Wien (Reuters) - Für das österreichische Geldhaus Raiffeisen Bank International (RBI) rollt in Russland der Rubel stärker denn je.
In den ersten drei Quartalen habe sich der Gewinn unter dem Strich auf 301 Millionen Euro von 96 Millionen Euro verdreifacht, geht aus einer am Freitag veröffentlichten Unternehmenspräsentation anlässlich der Ergebnisse zum ersten Quartal hervor. Damit habe Russland rund 46 Prozent zum Konzerngewinn von 657 (Vorjahr: 442) Millionen Euro beigetragen. Das neben Russland auch in Belarus und der Ukraine tätige Institut liegt damit über den Erwartungen von Analysten, die im Schnitt mit einem Nettogewinn von 528 Millionen Euro gerechnet hatten. Im Frankfurter Frühandel legten die RBI-Papiere um 2,7 Prozent zu.
Neue Aussagen zur Zukunft der russischen Tochterbank machte die RBI, die neben der italienischen UniCredit die am stärksten in Russland aktive europäische Bank sind, nicht. Aufgrund des Ukraine-Krieges prüft die Bank alle strategischen Optionen für das Geschäft. Bankchef Johann Strobl grenzte die Möglichkeiten zuletzt ein: Die RBI verfolge derzeit mögliche Transaktionen, die zu einem Verkauf oder einer Abspaltung führen würden. Die Geschäfte in Russland sollen währenddessen weiter reduziert werden.
"Wir haben im ersten Quartal 2023 in Russland sowohl das Kreditgeschäft als auch das Zahlungsverkehrsgeschäft weiter reduziert", sagte Strobl. Einige Bankgeschäfte wollen die Österreicher jedoch beibehalten, um die Bedingungen zur Aufrechterhaltung der Banklizenz zu erfüllen, hieß es.
Profitiert habe die RBI in Russland vor allem von einem Anstieg des Zinsüberschusses auf 377 Millionen Euro nach 222 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Das Kreditvolumen sei hingegen um 24 Prozent zurückgegangen. Die Zahl der Kunden sank um 13,3 Prozent auf 3,2 Millionen, während die Zahl der Mitarbeiter um 2,3 Prozent auf 9890 stieg. Die Anzahl der Filialen schrumpfte leicht auf 124 von zuvor 131. Gewinne abziehen kann die Bank aus Russland aber derzeit nicht.
Auch insgesamt konnte die RBI zulegen. Der Zinsüberschuss stieg auf 1,39 Milliarden Euro nach 986 Millionen Euro und der Provisionsüberschuss legte auf 966 Millionen Euro nach 683 Millionen Euro zu. Auch im Gesamtjahr traut sich die Bank nun mehr zu. So wurden die Ziele für einige wichtige Kennzahlen nach oben geschraubt. Unter anderem werde der Zinsüberschuss nunmehr zwischen 5,3 und 5,4 Milliarden Euro erwartet, nachdem die RBI zuvor von rund 4,5 bis 4,7 Milliarden Euro ausgegangen war. Ohne Russland und Belarus werde der Zinsüberschuss nun bei 3,6 bis 3,7 (zuvor: 3,2 bis 3,4) Milliarden Euro gesehen. Der Provisionsüberschuss werde nun zwischen 3,2 und 3,4 (2,4 bis 2,5) Milliarden Euro gesehen. Ohne Russland und Belarus seien es nun rund 1,7 (rund 1,6) Milliarden Euro.
(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich und Tom Sims. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)