Reuters

Deutsche Wirtschaft laut Umfrage im Aufwind - Aber Industrie schwächelt

24.03.2023
um 10:22 Uhr

Berlin (Reuters) - Die deutsche Wirtschaft ist im März so kräftig gewachsen wie seit zehn Monaten nicht mehr.

Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - stieg im März bereits den fünften Monat in Folge, und zwar um 1,9 auf 52,6 Punkte. Er hielt sich damit den zweiten Monat in Folge über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Freitag zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem leichten Anstieg auf 51,0 Zähler gerechnet.

"Die deutsche Wirtschaft hat im März einen weiteren kleinen Schritt in die richtige Richtung gemacht", sagte S&P-Ökonom Phil Smith. Allerdings sei das Wachstum "aufgrund der anhaltenden Schwäche der Industrie erneut nur moderat ausgefallen". Das Barometer für die Industrie allein sank um 1,9 auf 44,4 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit knapp drei Jahren. "Dem Industriesektor fehlt es derzeit an Schwung, da beim Auftragseingang angesichts der Zurückhaltung vieler Kunden und hoher Lagerbestände abermals ein Minus zu Buche schlug", sagte Smith. Daher sei es auch nicht überraschend, dass die Geschäftsaussichten in diesem Monat erneut eher mau ausgefallen seien.

Konjunkturstütze sind derzeit die Dienstleister. Hier kletterte das Barometer um 3,0 auf 53,9 Punkte, den höchsten Stand seit zehn Monaten. "Wachstumsmotor war im März eindeutig der Dienstleistungssektor", sagte Smith.

Damit wird eine Rezession unwahrscheinlicher. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) sagt für das zu Ende gehende Quartal ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 0,2 Prozent voraus, auch das IWH in Halle erwartet einen Anstieg. Im vierten Quartal 2022 war Europas größte Volkswirtschaft noch um 0,4 Prozent geschrumpft. Bei zwei negativen Quartalen in Folge wird von einer technischen Rezession gesprochen.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Reinhard Becker. - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)