München (Reuters) - Im Prozess um die milliardenschwere Pleite des Finanzkonzerns Wirecard will die Verteidigerin eines weiteren Angeklagten das Verfahren unterbrechen lassen.
Die Anwältin des Ex-Chefbuchhalters Stephan von Erffa, Sabine Stetter, habe einen Aussetzungsantrag angekündigt, sagte der Vorsitzende Richter Markus Födisch am Mittwoch zu Beginn des Verhandlungstags am Landgericht München. Er wolle jedoch zunächst die Vernehmung des Angeklagten Oliver Bellenhaus fortsetzen und Stetter erst im weiteren Tagesverlauf das Wort erteilen, damit sie ihren Antrag formal stellen und begründen kann.
Der Verteidiger des Hauptangeklagten, des früheren Wirecard-Chefs Markus Braun, Alfred Dierlamm, hatte bereits kurz nach Prozessbeginn im Dezember beantragt, das Gerichtsverfahren auszusetzen. Zur Begründung hatte Dierlamm erklärt, die Staatsanwaltschaft übermittle den Prozessbeteiligten fortwährend umfangreiche neue Akten. Auch Stetter hatte sich darüber beklagt, sich aber Dierlamms Antrag zunächst nicht angeschlossen. Ein Gerichtssprecher sagte am Mittwoch, die Strafkammer wolle "zeitnah" über Dierlamms Antrag entscheiden.
Der Zahlungsdienstleister Wirecard war im Juni 2020 zusammengebrochen, als bekannt wurde, dass in der Kasse 1,9 Milliarden Euro fehlten. Die Pleite ist einer der größten Finanzskandale der deutschen Nachkriegsgeschichte. Die Staatsanwaltschaft wirft den drei Angeklagten Bilanzfälschung, Marktmanipulation, Untreue und Bandenbetrug vor. Die Verteidiger Brauns und von Erffas haben die Vorwürfe zurückgewiesen. Bellenhaus hat eine Tatbeteiligung eingeräumt. Er gilt als Kronzeuge in dem Verfahren.
(Bericht von Jörn Poltz, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)