Reuters

Angeklagter Manager - Wirecard war "Krebsgeschwür"

19.12.2022
um 11:27 Uhr

München (Reuters) - Im Betrugsprozess um die milliardenschwere Pleite des Finanzkonzerns Wirecard hat der angeklagte Manager Oliver Bellenhaus Anschuldigungen gegen den ehemaligen Chef Markus Braun erhoben.

Wirecard sei ein "Krebsgeschwür, das wucherte" gewesen, sagte er am Montag vor dem Landgericht München. Er bezeichnete das Unternehmen als System der Unterwürfigkeit. Braun habe als "absolutistischer CEO" gehandelt. Er sei der Kern gewesen, auf den alles ausgerichtet gewesen sei. Bellenhaus sprach von "Hasardeuren, Kriminellen und Verrätern". "Ich schließe mich dem bewusst an. Eine blinde Loyalität gegenüber Braun und Marsalek hat mich ins Gefängnis gebracht."

Bellenhaus war Statthalter von Wirecard in Dubai und gilt in dem Prozess als Kronzeuge. Er hatte sich bereits kurz nach der Pleite von Wirecard im Sommer 2020 den Münchner Behörden gestellt und gegenüber der Staatsanwaltschaft umfassend ausgesagt. Die Staatsanwaltschaft stützt ihre Anklage auch auf seine Angaben zum sogenannten Drittpartnergeschäft in Asien, das er von Dubai aus zum Teil gesteuert hat. Laut Bellenhaus und Staatsanwaltschaft waren die Geschäfte erfunden. Vorstandschef Markus Braun beharrt darauf, dass es sie gegeben hat und das Geld von anderen Beteiligten beiseite geschafft wurde.

Anwälte des 49-Jährigen hatten für ein Geständnis ihres Mandanten vor Gericht einen Strafnachlass und seine Entlassung aus der Untersuchungshaft verlangt. Das Gericht und die Staatsanwaltschaft hatten dies abgelehnt. Bellenhaus sitzt seit knapp zweieinhalb Jahren in Untersuchungshaft.

(Bericht von Christina Amann, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

Wirecard AG

WKN 747206 ISIN DE0007472060