Liebe Leser,
Die Elektromobilität hat längst den Status einer Randerscheinung verlassen und entwickelt sich mit rasanter Geschwindigkeit zur dominierenden Mobilitätslösung des 21. Jahrhunderts. Was vor einem Jahrzehnt noch als futuristische Vision galt, ist heute eine handfeste industrielle Realität, die globale Wirtschaftssysteme grundlegend verändert. Die Elektromobilität ist dabei viel mehr als nur eine Antriebstechnologie. Sie repräsentiert die Verschmelzung von Automobilindustrie, Digitaltechnologie, künstlicher Intelligenz, Robotik und nachhaltiger Energieproduktion. Unternehmen, die diese Konvergenz verstehen und aktiv gestalten, werden die Gewinner der kommenden Dekade sein.
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Chinesische Nachfrage nach Elektrofahrzeugen erreicht Rekordniveau
Zuversichtlich stimmt in dieser Hinsicht die Tatsache, dass der E-Mobility-Trend auch in China eine gewisse stärke zu entwickeln scheint, was letztendlich eine noch höheren Marktpenetration durch Elektrofahrzeuge zur Folge haben dürfte. Dabei stiegen die monatlichen Auslieferungen von Elektrofahrzeugen der chinesischen Hersteller NIO, XPeng und Li Auto kontinuierliche weiter und erreichten im November ein neues Rekordhoch. An dieser stelle kommt eine sehr plausible Annahme ins Spiel, dass der angelaufene Monat Dezember noch besser ausfallen könnte, denn die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen ist in China weiterhin stark ist. Was allerdings einen signifikanten Impuls für die ohnehin starke Absatzdynamik haben dürfte, ist u.a. der angelaufene Preis-Rabatt-Machtkampf zwischen Tesla und BYD.
Tesla und BYD entfachen einen neuen Preiskrieg
Beide Elektrofahrzeughersteller bieten nun erhebliche Rabatte an, während sie um die Vorherrschaft auf dem weltweit größten Automarkt kämpfen. Dies wird aktuell als notwendiges Übel in Kauf genommen, denn Rabattaktionen belasten in der Regel die Gewinnmargen. Das Ziel ist die schnellere Marktpenetration mit Aussicht auf einen größeren Marktanteil, noch bevor China und Rest der Welt in den kommenden Jahren endlich zur ökonomischen Stärke zurückfinden. Und so kündigte Tesla in einem Beitrag auf der Social-Media-Plattform Weibo an, den Preis seines Model Y um 10.000 Yuan (ca. 1.370 USD) bis Ende des Monats zu senken und zusätzlich zinsfreie Kredite über fünf Jahre anzubieten. BYD bietet laut einem Bloomberg-Bericht Rabatte zwischen 1.000 Yuan (ca. 137 USD) und 3.000 Yuan (ca. 412 USD) an.
Tesla vs. BYD – wer verkauft mehr
Beide Konzerne stehen dabei in einem intensiven Wettbewerb um den Titel des weltweit größten Verkäufers rein elektrischer Fahrzeuge. Dabei gelang es dem chinesischen Unternehmen Teslas Quartalsumsatz zum ersten Mal in der Firmengeschichte zu übertreffen. Dies geschah im dritten Quartal 2024. Im vierten Quartal 2024 dürfte BYD Tesla erneut überholen. Dabei meldete BYD am 1. Dezember, dass im November 198.065 rein elektrische Fahrzeuge verkauft wurden, ein Anstieg von 16 % im Vergleich zum Vorjahr. Im Oktober und November zusammen verkaufte BYD etwa 388.000 Fahrzeuge und könnte im vierten Quartal etwa 580.000 Autos verkaufen.
Chinesische E-Autobauer glänzen mit Rekordzahlen im November
Der Trend rund um den steigenden Absatz von Elektroautos ist dabei auch für andere chinesische Unternehmen gültig. So meldete bspw.
- NIO 20.575 Auslieferungen im November, ein Anstieg von etwa 29 % im Vergleich zum Vorjahr. Basierend auf der jüngsten Prognose, die im Rahmen der Ergebnisse des dritten Quartals bekannt gegeben wurde, rechnet NIO im Dezember mit etwa 32.000 Auslieferungen – dies wäre ein neuer Rekord und ein Anstieg von etwa 77 % im Jahresvergleich.
- Auch Li Auto berichtete von 48.740 Auslieferungen im November, ein Plus von etwa 19 % im Vergleich zum Vorjahr. Für Dezember plant das Unternehmen etwa 65.000 Fahrzeuge auszuliefern, was einem Anstieg von 29 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.
