Tracking Lithium-Stocks: Zeit Gewinne mitzunehmen, oder soll man sie weiter laufen lassen?!

24.08.2022
um 12:49 Uhr

Liebe Leser,

eine sehr spannende Situation haben wir nun rund um Lithium-Stocks. Diese werden ja im Großen und Ganzen durch den Lithium-Preis angerieben und hier haben wir eine interessante Entwicklung. Während die Preise für andere Rohstoffe in den vergangenen Wochen insgesamt sanken, bleibt der Preis für Lithium-Carbonate weiterhin auf seinem Hoch, den man im März 2022 aufgestellt hat. Und genau das ist u.a. der Grund, wieso wir weiterhin eine Stärke bei den Top-Lithium-Stocks wie Albemarle (ALB) und Co. sehen.

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Die meisten Li-Stocks notieren am Big-Picture-Breakout-Niveau

Was die, im Frühling 2022 ausführlich diskutierten Top-Lithium-Stocks angeht, so zeigten sie ungeachtet der turbulenten Markt-Stimmung, eine sehr gute Performance und sind mittlerweile, wie Albemarle und Livent im Bereich der Big-Picture-Breakouts angekommen, weswegen konservative Anleger über partielle Gewinnmitnahmen nachdenken sollten. Was hier zu diesem Zeitpunkt problematisch ist, aber auch zugleich eine kurzfristige Chance darstellt, ist der viel zu hohe Lithium-Preis. Sollte dieser weiter hoch  bleiben, so würden die Aktie sehr wahrscheinlich eine Breakout-Bewegung versuchen, doch da der Lithium-Preis schon seit etwa sechs Monaten auf einem sehr hohen Niveau verbleibt, ist die Wahrscheinlichkeit einer Korrektur deutlich höher, was eine partielle Gewinnmitnahme rechtfertigen würde.

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Li-Trend ist intakt

Was die allgemeine Trendentwicklung angeht, so ist sie weiter vollkommen intakt, was auch die jüngsten Quartalszahlen Top-Lithium-Konzerne bestätigt haben. Die Hauptthese laute nach wie vor: Die Versorgung mit Lithium - dem Hauptmaterial für die Batterieherstellung ist derzeit mit einer Reihe von kurzfristigen Risiken konfrontiert, was potenziell zu einer noch höheren Lithium-Knappheit führen könnte. Dies passiert zugleich mit der Tatsache, dass die Akzeptanz und somit die Marktpenetration von Elektroautos weiter steigt. Das sahen wir zuletzt an den hervorragenden Absatzzahlen aller Elektroauto-Hersteller und besonders beim E-Mobility-Pionier Tesla (TSLA), der ins neue Jahr mit einem neuen Absatzrekord startete.

Die Politik ist so grün, wie nie zuvor

Das politische Momentum scheint im 21. Jahrhundert ebenfalls gut zu sein. Im Vordergrund steht dabei der strategisch schnellere Umstieg auf Elektromobilität im Rahmen der globalen GreenEnergy-Politik nicht nur explizit in den USA, sondern auch in Europa. Laut Bloomberg wurden im Jahr 2021 weltweit etwa 5,6 Millionen Elektroautos verkauft, gegenüber 3,1 Millionen im Jahr 2020. Dieser deutliche Anstieg der Verkäufe ist vor allem auf die steigende Nachfrage in China zurückzuführen. Europa und die USA holen in dieser Hinsicht jedoch ebenfalls auf.

Der EV-Trend ist der Haupttreiber

Der EV-Markt macht schon heute fast 80 % der Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien aus. Und da das Angebot nicht schnell genug ausgebaut werden konnte und zugleich auf einige Schwierigkeiten, wie COVID-Pandemie, Lieferengpässe, politisches Momentum etc. traf, stieß der Lithium-Ionen-Batteriesegment im vergangenen Jahr auf starke Engpässe aufgrund der florierenden EV-Marktnachfrage. Und so hat sich der Lithiumpreis seit Sommer 2021 fast schon verfünffacht. Die Experten gehen davon aus, dass es einige Jahre dauern könnte, bis Angebotsengpässe behoben werden, sodass man die immer höher werdende Elektroautonachfrage weltweit endlich zeitnah und zu den normalen Preisen bedienen kann. Dies ist eine plausible Annahme, v.a. dann, wenn man bedenkt, dass die Elektroautoproduktion in den kommenden Jahren signifikant ausgebaut wird.

