Augsburg (Reuters) - Deutschland könnte nach Ansicht der deutschen Automobilindustrie als Standort vor allem gegenüber den USA ins Hintertreffen geraten.
"Die Situation ist dramatisch", sagte Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie, der Zeitung "Augsburger Allgemeinen" (Montagausgabe) laut Vorabbericht. "In unserer Branche werden derzeit Verlagerungsentscheidungen getroffen." Neun von zehn deutschen Autozulieferern hielten den Standort Deutschland nicht mehr für wettbewerbsfähig. Es drohe eine schleichende Erosion des Standortes Deutschland.
Zuletzt hatte der deutsche Autozulieferer Schaeffler bekannt gegeben, stärker in den USA investieren zu wollen. VW hatte mitgeteilt, für den Bau von E-Autos doch kein neues Werk in Deutschland zu bauen. Die Branche will aber verstärkt in den USA investieren. "Die USA machen eine konsequente Politik, die die Voraussetzungen schafft, der Klimaneutralität den Weg zu ebnen und die Industrie dabei nicht zu verlieren." Der amerikanische Standort sei bei Energiepreisen, Steuern oder Rohstoffsicherung Deutschland weit voraus. US-Präsident Joe Biden fördert über den Inflation Reduction Act die US-Industrie mit Milliarden Dollar. Subventionspaket sorgt vor allem in der Autobranche für Aufsehen.
Ein Hauptproblem sei Müller zufolge hierzulande die hohen Energiepreise. "Die Aufgabe an Berlin und Brüssel könnte nicht eindeutiger sein: Die Wettbewerbsfähigkeit muss durch aktive Standortpolitik schnell und gezielt wieder hergestellt werden. Eine Industrie, die zu 70 Prozent am Export hängt, braucht dringend international wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen. Sonst wird es zwar weiterhin deutsche Autos geben, aber sie werden immer weniger in Deutschland gebaut", sagte Müller den Zeitungen.
(Bericht von Katharina Loesche. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)