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Investoren fordern zügige Ablösung von Bayer-Chef Baumann

31.01.2023
um 16:32 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Bei Bayer wächst der Druck von Investoren auf einen zügigen Wechsel an der Vorstandsspitze des Pharma- und Agrarkonzerns.

Die beiden großen deutschen Fondsgesellschaften Union Investment und Deka fordern eine schnelle Ablösung von Vorstandschef Werner Baumann, noch bevor dessen Vertrag im April 2024 ausläuft. "Bei der CEO Nachfolge gilt: Je früher desto besser", sagte Fondsmanager Markus Manns von Union Investment am Dienstag zu Reuters. Zwar sollte der Bayer-Aufsichtsrat auch die nötige Zeit bekommen, einen qualifizierten Kandidaten zu finden. "Hektik ist dabei nicht hilfreich." Sobald aber ein geeigneter Kandidat gefunden sei, "wird sich Herr Baumann einer vorzeitigen Stabübergabe bestimmt nicht widersetzen."

Investoren erwarten, dass Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann bis zur nächsten Hauptversammlung Ende April einen Nachfolger präsentiert. Bayer wollte sich zu den Forderungen und zum Stand der Suche nicht äußern. "Grundsätzlich sind wir aber immer offen für einen konstruktiven Dialog mit unseren Anteilseignern." Union Investment zählt nach den Daten von Refinitiv zu den zehn größten Anteilseignern von Bayer. Die Deka liegt demnach auf Platz 17.

Baumann steht seit der 63 Milliarden Dollar schweren Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto 2018, die er kurz nach seinem Amtsantritt zwei Jahre zuvor ankündigte, unter Druck. Auf der Hauptversammlung 2019 war Baumann als erster amtierender Vorstandschef eines Dax-Konzerns von den Aktionären nicht entlastet worden. Denn mit dem Zukauf handelte sich der Leverkusener Konzern eine Klagewelle wegen des von den Amerikanern entwickelten Unkrautvernichters Glyphosat ein, die Bayer Milliarden kostete und den Aktienkurs schwer belastete. Das einst wertvollste deutsche Dax-Unternehmen ist an der Börse nur noch 56 Milliarden Euro (60,78 Milliarden Dollar) wert und damit weniger, als es einst für Monsanto zahlte.

"Die Bayer-Aktie befindet sich in einer Vertrauenskrise, für die der Vorstand verantwortlich ist. Bayer braucht eine neue Strategie", sagte Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, der Nachrichtenagentur Reuters. "Da Baumann sehr stark mit der alten Strategie verbunden ist, muss ein Wechsel stattfinden." Zuvor hatte Speich bereits in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" einen raschen Wechsel an der Bayer-Spitze gefordert. Der Kapitalmarkt habe nicht ausreichend Geduld bis zum eigentlich 2024 geplanten Wechsel, für den Baumann seinen weitgehenden Rückzug aus der deutschen Wirtschaftsöffentlichkeit angekündigt hatte.

BAYER IM VISIER VON AKTIVISTISCHEN INVESTOREN

"Bis zur Hauptversammlung muss etwas passieren und klar sein, wie es weitergeht. Wenn der Aufsichtsrat nicht zügig bis zur Hauptversammlung handelt, wird der Druck im Kessel massiv zunehmen", sagte Speich zu Reuters. "Bayer muss Investorenforderungen künftig ernster nehmen. Die Aktie reagiert momentan stärker auf Nachrichten von Investoren, als auf operative Zahlen. Das ist ein klares Zeichen, dass da etwas schiefläuft."

Bayer war zuletzt verstärkt in den Fokus aktivistischer Investoren gerückt. Anfang Januar gab die US-Investmentgesellschaft Inclusive Capital Partners des Hedgefonds-Veterans Jeffrey Ubben ihren Einstieg bei Bayer bekannt. Ubben soll den Konzern aufgefordert haben, einen neuen Vorstandschef außerhalb der eigenen Reihen zu finden. Dafür sprach sich auch Fondsmanager Manns von der Union Investment aus.

Neue Nahrung erhielten zudem immer wiederkehrende Spekulationen über eine Aufspaltung von Bayer, die der Konzern stets zurückgewiesen hat. Einem Insider zufolge drängt der aktivistische Investor Bluebell, der schon vor einigen Monaten eingestiegen ist, auf einen Verkauf des Geschäfts mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten Consumer Health. Bayer könnte dann in ein Pharma- und ein Agrar-Unternehmen aufgespalten werden.

(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Bayer AG

WKN BAY001 ISIN DE000BAY0017