Frankfurt (Reuters) - Bayer kündigt wenige Tage vor seinem mit Spannung erwarteten Kapitalmarkttag einen Vorstandswechsel in seinem Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten an.
Der bisherige Leiter der Sparte Consumer Health, Heiko Schipper, habe den Aufsichtsrat gebeten, seinen Vertrag vorzeitig zu beenden, teilte der Leverkusener Pharma- und Agrarkonzern am Donnerstag mit. Der 54-Jährige wolle seine Karriere außerhalb von Bayer fortsetzen und werde den Konzern Ende April verlassen. Sein Nachfolger als Leiter der Sparte und Vorstandsmitglied solle Julio Triana werden. Der 58-jährige arbeitet seit 2002 für Bayer und ist derzeit Head of Commercial Operations Region International im Pharmageschäft des Konzerns.
Vorstandschef Bill Anderson will auf dem Kapitalmarkttag am 5. März seine Pläne zur Zukunft von Bayer vorstellen. Er hat bislang einer gleichzeitigen Aufspaltung des Konzerns in drei Teile eine Absage erteilt. Neben der Beibehaltung von drei Divisionen sah er eine Trennung vom Consumer-Health-Geschäft oder der Agrarsparte als die wesentlichen möglichen Optionen.
Die überraschende Personalie deutet darauf hin, dass Anderson am Dienstag womöglich die Consumer-Health-Sparte in Angriff nimmt. Die Analysten von Barclays hielten es zuletzt für am wahrscheinlichsten, dass Bayer dieses Geschäft zu Geld macht: "Obwohl es relativ klein ist, hat es sich den letzten Jahren gut entwickelt." Der frühere Nestle-Manager Schipper ist seit 2018 Mitglied des Bayer-Vorstands und Leiter der Sparte mit Marken wie Aspirin und Bepanthen. Unter seiner Führung gelang dem einstigen Sorgenkind eine erfolgreiche Trendwende.
Investoren wie etwa die Fondsgesellschaft Union Investment hatten in der Vergangenheit bereits eine Abspaltung von Consumer Health als wertschaffend bezeichnet. Eine Aufspaltung könnte den Konglomeratsabschlag bei Bayer beseitigen, da Mischkonzerne an der Börse oft niedriger bewertet werden als ihre Einzelteile. Reuters hatte allerdings im Januar von Insidern erfahren, dass Anderson in diesem Jahr keine großen strukturellen Veränderungen angehen werde. Er wolle sich zunächst auf die Einführung seines neuen, vereinfachten Betriebsmodells konzentrieren, das mit einem erheblichen Personalabbau verbunden ist.
Neben der Vorstandspersonalie kündigte Bayer auch neue Kandidaten für seinen Aufsichtsrat an. Einen Platz dort soll der aktivistische Investor Jeffery Ubben erhalten, den Bayer zur Wahl in das Gremium vorschlägt. Ubben gehörte zu den Investoren, die den Konzern gedrängt hatten, einen Nachfolger für den scheidenden Vorstandschef Werner Baumann außerhalb der eigenen Reihen zu finden. Dem kam Bayer mit der Berufung des ehemaligen Roche-Pharmachefs Anderson nach, der das Unternehmen nun seit Juni führt.
(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)