Wachstumsfantasien

Global Data Analysten gehen bspw. davon aus, dass sich Lithium-Nachfrage in 2024 fast verdreifachen wird, wobei das durchschnittliche jährliche Wachstumstempo der Nachfrage bei rund 25,5 % liegen dürfte. Sie schätzen auch, dass sich die Batterieproduktion bis 2024 auf 410,5 Gigawatt pro Stunde mehr als vervierfachen wird. Bloomberg-Analysten sind ihrerseits davon überzeugt, dass sich die Nachfrage nach E-Auto-Batterien bis 2030 sogar verneunfachten könnte, was der Lithium-Nachfrage letztendlich einen langfristig steigenden Charakter verleihen dürfte.

Der hohe Lithium-Preis ist der kurzfristige Treiber

Bis es aber so weit ist, erlebt die gesamte Branche weiterhin hohe Preise für Lithium, was zuletzt auch dem Geschäft von Top-Lithiumkonzernen wie Livent und Abermarle einen signifikanten Schub verliehen hat. Beide legen in der aktuellen Berichts-Saison deutlich besser als erwartete Quartalszahlen vor, was ihre Aktien trotzt der turbulenten Marktstimmung signifikant anspringen ließ.

Anzumerken bleibt in dieser Hinsicht lediglich die Tatsache, dass Lithium-Trend an sich immer noch eine sehr volatile und stark-gehypte Angelegenheit darstellt, was ab und zu in heftige Kursschwankungen mündet. Diese Tatsache muss jeden potenziellen Lithium-investor, oder -Trader immer bewusst sein. Mit dem voranschreitenden Siegeszug der Elektromobilität in Kombination mit dem angelaufenen Ausbau der heimischen Lithium- etc. -Produktion u.a. in den USA dürfe sich die Volatilität in den kommenden Jahren deutlich abschwächen.

Was die Stocks angeht, die man unbedingt im Blick haben sollte, so ist es zunächst die Akte Livent (LTHM), die vor dem Hintergrund besser als erwarteter Zahlen und einer erneut signifikant angehobenen FY22-Prognose von Anfang August mittlerweile am Big-Picture-Breakout-Niveau angekommen ist. Das EBITDA/22 wird dank den höheren Lithiumpreisen nun bei 325-375 Mio. USD statt 290-350 Mio. USD erwartet. Der FY22-Umsatz soll auf 800-860 Mio. USD statt 755-835 Mio. USD (Konsens: 226,65 Mio. USD) steigen. Was die gemeldeten Zahlen angeht, so stieg der Q2-Umsatz im Vergleich zum Vorjahreswert um 52 % auf 218,7 Mio. USD (Konsens: 208,44 Mio. USD). Das EPS von 0,31 USD fiel ebenfalls über den erwarteten 0,29 USD aus.

Wenn man also auf der Suche nach einem Lithium-Pure-Player ist, dann wäre LTHM langfristig wohl eine gute Wahl. Der aktuelle Lithium-Marktanteil von LTHM liegt hier derzeit bei rund 5 %. Der Konzern selbst geht davon aus, dass sich die Nachfrage nach Lithiumhydroxid für Elektrofahrzeugbatterien (das Hauptprodukt des Unternehmens) bis 2025 versiebenfachten und bis 2030 nochmal verdoppeln wird. Die Aktie ist volatil, schaffte es dennoch sich nun zu stabilisieren und eine dynamische Rebound-Bewegung zu starten. Der erste positive Impuls kam bereits mit den besser als erwartete Q2-Zahlen, samt einer angehobenen FY22-Prognose vorgelegt hat. Besser als erwartete Q2-Zahlen und eine erneut angehobene FY22-Prognose haben diese Tendenz weiter bestätigt.

