Anlagetrend AI: Nvidia (NVDA), Microsoft (MSFT) und OpenAI - hier spielt die Musik!

22.11.2023
um 14:35 Uhr

Liebe Leser,

die KI-Welt ist schon verrückt und begeisternd zugleich. Nach ein paar hektischen Tagen sieht es im Fall von Microsoft (MSFT) und OpenAI so aus, als würde alles wieder dorthin zurückkehren, wo es begonnen hat - Sam Altman, der am 17. November als CEO bei OpenAI überraschend gefeuert wurde, kehrt nun als CEO zu OpenAI zurück, wobei Satya Nadella von Microsoft diese Entscheidung begrüßt. Fragen, Fragen nichts als Fragen, die wir nun zu beantworten versuchen. Wo es allerdings keine Fragen gibt, ist die Entwicklung rund um den aktuellen KI-Hardware-Topseller Nvidia (NVDA). Das Unternehmen pulverisiert regelrecht die Analystenerwartungen und verzeichnet einen neuen Quartalsumsatzrekord von mehr als 18 Mrd. USD. Und genau damit fangen wir heute an.
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Besser, kosmisch, Nvidia (NVDA)

Nvidia (NVDA) übertraf am 21. November die Umsatz- und Gewinnerwartungen für das letzte Quartal mit Leichtigkeit und stellte dabei einen neuen Umsatzrekord von 18 Mrd. USD auf. Im Vergleich zum Vorjahreswert entspricht dies einem Plus von beachtlichen 206 %. Doch damit nicht genug. Das Unternehmen prognostizierte auch einen Umsatz von 20 Mrd. USD +/- 2 % für das angelaufene Q4, was über der Konsensschätzung von 17,86 Mrd. USD liegt. Als Wachstumstreiber stellte sich erneut das Datacenter-Geschäft heraus. In dieser Sparte verzeichnete man einen Umsatzanstieg von 279 % auf ein neues Rekordwert von 14,5 Mrd. USD. Damit übertraf man ebenfalls die Konsensschätzung von 13 Mrd. USD. Dieses Geschäft hat in der Ära der künstlichen Intelligenz eine steigende Nachfrage verzeichnet, da sehr viele Unternehmen weltweit NVDA-Hardware für das Training von KI-Modellen nutzen. Und Nvidia ist aktuell die erste und fast schon die einzige Anlaufstelle für die Datacenter-Chips der neuen Generation.

Nvidias Expansion wird von einer wachsenden Kundenakzeptanz begleitet

"Wir glauben fest daran, dass das Rechenzentren-Geschäft bis 2025 weiter wachsen könnte", sagte CEO Jensen Huang in der Telefonkonferenz. Er stellte zugleich fest, dass sich das Angebot des Unternehmens verbessert und, dass Nvidia immer mehr von der wachsenden Kunden- und Produktakzeptanz auch in benachbarten Nischen profitieren kann. Dies wäre kritisch wichtig, denn aktuell ist der Erfolg des Hardware-Konzerns viel zu stark vom Geschäft mit Rechenzentren-Chips abhängig. Und da fragt man sich, was eigentlich passieren würde, sobald der Rechenzentren-Segment gesättigt wird, doch dies dürfte bis zumindest H2/2024 nicht der Fall sein. Positiv anzumerken, bleibt lediglich der Umstand, dass Nvidia mittlerweile auch das Wachstum im zweitwichtigsten Umsatzsegment Gaming verzeichnet. Damit wird das zweite Standbein des Unternehmens stabilisiert, solange Nvidia weitere Segmente wie bspw. rund um Automotive und Professional Visualization als ergiebige Umsatzquellen noch nicht erschlossen hat.

China ist für Nvidia ein Risikofaktor, den man nicht unterschätzen darf

Die USA haben kürzlich neue Exportbeschränkungen für den Verkauf einiger fortschrittlicher Chiptechnologien nach China eingeführt. Und da diese Regelung neu ist, hat sie sich bis jetzt auch nicht wesentlich auf das Geschäft von Nvidia ausgewirkt. Doch genau diese Regelung könnte sich schon in diesem Quartal zum Problem entwickeln. V.a. dann, wenn man bedenkt, dass Nvidia in den letzten Quartalen etwa 20 bis 25 % des Umsatzes von Rechenzentren-Umsätzen in China realisierte. Zu diesem Zeitpunkt ist es noch kein großes Problem, denn ich gehe davon aus, dass NVDA mögliche China-Ausfälle durch Wachstum in anderen Regionen und Segmenten ausgleichen wird. Doch sobald die USA ins Präsidenten-Wahljahr starten, könnte sich die Situation rund Chipexporte Richtung China weiter verschärfen. Und dies dürfte im Wesentlichen der wichtigste Belastungsfaktor sein, der die Aktie von Freudensprüngen Richtung eines neuen Allzeithoch zunächst abhalten könnte.

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San Altman kehrt zu OpenAI als CEO zurück

In diesem Fall kann man mit voller Verantwortung sagen, dass dies ein sehr verrücktes Wochenende gewesen war. Sam Altman und Greg Brockman werden nach einem fünftägigen Putschversuch des OpenAI-Vorstands zu OpenAI zurückkehren. Die wichtigste Frage bleibt jetzt, ob man den entstandenen Chaos, wo das Top-KI-Unternehmen in den vergangenen Tagen vollkommen hinstürzte, schnell überwinden kann. Das Unternehmen teilte am späten Dienstag (21.11) in einer Erklärung auf X mit, dass es eine "grundsätzliche Einigung" darüber habe, dass Altman zusammen mit einem neuen Vorstand, der sich aus Bret Taylor, Larry Summers und Adam D'Angelo zusammensetzt, zurückkehren wird. Anzumerken ist hier jedoch der Umstand, dass Adam D'Angelo das einzige Überbleibsel aus dem vorherigen Vorstand ist, der Altman am Freitag ursprünglich gefeuert hatte. Gerüchten zufolge war er auch der Top-Initiator des gescheiterten Putschversuchs. Sollte es tatsächlich der Fall sein, so bleibt das Klima in OpenAI auch nach der Rückkehr von Sam Altman und Co. weiter angespannt und ggf. toxisch, was der Konzernproduktivität schaden könnte.

