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Gericht stellt Prozess gegen Mitangeklagten von Ex-Audi-Chef ein

04.04.2023
um 10:02 Uhr

München (Reuters) - Im Münchner Betrugsprozess um den Abgasskandal bei Audi ist einer der vier Angeklagten aus dem Schneider.

Das Verfahren gegen den Ingenieur Henning L. werde gegen eine Geldauflage von 25.000 Euro eingestellt, sagte der Vorsitzende Richter Stefan Weickert am Dienstag in der Verhandlung des Landgerichts München. Das Geld solle zwei Umwelt- und Naturschutzverbänden zugute kommen. Der rangniedrigste der Angeklagten um den früheren Audi-Chef Rupert Stadler gilt damit nach zweieinhalb Jahren Prozessdauer als unschuldig.

L.s Verteidiger Maximilian Müller, die Staatsanwaltschaft und der Richter hatten sich bereits vor einer Woche grundsätzlich auf die Entlassung des 55-Jährigen aus dem Prozess geeinigt. Die Staatsanwaltschaft ließ damit ihre Anklage gegen ihn wegen Betrugs, mittelbarer Falschbeurkundung und strafbarer Werbung nach mehr als 160 Prozesstagen fallen.

Der Mitangeklagte Ingenieur Giovanni P., der bereits früher eine Mitverantwortung für die Abgasmanipulationen eingeräumt hatte, habe ein Geständnis angekündigt, sagte der Richter zu Beginn der Verhandlung. P. muss wie Stadler und der frühere Audi-Motorenchef und Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz mit einer Verurteilung wegen Betrugs rechnen, wie Richter Weickert am vergangenen Dienstag gesagt hatte. Darauf stehen bis zu zehn Jahre Gefängnis. Bei vollen Geständnissen könnten die Strafen zur Bewährung ausgesetzt werden, hatte der Richter betont. Stadler und Hatz, die die Vorwürfe stets zurückgewiesen hatten, äußerten sich am Dienstag zunächst nicht zu ihrem Vorgehen.

Der Prozess ist eines der prominentesten Gerichtsverfahren zur Aufarbeitung des Dieselskandals bei Volkswagen und der Konzerntochter Audi. Der Skandal um millionenfach manipulierte Abgaswerte war im September 2015 aufgeflogen. Der Münchner Strafprozess läuft seit September 2020. Laut Anklage sollen drei angeklagte Ingenieure Motoren derart manipuliert haben, dass sie die gesetzlichen Abgaswerte zwar auf dem Prüfstand, aber nicht auf der Straße einhielten. Firmenchef Stadler soll es nach Bekanntwerden des Skandals versäumt haben, den Verkauf der manipulierten Autos zu stoppen.

(Bericht von Jörn Poltz. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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