Liebe Leser,
Ende Februar, kurz nach dem Beginn der heißen Phase des Ukraine-Konflikts haben wir die Trendthese aufgestellt, dass diese kriegerische Auseinandersetzung auf dem Europäischen Boden weitreichende langfristigen Folgen haben wird. Grund dafür ist die Tatsache, dass es sich hierbei um einen großen geopolitischen Konflikt zwischen dem Westen, angeführt von USA und der Russischen Föderation handelt. Das Ergebnis dieser Konfrontation wäre eine ganz neue Weltordnung sowohl im geopolitischen als auch im wirtschaftlichen Sinne. Doch bis es soweit ist, wird der Konflikt beider Großmächte indirekt auf wirtschaftlichen Ebenen ausgetragen. Denn eine direkte militärische Konfrontation will zu diesem Zeitpunkt wohl keiner riskieren. Die Absicht und der Wunsch, dem Kontrahenten einen größtmöglichen Schaden zuzufügen bleiben jedoch erhalten. Und so verlagern sich kriegerische Handlungen immer mehr in CyberSpace.
https://viz.traderfox.com/peer-group-tabelle/US22788C1053/DI/crowdstrike-holdings-inc/aktien-67751-67629-417099-68542-14880719-64525-1392451-4925832-19455-16776288-7875345-1119259-6697078
Die Rede ist von einem echten Cyberkrieg. Denn im digitalen Zeitalter ist es ein perfektes Instrument, um den Kontrahenten spürbare Verluste, sowohl ökonomisch als auch in Fragen der Nationalen Sicherheit hinzufügen zu können. Spionage, Sabotage, Manipulation etc. sind die Waffen, die man im digitalen Zeitalter benutzen kann. Dabei bleibt man unbemerkt im Schatten. Gleichzeitig werden nun zahlreiche Hackergruppen und simple Cyberkriminelle aktiv. Sie haben jetzt die Chance gewittert, unbemerkt ihre Angriffe und Operationen durchzuführen, da die gesamte Welt weiterhin sehr stark von dem aufgeflammten Ukraine-Konflikt abgelenkt bleibt. Und so liest man in der Presse immer häufiger darüber, dass nicht nur russische Internet-Infrastruktur, Finanz- und Regierungsorganisationen, Fluggesellschaften, Newsportale etc. angegriffen werden, sondern dass die Hacker die Gunst der Stunde ausnutzen, um bspw. mehr als 600 Mio. USD in Kryptowährungen zu stehlen.
Das Alles zeigt ein Mal mehr, wie verwundbar die staatliche Regierungsstruktur sein könnte. Das Problem der Cyberangriffe ist dabei die Tatsache, dass sie entweder ganz oder bis zum letzten Zeitpunkt unbemerkt bleiben und sind somit schwer aufzudecken und zu verhindern. Doch genau dies ist die Aufgabe, womit man sich in den nächsten Jahrzehnten beschäftigen wird. Und so bestätigt sich die Annahme, dass die westliche Welt massive Investitionen in den Aufbau einer effektiven Armee von Cyberexperten tätigen wird, die aus dem Internet-Schatten ihre Operationen u.a. gegen die Russische Föderation durchführen werden.
Gleichzeitig wird man nun immense Summen investieren müssen, um nicht nur große und kritisch wichtige Organisationen, Betriebe, Regierungs- und Infrastrukturobjekte etc. zu schützen, sondern auch die Vertreter von KuM-Business, die nicht so viel Geld zu Verfügung haben, um ihre eigene Cyberschutz-Abteilung aufzubauen. Und daher entsteht nun dank dem ukrainisch-russischen Konflikt ein sehr starkes Nachfrage-Momentun für Cybersecurity-Konzerne, das gleich mehrere Jahre dauern könnte. Die Börse hat diese Story mittlerweile erkannt, und so beobachten wir, wie die zuletzt thematisierten Top-Cybersecurity-Stocks entweder weiter Richtung Norden ziehen, oder in eine Dynamischen Erholungsbewegung wechseln. Genau aus diesem Grund sollten sowohl die Trader als auch die Investoren, diese Aktien immer auf der Watchlist haben und temporäre Kursschwäche-Phasen eher als interessante Entry-Chancen betrachten.
