Reuters

Erneut landesweite Proteste in Frankreich gegen Rentenreform

23.03.2023
um 15:17 Uhr

Paris (Reuters) - In Frankreich protestieren erneut Tausende Bürger gegen die umstrittene Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron.

Demonstrierende blockierten überall im Land Straßen und die Zugänge zu Universitäten und Schulen. Nahe der Stadt Toulouse im Südwesten des Landes stiegen von brennenden Schutthaufen auf der Autobahn Rauchschwaden auf. Am Pariser Flughafen Roissy-Charles de Gaulle machten sie die Zufahrt zu einem Terminal unpassierbar. Streikende blockierten die Gleise des Pariser Bahnhofs Gare de Lyon, wie auf Aufnahmen des Senders BFM zu sehen war. Demonstranten hielten Protestbanner mit "Nein zur Rentenreform" hoch.

Einer der umstrittensten Punkte der Reform ist die Anhebung des Renteneintrittsalters auf 64 Jahre von 62 Jahren. Umfragen zufolge ist die Mehrheit der Wähler gegen das höhere Rentenalter. Am Mittwoch hatte Macron in einem Fernsehinterview sein Vorhaben verteidigt und gesagt, bis Jahresende sollten die Änderungen in Kraft gesetzt werden. Zudem verglich er die Proteste mit dem 6. Januar 2021, der Tag des Sturms auf das Kapitol in Washington.

"Ich streike, weil ich gegen die Rentenreform protestiere, aber auch gegen das, was in der Regierung passiert", sagte Lucile Bidet, Angestellte bei Air France, auf einer Demonstration in Nantes im Westen Frankreichs. "Sie hören nicht mehr auf das Volk." Laurent Berger, Chef von Frankreichs größter Gewerkschaft, der gemäßigten CFDT, sagte dem Sender BFM TV, Macrons Äußerungen hätten die Wut verstärkt. "Er ist derjenige, der das Land in Brand setzt", sagte Celine Verzeletti von der Gewerkschaft CGT dem Radiosender France Inter.

Seit die Pläne bekannt wurden, kam es immer wieder zu Generalstreiks und Demonstrationen, die meist friedlich verliefen. Seit aber Macrons Regierung die Reform in der vergangenen Woche durch einen Verfahrenskniff unter Umgehung einer Abstimmung im Parlament auf den Weg gebracht hatte, hat der Widerstand gegen das Vorhaben an Schärfe gewonnen. In den vergangenen Nächten gab es etwa in Paris und anderen Städten spontane Proteste, bei denen auch Mülltonnen angezündet wurden und es zu Zusammenstößen mit der Polizei kam.

(Bericht von Lucien Libert und Stephane Mahe, geschrieben von Myria Mildenberger, redigiert von Sabine Ehrhardt; redigiert von Christian Rüttger Bei Rückfragen wenden Sie sich sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)