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Reisebranche hakt Corona-Krise ab - alte Rekordmarke im Blick

06.03.2023
um 10:07 Uhr

Frankfurt/Berlin (Reuters) - Die Tourismuswirtschaft blickt nach dem Ende von Reisebeschränkungen wegen der Corona-Pandemie zuversichtlich nach vorne.

Der Umsatz in diesem Jahr werde das Rekordniveau des Vorkrisenjahres 2019 erreichen, teilte der Deutsche Reiseverband (DRV) am Montag zum Auftakt der internationalen Reisemesse ITB in Berlin mit. Damals gaben die Verbraucher in Deutschland 98 Milliarden Euro für Urlaub aus - davon 69,5 Milliarden Euro für vorab Gebuchtes, den Rest für Ausflüge und andere Nebenkosten am Urlaubsort. "Die Frühbucher sind zurück, und die Reisebüros und Reiseveranstalter sind mit Volldampf in dieses Jahr gestartet", erklärte DRV-Präsident Norbert Fiebig. Urlaub habe für die Menschen trotz des Kriegs in der Ukraine und hoher Inflation Priorität. "Das stimmt uns trotz der bekannten Unwägbarkeiten der weltpolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen optimistisch."

Die Buchungen übertreffen nach Auswertung von Travel Data + Analytics seit Dezember fast durchgängig das Niveau von 2019. Im traditionell buchungsstarken Januar sei der Umsatz doppelt so hoch gewesen wie im Vorjahr und sogar zwölf Prozent höher als 2019. Zugleich sei die Zahl der Gäste niedriger - das deutet auf höhere Reisepreise und mehr Buchungen höherwertiger Angebote hin. Kreuzfahrten und Pauschalreisen seien auf dem Weg zu alter Stärke, auch die im vergangenen Jahr coronabedingt noch schwachen Fernreisen erholten sich. Etwa zwei Drittel der Buchungen seit Jahresbeginn entfielen auf die Monate Mai bis Oktober. Rund 40 Prozent des Sommer-Umsatzes erzielten Urlaubsländer im östlichen Mittelmeer. Die Türkei bleibt das beliebteste Ziel, gefolgt von Spanien, Griechenland und Ägypten.

Schon im vergangenen Jahr legte die Reisebranche starkes Wachstum im Vergleich zum Corona-Krisenjahr 2021 hin. Die Gesamtausgaben der Urlauber aus Deutschland waren mit 84 Milliarden Euro fast doppelt so hoch wie im Vorjahr, erklärte der DRV. Der Anteil der Auslandsreisen erreichte das Vorcorona-Niveau, nachdem viele Menschen während der Pandemie ihre Ferien vorzugsweise im Inland verbracht hatten. Das half auch der Wirtschaft in den Reiseländern auf die Sprünge. "Der Jobmotor Tourismus springt wieder an", erklärte der Verband, der Reiseveranstalter und -vermittler vertritt.

Weltweit gab es im vergangenen Jahr knapp 700 Millionen Privat- und Geschäftsreisen, wie aus dem World Travel Monitor des Beratungsunternehmens IPK hervorging. Das war ein Anstieg um 90 Prozent gegenüber 2021 und noch ein Drittel unter Vorkrisenniveau, denn Corona-Lockdown in China dämpfte das Reisegeschäft in Asien noch stark. Das Buchungsvolumen von Europäern und Amerikanern entsprach 75 Prozent von 2019. Reiseweltmeister waren 2022 die US-Amerikaner, gefolgt von Deutschen und Briten. Die Reiseausgaben hätten auf 165 Euro pro Nacht und Person angezogen. Das liege vor allem an den mit der höheren Inflation und knappem Angebot gestiegenen Reisepreise. Dennoch geht auch IPK von anhaltender Nachfrage: "Aktuelle Umfrageergebnisse zeigen ein nahezu ungebremstes Interesse, in 2023 international zu reisen."

(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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