Was die Favoriten angeht, so hat sich hier Nichts geändert. Den Anfang macht nach wie vor die Aktie von Palo Alto Networks (PANW), die mittlerweile auf ein neues Allzeithoch zog. Es ist ein Altbekannter unter den TOP-Cybersecurity-Stocks. In der Zwischenzeit nahm der institutionelle Support zu, wobei die Analysten ihre Kursziele auf bis zu 710 USD (RBC Capital) erhöht haben. Der letzte fundamentale Impuls kam hier mit besser als erwarteten Zahlen und einer angehobenen FY22-Prognose. Der Q2-Umsatz stieg dabei im Vergleich zum Vorjahreswert um 30 % auf 1,3 Mrd. USD (Konsens: 1,28 Mrd. USD). das EPS von 1,74 USD fiel ebenfalls besser als die erwarteten 1,64 USD aus. PANW hat auf die weiterhin starke Nachfrage verwiesen und die FY22-Prognose angehoben. Das EPS wird nun bei 7,23-7,30 USD statt 7,15-7,25 USD (Konsens: 7,23 USD) bei einem Umsatz von 5,425-5,475 Mrd. USD statt 5,35-5,4 Mrd. USD (Konsens: 5,39 Mrd. USD) erwartet. Das Unternehmen ist einer der führenden Anbieter von Lösungen für den Schutz von Clouds, Netzwerken und Mobilgeräten und ist somit sehr gut im Markt für Netzwerksicherheit, Web-Security und Endpoint-Security aufgestellt. Zudem kündigte man mit Cortex XSIAM eine KI-gesteuerte Plattform an. Extended Security Intelligence & Automation Management (XSIAM) soll die Reaktion auf Bedrohungen drastisch beschleunigen. Und so wird die Reaktionszeit auf eine mögliche Cyberbedrohung enorm erhöht.
Auf ein neues Allzeithoch zog inzwischen auch die Aktie von Tenable (TENB). Das Unternehmen spezialisiert sich auf IT-Schwachstellenmanagement und -analyse. Ihre Plattform und Algorithmen identifizieren mögliche Angriffspunkte in der IT-Infrastruktur, die bspw. in den nächsten Monaten besonders gefährdet wären. Auf diese Weise bekommen die Kunden einen wichtigen Einblick in die IT-Sicherheit ihres Netzwerkt und können priorisirte Entscheidungen bzgl. der Sicherheitslage treffen. Die Nessus-Software des Unternehmens war vor über einem Jahrzehnt ein bahnbrechendes Produkt, das eine Echtzeit-Schwachstellenanalyse ermöglicht. Für Marketingzwecke bietet das Unternehmen heute mit Nessus Essentials, eine kostenlose Lösung, und erst dann mit Nessus Professional, ein kostenpflichtiges Lizenzaboprodukt, an. Die kostenlose Version ist keine ganzheitliche Sicherheitslösung. Es kann jedoch verwendet werden, um ein Netzwerk nach Schwachstellen zu durchsuchen und ist auch programmierbar, was dem Nutzer die Vorteile der Software live demonstriert. Um das System aber letztendlich zu schützen wird der Kunde jedoch eine kostenpflichtige Version brauchen. Wenn also die kostenlose Version überzeugt, ist der Upgrade auf eine kostenpflichtige Version nur noch eine Frage der Zeit. Damit scheint das Unternehmen das zukunftsträchtige Fundament weiter auszubauen, was dem Konzern zukünftig in die Profitzone verhelfen dürfte.
Am Big-Picture-Breakout-Niveau befindet sich die Aktie des Internet-Infrastruktur-Anbieters Akamai (AKAM). Vereinfacht ausgedrückt, bietet AKAM auf seiner Akamai-Plattform eine große Anzahl von Programmen für Cybersicherheit und Anwendungsentwicklung. Dazu gehören aber auch Service-Programme, zum Schutz und einen stabilen Betrieb von Netzwerkverbindungen. Der Umsatz des Konzerns gliedert sich im Wesentlichen 50/50 in zwei Quellen auf: einerseits ist es der Geschäftsbereich rund um Netzwerke (sog. Web Division) und rund um Media & Carrier Division. Geografisch betrachtet, verdient das Unternehmen rund 2/3 seiner Umsätze in den USA, was vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Situation eher als Vorteil zu betrachten wäre. Gleichzeitig hat der Konzern die Zusammenarbeit mit den russischen und belarussischen Staatsorganisationen eingestellt, was ebenfalls positiv empfunden wird. Zumal der RF- und BL-Exposure bei mickrigen unter 1 % liegt.
