Anlagetrend: BigCaps: Probleme, die Quartalsberichte von Nvidia (NVDA) und Disney (DIS) aufgezeigt haben!

17.08.2022
um 13:09 Uhr

Liebe Leser,

die angelaufene Rezession samt dem globalen Abverkauf auf den Märkten eröffnet unikale Chancen. Sehr viele Top-Stocks locken nun mit einem netten CRV. Unsere Aufgabe ist es nun, potenzielle Rebound-Kandidaten rechtzeitig zu identifizieren. Die Krise wird nicht ewig andauern und früher oder später enden, sodass auch die Top-Stocks zunächst in eine Erholungsbewegung übergehen und dann sehr wahrscheinlich auf neue Allzeithoch ziehen werden. Die wichtigste Frage, die man demnächst immer wieder beantworten muss, lautet, ob die aktuelle Kursschwäche schon jetzt eine Kauf-Gelegenheit darstellt, oder, ob man mit dem Einstieg und der ersten Positionierung noch warten sollte. Und diese Frage werden wir heute an Beispielen von Nvidia (NVDA) und Disney (DIS) beantworten.

Streaming + Erlebnisparks = Love

Den Anfang macht heute die Aktie des Entertainment-Konglomerats Disney (DIS). Und in diesem Fall muss man zu den Zahlen nicht viel erzählen, denn im Groben ist es die mega-gut angelaufene Streaming-Story, die dem Konzern nun sehr schöne Umsätze beschert. Zahlen-technisch steig der Q3-Usmatz im Vergleich zum Vorjahreswert um 26 % auf 21,5 Mrd. USD (Konsens: 20,62 Mrd. USD). Das EPS von 1,09 USD fiel ebenfalls besser als die erwarteten 1,00 USD aus. Dies war u.a. der angelaufenen Re-Opening-Story zu verdanken, denn man endlich die Freizeitparkt öffnen dürfte, sodass diese Sparte eine Verdopplung beim Betriebsergebnis verzeichnete.

Streaming-Story kommt immer besser in Schwung

Was Streaming-Geschäft angeht, so hat das Unternehmen seine langfristige Abonnentenprognose für Disney+ gesenkt, hält aber an seinem Gewinnziel aus dem Streaming-Geschäft fest. Die Gesamtzahl der Disney+ Kunden dürfte demnach Ende September 2024 zwischen bei 215-245 Millionen liegen. Das ist ein Rückgang gegenüber den 230-260 Millionen, die Disney zuvor prognostiziert hatte. Und an sich ist es kein großes Problem, denn in diesem Fall haben wir es, genauso wie bei Netflix und Co. mit einer gesunden Verlangsamung zutun. Explizit auf Disney bezogen, ist es aber auch der Verlust der Streamingrechte für die Kricketspiele der Indian Premier League, die für Prognosesenkung verantwortlich waren. Zuversichtlich stimmt hier jedoch die Meldung, dass die Streaming-Sparte im Geschäftsjahr 2024 erstmals einen Gewinn erwirtschaften wird. Und dies ist plausibel, denn auch Disney entschied sich nun für Abo-Preiserhöhungen, womit man deutlich höhere Gewinne verzeichnen dürfte.

Miserables Content-Management

Das größte Problem von Disney im Streaming-Segment ist und bleibt die miserable Qualität des Top-Film- und Serien-Contents. Besonders deutlich wird das Desaster, wenn man sich das StarWars-Universum anschaut, denn hier hat Disney in den vergangenen Jahren wohl alles nur Erdenkliche getan, um die Fans zu verärgern.

Persönlich verantwortlich dafür (aus meiner Sicht) ist Kathleen Kennedy, die seit der Übernahme von Lucasfilm alle StarWars-Projekte betreut. Als Produzentin war sie maßgeblich an den SW-Filmen: Das Erwachen der Macht, Rogue One, Die letzten Jedi, Solo, Aufstieg des Skywalkers und der Mini-Serie Obi-Wan Kenobi beteiligt. Sie war u.a. auch dafür verantwortlich, dass sehr beliebtes StarWars-Groß-Universum (Legendarium) für nicht-Kanon erklärt wurde, was Disney Story-Telling sowohl bei den Filmen, Serien, zeichentricks und Videospielen sehr stark einschränkte. Genau aus diesem Grund sieht man in den neuen SW-Filmen immer wieder alte Charaktere wie Skywalker, Darth Vader, Han Solo, Chewbacca etc., als ob StarWars-Universum aus max. nur 15 Charakteren besteht. Gleichzeitig hat sie an den Stories und bei der Schauspielerauswahl mitgewirkt. All diese Filme sind sehr schwach ausgefallen und sind große Flops.

