorstand unterstütze zwar weiterhin ein Zusammengehen mit Dialog, habe sich aber entschieden, auch mit dem neuen Bieter zu sprechen. Man müsse die alternative Offerte pflichtgemäß prüfen, weil sie auf den ersten Blick mehr wert sei als das Dialog-Angebot. Für die Aktionäre von Atmel ist dieses in den vergangenen Wochen weniger attraktiv geworden, nachdem der Kurs der Dialog-Aktie deutlich nachgegeben hat. Hatte sie Mitte November noch bei mehr als 40 Euro gelegen, fiel sie am Freitag zeitweise unter die Marke von 30 Euro.
Dialog Semiconductor hatte die erste große Hürde für die Übernahme im November übersprungen. Knapp 62 Prozent der eigenen Aktionäre hatten die nötige Kapitalerhöhung durchgewunken, obwohl sich einflussreiche US-Aktionärsberater wie ISS und Glass Lewis sowie aktivistische Anteilseigner um den US-Hedgefonds Elliott dagegen ausgesprochen hatten. Sie hielten den Zukauf für überteuert. Die Zustimmung der Atmel-Aktionäre steht aber noch aus.
Dialog-Chef Jalal Bagherli will sein Unternehmen mit der Übernahme weniger abhängig von großen Kunden wie Apple machen. Sie bringe zudem deutliche Kosten- und Ertragsvorteile. Die Milliardenfusion sollte im ersten Quartal 2016 perfekt sein. Dialog Semiconductor stammt zwar aus Kirchheim unter Teck bei Stuttgart, ist aber eine Aktiengesellschaft nach englischem Recht und hat seinen Sitz in London.