Reuters

Bund weist Zweifel an sicherer Stromversorgung zurück

09.12.2022
um 16:47 Uhr

- von Tom Käckenhoff und Andreas Rinke

Düsseldorf/Berlin (Reuters) - Die Bundesregierung und die Bundesnetzagentur haben Befürchtungen über größere Stromausfälle zurückgewiesen.

"Die Stromversorgung in Deutschland ist sehr sicher", sagte Behördenchef Klaus Müller am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters. Es gebe zahlreiche Mechanismen und Reserven, um das Stromnetz auch in angespannten Situationen stabil zu halten. "Wir halten unkontrollierte und großflächige Stromausfälle für sehr unwahrscheinlich." Auch die Wahrscheinlichkeit, dass im Winter erzwungene Abschaltungen erforderlich würden, sei gering. Die Versorgungssicherheit sei gewährleistet, betonte das Bundeswirtschaftsministerium.

Eine Sprecherin des Ministeriums reagierte damit auch auf Bedenken wegen der Ausfälle französischer Atomkraftwerke, die Strom nach Deutschland liefern. "Wir beobachten die Lage in Frankreich ganz genau", sagte sie. Es gebe tagesaktuelle Informationen der französischen Netzbetreiber. Deren Prognose gehe von einer Produktion der französischen Atomkraftwerke von 45 Gigawatt Ende Januar aus. Es gebe ein sehr engmaschiges Kontrollsystem. Auch in dem am 1. Dezember veröffentlichten Winterausblick des Verbands der europäischen Übertragungsnetzbetreibers werde die Lage in Deutschland als stabil eingeschätzt.

Die "Bild"-Zeitung hatte am Freitag unter Berufung auf einen

internen Vermerk aus dem baden-württembergischen Umweltministerium vom 2. Dezember berichtet, dass die französischen Kernkraftwerke, die Deutschland mitversorgten, weniger Strom generierten als bisher angenommen. Laut dem Papier seien die AKW-Ausfälle in Frankreich das größte Problem für die Energie-Versorgung hierzulande. Sie brächten nur 33 von 61 möglichen Gigawatt Leistung. Der zweite Stresstest der Bundesregierung war von mindestens 40 Gigawatt ausgegangen. "Abschaltungen der Stromversorgung für 90 Minuten" seien laut dem Bericht "nicht auszuschließen".

Das Umweltministerium in Baden-Württemberg erklärte, bei dem Papier handele es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen regelmäßigen Lagebericht zur "Energie-Versorgungssicherheit" an die Ministerin Thekla Walker. Dieser sei einem breiten Kreis zugänglich: im Umweltministerium selbst, im Staatsministerium, aber auch den zuständigen Arbeitskreisen der beiden Regierungsfraktionen Grüne und CDU. Darin heiße es: "Im Stromsystem stellt die geringer als ursprünglich angenommene Verfügbarkeit von Kernkraftwerken in Frankreich aktuell die größte Herausforderung für die Sicherheit der Stromversorgung im Winter 2022/2023 dar". Ein Strom-Blackout, also ein unkontrollierter, langandauernder großflächiger Zusammenbruch des Stromnetzes, sei aber in diesem Winter äußerst unwahrscheinlich. Kurzzeitige rollierende Abschaltungen ("Brownouts") für eine Dauer von in der Regel 90 Minuten könnten nicht vollständig ausgeschlossen werden, seien aber ohne dramatischen Folgen zu bewältigen.

Diese Informationen seien bereits im zweiten Stresstest enthalten und bewertet worden, erklärte das baden-württembergische Umweltministerium. "Die Versorgungssicherheit im Land ist sichergestellt, die Sorge vor einem unkontrollierten und flächendeckenden Blackout ist unbegründet."

(Bericht von Tom Käckenhoff, redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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