Ingolstadt (Reuters) - Die Volkswagen-Tochter Audi stellt sich auf kräftigen Gegenwind ein und rechnet für das laufende Jahr mit einem Rückgang bei Umsatz und Gewinn.
Insgesamt seien die Rahmenbedingungen 2024 sehr anspruchsvoll, die gesamtwirtschaftliche Situation bleibe schwierig, teilte der Autobauer am Dienstag mit. Finanzchef Jürgen Rittersberger sprach von einem "Übergangsjahr".
Trotz der geringeren Elektro-Nachfrage stellte Audi-Chef Gernot Döllner keine Strategieänderung in Aussicht. Audi bleibe dabei, 2026 das letzte Fahrzeug mit Verbrennungsmotor auf den Markt zu bringen. "Wie wir das im Detail machen, da sind wir flexibel", sagte er mit Blick auf die Überprüfung des Ausstiegsziels in der Europäischen Union 2026. "Aber die Grunddaten stehen, weil wir an die Transition zum Elektroauto glauben." Er wünsche sich von der Politik ein klares Ziel, wo es hingehe. Zuletzt hatte Mercedes-Chef Ola Källenius seine Hochlaufziele für Elektroautos zurückgenommen.
Um sich unabhängiger vom chinesischen Markt zu machen, will Audi das US-Geschäft ausbauen und sein Portfolio darauf ausrichten. In den USA sei ein zweigeteilter Markt zu beobachten, mit einem hohen Elektro-Anteil an den Küsten und mehr Verbrennern im Inland. Details zu den Modellen ließ Döllner allerdings offen. Auch einem weiteren Werk erteilte er eine Absage und verwies auf das bestehende Audi-Werk in Mexiko sowie das Volkswagen-Werk in Chattanooga in Tennessee und das geplante Scout-Werk in South Carolina.
Doch auch in China soll es aufwärts gehen, zum einen mit dem Produktionsstart in dem Werk zusammen mit FAW, in dem der Q6 etron vom Band laufen soll. Dazu kommt die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Hersteller SAIC, auf die sich die beiden Unternehmen im vergangenen Jahr grundsätzlich geeinigt haben und wo nun die Verhandlungen über die Details laufen. Döllner sagte, er sei zuversichtlich, dass es noch in diesem Jahr zu einer verbindlichen Vereinbarung komme und Mitte des Jahrzehntes die Fahrzeuge auf den Markt kämen.
SPARPROGRAMM SOLL UMSATZRENDITE AUFBESSERN
Der Umsatz dürfte 2024 mit 63 bis 68 Milliarden Euro unter dem Niveau des Jahres 2023 liegen, bei der Umsatzrendite stellt Audi eine Spanne von acht bis zehn Prozent in Aussicht nach neun Prozent 2023. Damit liegen die Ingolstädter deutlich unter ihrer langfristigen Zielmarke von 14 Prozent. Rittersberger sagte, Audi habe ein Sparprogramm auf den Weg gebracht, um dieses Ziel zu erreichen. Dazu gehörten auf der einen Seite Verbesserungen beim Verkauf, auf der anderen Seite niedrigere Produktkosten. Bis Ende des Jahrzehnts will Audi mit Elektroautos so viel Geld verdienen wie mit Verbrennern.
2024 dürften die Marke mit den vier Ringen allerdings vor allem einen geringeren Absatz zu spüren bekommen, auch bedingt durch die Einführung neuer Modelle: Mit mehr als zweijähriger Verspätung kommt in der zweiten Jahreshälfte der gemeinsam mit Porsche entwickelte, vollelektrische Q6 etron zu den Händlern, zudem steht der Verkaufsstart des ebenfalls elektrischen A6 sowie der Verbrennermodelle A5 und Q5 an. Rund um die Einführung eines neuen Autos sinken üblicherweise die Auslieferungszahlen, weil die Produktion umgestellt werden muss.
Auch der Barmittelzufluss werde mit 2,5 bis 3,5 Milliarden Euro zurückgehen, unter anderem, weil Investitionen in die neuen Fahrzeuge anstehen. Dazu kämen Versorgungsengpässe, sagte Rittersberger. Derzeit betreffe das Sechs- und Achtzylindermotoren. Mit einer besseren Versorgung sei im Jahresverlauf zu rechnen. 2023 legten die Erlöse um 13 Prozent auf knapp 70 Milliarden Euro zu, der Gewinn sank dagegen um zwölf Prozent auf knapp 6,3 Milliarden Euro. Dabei spielten auch negative Effekte aus Rohstoffsicherungsgeschäften eine Rolle, die mit 900 Millionen Euro zu Buche schlugen.
(Bericht von Christina Amann, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)