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Ähnlich gut sieht auch die Entwicklung bei der Aktie von Albemarle (ALB), die ebenfalls am Big-Picture-Breakout-Niveau angekommen ist. Auch ALB hat Anfang August besser als erwartete Zahlen vorgelegt und seine FY22-Prognose erneut angehoben, was die allgemeine Wachstumsannahme rund um Lithium-Nachfrage und dem damit verbundenen Preisanstieg insgesamt bestätigt. Denn höhere Lithium- und Brom-Preise bescheren nun auch ALB ein sehr gutes Geschäft, wobei diese Tendenz einen eher mittel- statt kurzfristigen Charakter hat. So stieg der Q2-Umsatz im Vergleich zum Vorjahreswert um 91 % auf 1,48 Mrd. USD (Konsens: 1,5 Mrd. USD). Das EBIITDA verbesserte sich um 214 % auf 610 Mio. USD. Das EPS von 3,45 USD fiel dabei deutlich besser als die erwarteten 3,26 USD aus. Und so rechnet man nun für FY22 mit einem EPS im Bereich von 19,25-22,25 statt 12,30-15,00 USD, bei einem Umsatz von 7,1-7,5 Mrd. USD statt 5,8-6,2 Mrd. USD (Konsens: 6,00 Mrd. USD). Die Prognose für 2022 wurde ja aufgrund gestiegener Preise im Lithium- und Bromgeschäft nach oben korrigiert.

Der US-Konzern hat sich unter anderem auf die Herstellung von Brom-basierten Chemikalien spezialisiert und profitiert gleichzeitig als der führende Lithium-Hersteller von der steigenden Lithium-Nachfrage für E-Auto-Akkus, die aufgrund des Siegeszuges der Elektromobilität in den kommenden Jahren weiter zulegen dürfte. Umsatztechnisch macht das Lithium-Geschäft rund 37 % der Gesamtumsätze aus. Weitere 29 % des Umsatzes kommen aus dem Verkauf von Katalysatoren, die zur Reinigung und Verbesserung der Ölqualität verwendet werden. Die weiteren 28 % des Umsatzes verdient man mit dem Verkauf von Brom und seinen Derivaten. Sie werden im Bereich Brandschutz, chemische Industrie, Bohren von Öl- und Gasbrunnen, Wasserreinigung, zur Verarbeitung von Rindfleisch und Geflügel, aber auch bei der Herstellung von Desinfektionsmitteln usw. eingesetzt. Albemarle (ALB) bedient viele der Endmärkte, die entscheidend für den Übergang zu umweltfreundlicherer Energie und die fortschreitende Elektrifizierung und Digitalisierung sind. Daher wäre es möglich, dass man zukünftig auch weitere Umsatznischen erschließen könnte.

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Wie man also unschwer erkennen kann, sorgt der hohe Lithium-Preis gerade in der aktuellen Berichtsaison für hervorragende Zahlen bei den jeweiligen Top-Produzenten. Aus diesem Grund wäre es ratsam, auch weitere Lithium-Hot-Stocks (u. A. auch im Sinne, dass man sich verbrennen könnte) im Blick zu behalten.

Schließlich ist es die Aktie von Lithium Americas (LAC), die man V.a. wegen der Wachstumsfantasie im Blick haben sollte. Am temporären Lithium-Preis-Boom kann der Konzern zunächst nicht teilhaben, da man noch kein Lithium produziert. Und obwohl man noch keine Umsätze hat, nähert sich der Konzern dem Abschluss des Cauchari-Olaroz-Projekts in Argentinien, an dem man 49 % besitzt. Die erste Produktion wird schon in Q3/22 erwartet, was ein fundamentaler Game-Changer sein könnte. Sehr interessant und zeitlich gut-getimed erscheint dabei das Vorhaben des Unternehmens, seine eigene Produktion von Lithium aus Erz in den USA zu starten. Und in diesem Fall wäre es möglich, dass LAC zum Profiteur des Politischen Momentums in den USA aufsteigen wird. Was die Aktie angeht, so hat sie sich in der Zwischenzeit ebenfalls gut entwickelt. Der Wert startete eine Erholungsbewegung und notiert nun im Bereich von 30 USD.

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Abschließend bleibt es zu erwähnen, dass der Lithium-Trend auch zahlreiche Hot-Stocks mit einem deutlich höheren Risiko, aber auch vermutlich besseren Rendite-Chancen bietet. Und aus diesem Grund könnte es sich lohnen auch Aktien wie Standard Lithium, Piedmont Lithium, Allkem (Ergebnis der Fusion der australischen Lithiumproduzenten Orocobre Limited und Galaxy Resources), Sigma Lithium (SGML), Ioneer, Pilbara (PLR), Mineral Ressources (F5J), etc. auf der Watchlist zu haben. Zumal auch die meisten dieser Stocks aktuell am Big-Picture-Breakout-Niveau notieren.

Was uns angeht, so favorisieren wir eher Big-Player wie die Aktie von Albemarle, obwohl im Sinne des Momentum-Tradings der Blick auch Richtung Livent gehen könnte. Die wichtigste Vorauss