Berlin (Reuters) - Die Großreederei und Hapag-Lloyd-Rivalin MSC hat auf dem Weg zu ihrem geplanten Einstieg beim Hamburger Hafenlogistik-Konzern HHLA ein wichtiges Etappenziel erreicht.
Die in Genf ansässige Mediterranean Shipping Company (MSC) teilte am Dienstag mit, dass dem Konzern und der Freien und Hansestadt Hamburg nach Ablauf der zweiten Annahmefrist zusammen rund 92,3 Prozent der HHLA-Anteile zugerechnet werden könnten. Die weltgrößte Container-Reederei und die Stadt Hamburg hatten sich bereits vorab darauf geeinigt, die HHLA unter sich aufzuteilen. Der Deal hatte in der Wirtschaft der Hansestadt für Unruhe gesorgt. Die Hamburgische Bürgerschaft und die Kartellbehörden müssen ihm noch zustimmen.
"Wir freuen uns über das starke Ergebnis unseres Übernahmeangebots", erklärte MSC-CEO Sören Toft. Sein Konzern habe sich über drei Viertel der im Streubesitz befindlichen HHLA-Aktien sichern können. Durch den mit Hamburg zusammen gehaltenen Anteil sei man nun in einer sehr guten Position, um die gemeinsamen Pläne voranzutreiben. "Das Ziel ist klar: Wir planen Wachstum für die HHLA und wollen damit auch dazu beitragen, dass der Hamburger Hafen eine noch wichtigere Rolle im Konzert der Welthäfen einnimmt."
Für den Deal will die bisher mit rund 70 Prozent beteiligte Hansestadt ihren Anteil am heimischen Konzern bis auf 50,1 Prozent reduzieren. Der Plan hatte in Hamburg zum Teil heftige Kritik ausgelöst - nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern auch angesichts der stark mit dem Hafen verknüpften Identität der Stadt. Die HHLA, der größte Terminal-Betreiber in Hamburg, wurde selbst im September von dem Vorhaben überrascht. Das HHLA-Management stellte sich erst Anfang November nach Zugeständnissen seiner künftigen Großeigner hinter die Offerte.
MSC IM BESITZ DER ITALIENISCH-STÄMMIGEN FAMILIE APONTE
So wurden der HHLA unter anderem eine 450 Millionen Euro schwere Eigenkapitalspritze, der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen für mindestens fünf Jahre und die Gleichbehandlung der Kunden - also auch mit MSC konkurrierender Reedereien - zugesichert. HHLA-Chefin Angela Titzrath erklärte am Dienstag, der Fokus liege für sie nun auf der Finalisierung der Zusammenschlussvereinbarung. "Wir sind zuversichtlich, dass die noch nicht abschließend geregelten Punkte in den nächsten Wochen ausgearbeitet werden können."
Der künftige Großeigner MSC ist im Besitz der Familie des italienisch-stämmigen Konzerngründers und -vorsitzenden Gianluigi Aponte. Mit weit über 750 Schiffen liegt der Branchenprimus deutlich vor Deutschlands größter Container-Reederei Hapag-Lloyd, die als weltweite Nummer fünf auf mehr als 260 Containerschiffe kommt. Hapag-Lloyd mit Sitz an der Hamburger Binnenalster hatte sich zunächst verärgert gezeigt, gibt sich inzwischen aber gelassener angesichts des Einstiegs der Konkurrenz beim anderen Schifffahrts-Traditionskonzern der Stadt. Seit fast 20 Jahren ist MSC bereits über ein Joint Venture mit dem HHLA-Konkurrenten Eurogate am Container-Terminal in Bremerhaven beteiligt.
In Hamburg wird mit einem Abschluss des MSC-Einstiegs im zweiten Quartal 2024 gerechnet. Deutschlands größter Hafen hat mit sinkenden Umschlagszahlen zu kämpfen, auch wenn das dritte Quartal 2023 nach Einschätzung des Vereins Hafen Hamburg Marketing Anlass zur Hoffnung auf Erholung gibt. Die Hamburger Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard zeigte sich über das Ergebnis des Übernahmeangebots erfreut: Die strategische Partnerschaft mit MSC und die Einbindung in ein weiteres globales Netzwerk würden zusätzlichen Umschlag bringen und auch einen Beitrag für die Entwicklung des Hafens leisten, erklärte die SPD-Politikerin. "Das heutige Ergebnis bringt uns auf diesem Weg einen wichtigen Schritt weiter."
(Bericht von Elke Ahlswede, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)