Frankfurt (Reuters) - Die schwächelnde Konjunktur Chinas sowie die anhaltenden Spannungen zwischen der Volksrepublik und den USA haben europäischen Anlegern am Freitag erneut die Laune verdorben.
Dax und EuroStoxx50 verloren nach einem anfänglichen Erholungsversuch jeweils ein halbes Prozent auf 15.641 beziehungsweise 4198 Punkte.
"Wer gehofft hatte, dass die wirtschaftspolitischen Spannungen zwischen den USA und China zeitnah von der Agenda der Risikofaktoren für den Aktienmarkt verschwinden würden, der hat die Rechnung ohne die Behörden in Peking gemacht", sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. "Das nun geplante, teilweise Verbot der Verwendung von iPhones am Arbeitsplatz kostet nicht nur den Apple-Konzern 200 Milliarden Dollar Börsenwert, sondern könnte auch die Stimmung in der gesamten Technologiebranche kippen lassen."
VERKAUFSDRUCK BEI APPLE LÄSST NACH - ZULIEFERER IM MINUS
Zum Wochenausklang stabilisierten sich die Titel des iPhone-Anbieters im vorbörslichen US-Geschäft allerdings, nachdem binnen zwei Tagen mehr als sechs Prozent abgerutscht waren. Einige Zulieferer wie Luxshare, SK Hynix oder AMS mussten dagegen erneute Verluste hinnehmen. Bei Letzteren summierte sich das Minus der jüngsten Talfahrt auf etwa acht Prozent.
Die Papiere der "Carglass"-Mutter D'Ieteren verbuchten dagegen mit einem Plus von zeitweise 7,7 Prozent den größten Kurssprung seit einem Jahr. Der Halbjahresgewinn des Mischkonzerns, zu dem auch der Luxusnotizbuch-Anbieter Moleskine gehört, liege dank Preiserhöhungen über den Erwartungen, lobte Analyst David Kerstens von der Investmentbank Jefferies. Der leicht angehobene Gesamtjahresausblick sei daher vergleichsweise zurückhaltend.
"KING DOLLAR" VOR LÄNGSTER GEWINNSERIE SEIT 2014
Erneut gefragt war auch die Weltleitwährung. Sie profitierte von ihrem Image als "sicherer Anlagehafen" und von Spekulationen auf längerfristig hohe US-Leitzinsen. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, notierte am Freitag bei 104,91 Punkten und stand vor dem achten Wochengewinn in Folge. Das wäre die längste Serie seit neun Jahren. Damals ging es zwölf Mal hintereinander bergauf.
Die Dollar-Stärke machte Rohstoffe für Investoren außerhalb der USA unattraktiver. Außerdem befürchteten sie eine schwindende Nachfrage des Top-Abnehmers China, sagten Börsianer. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee und das Industriemetall Kupfer verbilligten sich zeitweise um jeweils ein knappes Prozent auf 89,30 Dollar je Barrel (159 Liter) beziehungsweise 8251 Dollar je Tonne.
Der europäische Erdgas-Future stieg dagegen um bis zu 16 Prozent auf 35,40 Euro je Megawattstunde. Der Streik in australischen Anlagen für Flüssigerdgas (LNG) schürte Ängste vor Angebotsengpässen. Das Land ist der weltgrößte Exporteur dieses Energieträgers. Die Gewerkschaften hatten sich mit dem Betreiber Chevron nicht über einen neuen Tarifvertrag und bessere Arbeitsbedingungen einigen können. Die Papiere des US-Ölkonzerns gaben vorbörslich 0,6 Prozent nach.
(Bericht von Hakan Ersen.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)