Eine neue Hoffnung

Einzige StarWars-Serien, wo Kathleen Kennedy bis zuletzt nicht mitgewirkt hat, waren der mega-erfolgreiche Mandalorian und das Buch von Boba Fett. Beide Projekte stammen von Jon Favreau und haben die Herzen der StarWars-Community sofort erobert. Und das hat auch der Disney CEO Bob Chapek endlich bemerkt. Und so kursieren in der Presse in den vergangenen Monaten immer mehr Gerüchte darüber, dass die Leitung der StarWars-Projekte zukünftig immer mehr an Favreau gehen wird, wobei der Einfluss von Kathleen Kennedy signifikant reduziert werden soll. Und das stimmt wirklich zuversichtlich.

Fazit

Abschließend zu Disney muss man leider sagen, dass dies eine Top-Story von unrealisierten Top-Möglichkeiten, sowohl im Streaming-, Film-, Gaming-, aber auch Erlebnispark-Segment ist. Was hier tatsächlich überzeugt und zuversichtlich stimmt, ist lediglich die technische Ausführung und das vorhandene Knowhow inkl. Lizenzen für Top-Projekte, was man auch am schnellen Wachstum des Streaming-Segments gesehen hat.

Was hier fehlt, ist ein besseres und konsequenteres Management und eine deutlich bessere Zusammenarbeit mit den Fans von Disney-Filmen, denn genau sie bilden letztendlich die Nachfrage sowohl im Streaming- als auch in dem Film-, Gaming- und Erlebnis-Park-Segment. Daher würde ich in diesem Fall zunächst abwarten, ob bei Disney bald eine Änderung bzgl. der Content-Qualität anlaufen wird. Trading-technisch ist aber die DIS-Aktie schon für kurzfristige Manöver, besonders bei freundlicheren Marktstimmung interessant.

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Die Nummer zwei ist heute die Aktie des Top-Grafikchip-Herstellers Nvidia (NVDA). Und in dieser Hinsicht dürfte schon bald eine interessante Einstiegschance zu entstehen. Das Unternehmen ist ja v.a. für seine hochmodernen GPUs bekannt. Im Rennen um die nächste fortschrittliche Grafik- oder Treiber-Beschleunigertechnologie ist Nvidia führend. Dabei macht die Grafikkartensparte mehr als die Hälfte der Konzernumsätze aus. Und dies ist nun für Nvidia zum Verhängnis geworden. Grund dafür ist eine mega-ungünstige Situation rund um die Nachfrage. Denn grob gesagt, haben wir hier eine Kombination aus einer Gaming-Krise, Mining-Krise und einer Überproduktion der NVDA-30er Grafikkarten-Serie. Dabei wird der Konzern demnächst schon die 40er-Grafikkarten-Serie präsentieren.

Zu viele Grafikkarten, aber die Zukunft sieht gut aus

Kurz und knapp: es besteht ein temporäres Überangebot an Grafikkarten, die Großteil der Konzernumsätze ausmachen und diese Situation wird sich demnächst nicht ändern. Dies dürfte die Anleger in den kommenden Q-Perioden weiter verunsichern, sodass NVDA-Kurs weitere sinken könnte. Und dies wäre in meinen Augen eine sehr interessante Einstiegsmöglichkeit. Zuversichtlich stimmt mich hier das schnelle Wachstum der Data-Center-Sparte, die schon bald (etwa ab 2023) Umsatz-technisch die Performance der Gaming-Sparte überholen wird. NVDA-GPUs gehören ja zu einigen der besten Prozessoren für die Durchführung von AI/ML-Workloads. Und da Data-Center-Betreiber bei NVDA Schlange stehen, um an Top-Hardware ranzukommen, zeigt die NVDA-Data-Center-Sparte schon seit einigen Quartalen infolge, eine sehr hohe Wachstumsrate.

Data-Center sind ein Wachstumstreiber

Aus diesem Grund hat Nvidia auch einen Data-Center-Marktanteil für KI-Workloads von mehr als 80 %, wobei die Hardware-Nachfrage in den kommenden Jahren konstant hoch bleiben dürfte. Das einzige Problem ist derzeit der temporäre Perfect-Storm im Gaming-Segment und das damit verbundene Grafikkarten-Überangebot, die man überdauern muss. Dabei besteht hier die plausible Annahme, dass diese Situation sich schnell ändern wird, wenn bspw. der Bitcoin-Preis aus welchem Grund auch immer erneut in die Höhe schnellt, oder wenn einige Gaming-Publisher endlich mit neuen AAA-Games wie GTA 6 auf den Markt kommen. Das kurzfristige Potenzial bei NVDA-Aktie ist jedoch begrenzt.


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