Berlin (Reuters) - Die Autovermieter verzeichnen wegen des bevorstehenden längsten Streiks in der Geschichte der Deutschen Bahn mehr Buchungen.
"Aktuell beobachten wir für diese Woche bundesweit eine deutlich erhöhte Nachfrage", sagte ein Sprecher des börsennotierten Autovermieters Sixt am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Zu dessen Netzwerk in Deutschland zählen knapp 350 Stationen.
Konkurrent Europcar betonte, grundsätzlich noch viele freie Fahrzeuge zu haben. "Bis einschließlich Mittwoch könnte es allerdings knapp werden, da wir bereits zahlreiche Buchungen erhalten haben", sagte Geschäftsführer der Europcar Mobility Group Germany, Tobias Zisik. Europcar zählt bundesweit mehr als 300 Stationen.
"BYE BYE BAHNSINN"
Die Lokführergewerkschaft GDL hat zu einem Streik von Mittwoch bis Montag aufgerufen. Vermittlungsportale werben nun offensiv um Umsteiger. "Bye bye Bahnsinn, Hallo Carsharing", heißt es etwa in Rundmails des Anbieters billiger-mietwagen.de, der neben Leihwagen auch Carsharing-Angebote vermittelt.
Trotz steigender Nachfrage machen die Autoverleiher denjenigen Hoffnung, die dringend auf einen Transport angewiesen sind. "Erfahrungsgemäß planen viele Kunden noch um", sagte Europcar-Manager Zisiki. "Das heißt, es kann durchaus sein, dass es zu Stornierungen kommt und Mietwagen erneut verfügbar sind." Ab Donnerstag sehe es deutschlandweit wieder sehr gut aus.
Der Bahnstreik kommt der heimischen Wirtschaft nach Prognose von Ökonomen teuer zu stehen. "Ein eintägiger bundesweiter Bahnstreik kostet etwa 100 Millionen Euro am Tag an Wirtschaftsleistung", sagte der Konjunkturchef des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln), Michael Grömling, zu Reuters. Bei der nun angekündigten Streikdauer von sechs Tagen würden die Kosten nicht mehr linear steigen, sondern sich teils multiplizieren. "Wir sind da schnell bei einer Milliarde Euro Schaden", sagte Grömling.
Ähnlich schätzt das Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer ein. Durch den Streik dürfte die Wertschöpfung im Transportsektor pro Tag zwar schätzungsweise nur um 30 Millionen Euro sinken. "Viel größere wirtschaftliche Schäden entständen, wenn Fabriken ihre Produktion wegen Nachschubproblemen runterfahren müssten", warnte Krämer. "Außerdem strapaziert der Bahnstreik die Nerven der Bürger und kratzt am ohnehin angeschlagenen Image des Wirtschaftsstandorts Deutschland."
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Ralf Banser - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)