Wien (Reuters) - Die Wiener Raiffeisen Bank International (RBI) hat im dritten Quartal auch ohne Ergebnisbeiträge der russischen und belarussisch Töchterbanken ihren Gewinn mehr als verdoppelt.
Vor allem dank Zuwächsen im operativen Kerngeschäft stieg der Gewinn unter dem Strich auf 1,1 Milliarden Euro nach 443 Millionen Euro im Vorjahresquartal, wie die in Osteuropa sowie Russland, Belarus und der Ukraine tätige Bank am Mittwochabend mitteilte. Den Quartalsbericht will die Bank wie angekündigt am Donnerstag veröffentlichen. Nach dem Gewinnsprung wurde nun der Ausblick nach oben geschraubt.
Mit dem Ergebnis liegt die RBI über den Erwartungen von Analysten, die im Schnitt mit einem Konzerngewinn von 730 Millionen Euro gerechnet hatten. Der Konzerngewinn ohne Beiträge von Russland und Belarus sowie bereinigt um den Gewinn aus dem Verkauf der bulgarischen Tochter belaufe sich auf 822 Millionen Euro.
Die RBI zählt zu den am stärksten in Russland engagierten westlichen Banken. Aufgrund des Krieges in Ukraine und den Sanktionen gegen Russland bekommt das Institut keine Dividenden von der russischen Tochterbank. Für die Geschäfte in Russland und Belarus werden seit Monaten alle Optionen bis hin zu einem Verkauf geprüft. Die Arbeit an der Bewertung der strategischen Möglichkeiten werde konsequent fortgesetzt, teilte die Bank dazu lediglich mit. Weitere Details zum Prozess wurden nicht genannt. Bankchef Johann Strobl warnte bereits früher, dass ein solcher Schritt eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen wird. Russland war bislang der wichtigste Einzelmarkt und ein hoher Gewinnbringer für die RBI. "Unsere Gruppe beweist trotz des Gegenwinds, mit dem Teile unseres Netzwerks konfrontiert sind, eine starke Widerstandsfähigkeit", sagte Strobl.
Der Zinsüberschuss stieg im dritten Quartal auf 1,4 Milliarden Euro nach 875 Millionen Euro im Jahr davor, der Provisionsüberschuss hat sich auf 1,1 Milliarden Euro nach 538 Millionen Euro verdoppelt. Erhöht haben sich gegenüber dem Vorjahr die Risikokosten, die sich nun mit 160 Millionen Euro zu Buche schlugen nach 42 Millionen Euro. Zulegen konnte die RBI bei der harten Kernkapitalquote (CET1), die auf 14,6 Prozent kletterte nach 13,1 Prozent per Jahresende.
Nach dem Gewinnsprung zum dritten Quartal traut sich das Institut nun auch im Gesamtjahr mehr zu. "Die Ertragsdynamik in Österreich sowie in den Regionen Zentraleuropa und Südosteuropa hat sich auch im dritten Quartal fortgesetzt. Daher heben wir unseren Ausblick für 2022 nochmals an", sagte Strobl.
Für 2022 werde nunmehr mit einem Zinsüberschuss von rund 4,8 Milliarden Euro und einem Provisionsüberschuss von rund 3,7 Milliarden Euro gerechnet. Bisher ging die Bank von einem Zinsüberschuss zwischen 4,3 und 4,7 Milliarden Euro aus sowie von einem Provisionsüberschuss von mindestens 2,7 Milliarden Euro. Beim Kreditvolumen erwartet die Bank unverändert eine stabile Entwicklung mit selektivem Wachstum in Mittel- und Südosteuropa. Zudem seien Verwaltungsaufwendungen von 3,5 Milliarden Euro zu erwarten, was zu einer Kosten-Ertrags-Relation von etwa 40 Prozent führen dürfte. Bisher ging die RBI von einer Quote von 45 Prozent aus. Der Konzern-Return-on-Equity werde nun im Gesamtjahr bei rund 25 Prozent erwartet, bislang wurden mindestens 15 Prozent prognostiziert. Zum Jahresende werde nun eine harte Kernkapitalquote von über 14 Prozent erwartet. Die mittelfristigen Zielen bleiben weiterhin aufgrund der Unsicherheiten ausgesetzt, hieß es.
(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich. Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)