Doha/London (Reuters) - Wegen der unsicheren Lage im Roten Meer schickt das Emirat Katar einem hochrangigen Insider zufolge vorerst keine mit Flüssigerdgas (LNG) beladenen Schiffe mehr durch den Suezkanal.
Der staatliche Energiekonzern QatarEnergy habe mindestens vier für die Route vorgesehene Tanker gestoppt, sagte der Insider am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Fahrten durch das Seegebiet in Nahost würden ausgesetzt, damit sich das Unternehmen über die Sicherheitslage beraten lassen könne. "Wenn die Fahrten durch das Rote Meer unsicher bleiben, fahren wir über das Kap." Über das Kap der Guten Hoffnung im Süden Afrikas leiten bereits mehrere Reedereien ihre Schiffe um. QatarEnergy ist der zweitgrößte LNG-Exporteur weltweit.
Die Bundesregierung hatte Ende 2022 eine Vereinbarung mit Katar getroffen, nach der ab 2026 jährlich zwei Millionen Tonnen LNG nach Deutschland gebracht werden. Das Gas soll per Schiff transportiert werden. LNG spielt eine Schlüsselrolle bei den Bemühungen Deutschlands, die ausfallenden Gasmengen aus Russland zu ersetzen.
In dem ans Rote Meer grenzenden Jemen haben sich die Huthi-Rebellen mit der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen solidarisch erklärt und wiederholt Schiffe vor der von ihnen kontrollierten Küste attackiert. Dies hat bereits mehrere Großreedereien - darunter die deutsche Hapag-Lloyd - dazu veranlasst, das Seegebiet zu meiden. Dadurch entstehen höhere Kosten und Gebühren sowie Verzögerungen, die bereits bei einigen Unternehmen wie Tesla, Volvo und Suzuki zu Produktionsbeeinträchtigungen geführt haben.
Für die Öltanker aus dem Persischen Golf dauert die Fahrt nach Europa normalerweise 18 Tage. Mit dem Umweg um den afrikanischen Kontinent herum kommen neun Tage hinzu. Schiffsdaten des Unternehmens LSEG zufolge waren aus Katar drei Tanker mit LNG an Bord auf dem Weg zum Suezkanal, als sie am Sonntag vor dem Oman stoppten. Ein viertes Schiff auf dem Rückweg nach Katar unterbrach seine Fahrt demnach bereits am Samstag im Roten Meer. QatarEnergy und die Regierung des Emirats waren zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Daten von LSEG und dem Unternehmen Kpler zufolge haben seit dem Wochenende mindestens sechs weitere Tanker vor der Einfahrt ins Rote Meer gestoppt oder sind auf Alternativrouten ausgewichen.
Die Route über das Rote Meer, den Suezkanal und das Mittelmeer ist die kürzeste Schiffsverbindung zwischen Südostasien und Europa. Rund zwölf Prozent des weltweiten Seeverkehrs geht durch den Kanal. Im Süden wird das Rote Meer von der Meerenge Bab-al-Mandab begrenzt, die zwischen Dschibuti und dem Jemen liegt. Die Huthi-Rebellen im Jemen haben auch nach den jüngsten US-britischen Angriffen auf ihre Stellungen weitere Attacken auf Schiffe angekündigt, die in Richtung Israel fahren.
(Bericht von Andrew Mills, Maha El Dahan, Robert Harvey, Natalie Grover, Ahmad Ghaddar und Jonathan Saul; geschrieben von Elke Ahlswede. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)