Qualys(QLYS) ist auf cloudbasierte Produkte zur proaktiven Aufspürung von Schwachstellen in der IT-Infrastruktur, Clouds etc. spezialisiert. Die Kunden bekommen die Möglichkeit zu erkennen, welches Gerät, wo im Netzwerk eingeloggt ist und welche Gefährdungen es womöglich gibt. Angesichts der Tatsache, dass die moderne Welt immer mehr digitalisiert wird, ist es plausibel anzunehmen, dass Cybersecurity sich zukünftig immer mehr Richtung Netzwerk-Sicherheit und Endpoint-Schutz verlagern wird, was letztendlich auch das Geschäft von Qualys und Co. immer besser in Schwung bringen dürfte. Bis dahin ist es die charttechnische Entwicklung der QLYS-Aktie, die man honorieren muss. Der Wert zeigte ebenfalls eine sehr schöne Dynamik und steht kurz vor einem Big-Picture-Breakout.
Was angelaufene Rebounds angeht, so fangen wir hier mit der Aktie von Fortinet (FTNT) an. Grund dafür ist der frische Rating-Upgrade von Equal weight auf Overweight samt einer Kurszielerhöhung von 364 auf 395 USD durch Barclays. Der Analyst beurteilt die Aktien angesichts der Kunden-, geografischen und vertikalen Vielfalt des Unternehmens vor dem Hintergrund erhöhter Sicherheitsbedrohungen positiver als sonst. Das Unternehmen Ist ein Cybersecurity-Software-Anbieter, verdient jedoch einen kleinen Teil seiner Umsätze auch mit dem Vertrieb von speziellen Hardware-Lösungen. Die eigentlichen Produktsales machen dabei rund 35 % der Umsätze aus. Miteingeschlossen sind hier die Lizenzen zur FTNT-Software-Benutzung und entsprechenden Hardwarelösungen. Doch viel wichtiger sind die Einnahmen aus sog. Services, die rund 65 % der Umsätze ausmachen. Umsätze dieser Sparte unterteilen sich in Cybersecurity-Subscription-Erlöse (55 %) und technische Service-Unterstützung von Klienten (45 %). Im geographischen Aspekt ist der Konzern ebenfalls gut diversifiziert: rund 42 % Umsätze generiert man in der America-Region (auf USA entfallen logischerweise rund 31 % der Erlöse), rund 38 % der Umsätze kommen aus Europa, Midle East und Afrika und rund 20 % entfallen dabei auf Südpazifische- Asiatische Region.
CrowdStrike (CRWD) spezialisiert sich auf cloudbasierte SaaS-Lösungen zum Schutz von unternehmensinternen PCs, PC-Netzwerken und Serversystemen. Doch der Konzern baut sein Produktportfolio kontinuierlich aus, was man an der jüngsten rund 400 Mio. USD schweren Übernahme von Humio gesehen hat. Damit wird CRWD seinem End-Point-Security-Produktportfolio einige neue KI-basierte Netzwerküberwachungsfunktionen in Echtzeit hinzufügen, womit weitere Wachstumspotenziale erschlossen werden können. Auch hier scheint die Erholungsbewegung anzulaufen, wobei CRWD-Aktie auf ein neues Lokalhoch zog.
Abschließend ist es anzumerken, dass der Cybersecurity-Trend auch über Aktien wie Varonis (VRNS), Telos (TLS), CyberArc (CYBR), etc. gespielt werden könnte. Was uns angeht so favorisieren wir zu diesem Zeitpunkt weiterhin die Aktien der Marktleader, wie Palo Alto und Fortinet. Da aber die Aktien nun die neuen Hochs erreichen, wäre es ggf. für Trader sinnvoll, über partielle Gewinnmitnahmen nachzudenken.
Viel Erfolg und bleiben Sie Profitabel!
Cybersecurity
Verisign Inc. | 191,43$ | -1,94 % |
Qualys Inc. | 141,38$ | -3,10 % |
Palo Alto Networks Inc. | 188,85$ | -6,16 % |