OpenAI wird umstrukturiert

Personen, die mit den Verhandlungen vertraut sind, sagen, dass die Hauptaufgabe dieses kleinen, anfänglichen Gremiums darin besteht, ein erweitertes Gremium von bis zu neun Personen zu überprüfen und zu ernennen, sodass die Governance von OpenAI neu ausgerichtet werden kann. Microsoft (MSFT), der sich verpflichtet hat, Milliarden in das Unternehmen zu investieren, will selbstverständlich einen Sitz in diesem erweiterten Gremium, ebenso wie Altman selbst, der sich mit Satya Nadella offenbar gut versteht. Gleichzeitig werden beide Seiten einer Untersuchung des Putschversuchs durch eine externe unabhängige Anwaltskanzlei zustimmen. Grund dafür ist eben die Tatsache, dass der Putschversuch im Groben die Folge eines menschlichen Machtkampfs war, der aber noch nicht ganz vorbei zu sein scheint, was OpenAI weiter schaden könnte. Auf X sagte Sam Altman jedoch: "Alles, was ich in den letzten Tagen getan habe, diente dazu, dieses Team und seine Mission zusammenzuhalten," was im Großen und Ganzen zuversichtlich stimmt, sich dennoch eher als eine Durchhalteparole anhört.

Das Vertrauen in OpenAI-Vorstand ist gebrochen

Sam Altmans Rückkehr ist dabei noch schockierender als seine plötzliche Entlassung. Und nach außen sieht diese Situation wie folgt aus: Der Vorstand der Non-Profit-Organisation, in die Milliarden Investitionen getätigt wurden, schien entschlossen zu sein, Altman zu entlassen, und wechselte innerhalb von nur drei Tagen zwei CEOs (Mira Murati und Emmett Shear) durch, um Sam Altmans Wiedereinstellung als CEO zu vermeiden. In der Zwischenzeit revoltierten 747 der gesamten 770 Mitarbeiter von OpenAI und drohten, mit Altman und Mitbegründer Greg Brockman zu Microsoft überzulaufen, wenn der Vorstand nicht zurücktrete. Und das ist eine Situation, in der kein unternehmen der Welt stecken möchte.

Microsoft (MSFT) ist der größte Gewinner des OpenAI-Skandals

Die Entscheidung, Sam Altman in seiner CEO-Rolle des bekanntesten KI-Startup der Welt wiederherzustellen, ist aber ein bedeutender Sieg für Microsoft (MSFT), der weitreichenden Folgen haben wird. MSFT-CEO Satya Nadella unterstützte Sam Altman, Greg Brockman und das gesamte OpenAI-Team während der Turbulenzen öffentlich und stimmte kurzzeitig und ohne zu zögern zu, ihn bei Microsoft, inkl. aller anderen Mitarbeiter ohne Bedingungen einzustellen, um eine neue interne KI-Forschungsgruppe zu gründen. Und damit hat er als Businessman eines des größten IT-Konzerns der Welt einen sehr großen Respekt und Vertrauen verdient, was ihn nun auf der menschlichen Ebene deutlich sympathischer macht, aber zugleich mehr Durchsetzungsmacht verleiht. Sein Konzern Microsoft, dessen KI-Strategie von der Technologie des Startups OpenAI abhängt, wird nun höchstwahrscheinlich im neuen Vorstand vertreten sein und damit wird MSFT in der Lage, bestimmte Prozesse im, bis zuletzt, selbstständigen Unternehmen mehr zu kontrollieren.

Microsoft und OpenAI Symbiose ist nur der Anfang einer langen KI-Story

Grund für diese Annahme ist eben die Tatsache, dass MSFT zukünftig mehr Kontrolle und somit Einfluss auf Produkt-Politik von OpenAI bekommen wird. Dies wäre bis zuletzt nicht möglich, wobei MSFT hätte auch nie im Leben den schnell wachsenden KI-Startup übernehmen können (dieser Übernahme hätte niemand zugestimmt, denn damit würde MSFT ganz allein eine kritisch wichtige Innovative Technologie kontrollieren). Doch bald wird MSFT via seinen Sitz im Vorstand einen direkten Einfluss auf OpenAI-Produkte ausüben. Und wir erinnern uns noch einmal viel zu gerne daran, dass MSFT-KI-Wachstumsstrategie von OpenAI-Produkten abhängig ist. Und daher ist es für mich sehr wahrscheinlich, dass die neue OpenAI-Führung unter Einfluss von Microsoft mit einer deutlich aggressiveren Kommerzialisierung von KI-Produkten für Mainstream (wie z. B. ein cloudbasierter Shop für customisierte und spezialisierte ChatGPTs) anfangen wird. Sollte es tatsächlich passieren, so würde ich zwangsweise zur Annahme gelangen, dass die MSFT-Aktie selbst auf diesem hohen Niveau unterbewertet sein könnte. Denn OpenAI-Kommerzialisierung wird dann auf eine oder andere Weise ganz bestimmt auch in MSFT-Produkten integriert, was dem Konzern im BestCase ein Neubewertungspotenzial verleihen könnte!

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