- Schließlich ist auch die positive Absatzdynamik bei XPeng zu erwähnen, der 30.895 Fahrzeuge im November auslieferte, ein Zuwachs von etwa 54 % im Vergleich zum Vorjahr. Auf Basis der Prognose für das vierte Quartal sollen im Dezember etwa 34.000 Fahrzeuge ausgeliefert werden.
Die Analysten prognostizieren für 2024 einen Absatz von 7,8 Millionen vollelektrischen Fahrzeugen, was einem Anstieg von etwa 28 % gegenüber 2023 entsprechen würde. Für 2025 wird ein weiteres Wachstum von 17 % auf 9,1 Millionen Fahrzeuge erwartet.
BYD – Ist mehr als Autobauer
Und an diese Tatsache muss man sich immer wieder erinnern, denn damit verfügt das Unternehmen über zusätzliche Diversifizierung und womöglich weitere Umsatzquellen. Dabei baut das Unternehmen seine Kooperationen sowohl mit NVIDIA als auch mit Apple weiter aus, was positive Effekte zur Folge haben dürfte. Neben seinem Erfolg im Automobilbereich expandiert BYD u.a. dank den angesprochenen Partnerschaften auch Richtung der künstlichen Intelligenz, was den Anfang einer ganz neuen Wachstumsstory wäre. Inzwischen ist aber das Unternehmen für die Montage von über 30 % der iPads verantwortlich und spielt eine wichtige Rolle in Apples Lieferkette.
Kooperationen mit Apple und NVIDIA werden vertieft
BYD hat seine Apple-Partnerschaft seit 2009 stetig ausgebaut – von einfachen Komponenten bis hin zur Endmontage. Neben iPads stellt BYD auch Titanrahmen für die neuesten iPhone-Pro-Modelle her. Dabei verfügt das Unternehmen über eine weitere wichtige Kompetenz in Präzisionsfertigung, die sowohl im Automobil- als auch im Elektronikbereich zum Einsatz kommt. Die von BYD entwickelte Blade-Batterie, die inzwischen in allen BYD-Fahrzeugmodellen verwendet wird, stammt ja aus einer früheren Kooperation mit Apple zur Entwicklung von Langstreckenbatterien. Und obwohl Apple seine Pläne für Elektrofahrzeuge eingestellt hat, profitiert BYD weiterhin von diesen Entwicklungen. Was die angesprochene NVIDIA-Kooperation angeht, so plant BYD nun den Bau von KI-gesteuerten Fertigungsrobotern in Zusammenarbeit mit NVIDIA. Diese Roboter sollen nicht nur die Effizienz in der Produktion steigern, sondern auch neue Maßstäbe für die Automobil- und Elektronikindustrie setzen. BYD hat sich also im Laufe der Zeit von einem reinen Batteriehersteller zu einem globalen Technologiekonzern entwickelt, der sowohl den Automobil- als auch den Elektroniksektor dominiert. Und mit einer starken Position in der Elektrofahrzeugbranche, einer vertieften Zusammenarbeit mit Apple und ehrgeizigen KI-Plänen mit NVIDIA zeigt BYD, dass man viel mehr ist als nur ein Tesla-Rivale, weswegen man diese Aktie auch weiter im Blick haben sollte.
Baidu sichert sich Lizenz für autonomes Fahren in Hongkong
Das letzte chinesische Unternehmen, das wir in diesem Trend besprechen werden, bevor wir Taslas Wachstumsstory etwas genauer beleuchten werden, ist der Suchmaschinenbetreiber Baidu. Denn der chinesische Technologieriese hat erstmals eine Lizenz für den Test autonomer Fahrzeuge in Hongkong erhalten. Diese Genehmigung erlaubt es Baidu, mit einem selbstfahrenden Fahrzeug auf ausgewählten Straßenabschnitten zu starten. Das Projekt wird von Baidus Apollo International durchgeführt, das in der ersten Phase bis zu zehn autonomen Fahrzeugen im Bereich North Lantau testen darf. Diese Tests sind Teil von Baidus Strategie, seine Technologien für künstliche Intelligenz und autonomes Fahren über China hinaus zu erweitern. Zielregionen sind neben Hongkong auch Singapur und der Mittlere Osten. Baidus Robotaxi-Dienst "Apollo Go" wurde im Mai mit einem erschwinglichen Modell vorgestellt und strebt an, bis 2025 rentabel zu sein, was weitere wachstumsperspektiven beschert. Doch auch die Konkurrenz schläft nicht und so gelangen wir auch schon zur unseren Top-E-Mobility-Trend-etc.-Story – Tesla!
Tesla FSD 13: Neue Ära für autonomes Fahren?
Tesla hat mit der Einführung der Version 13 seiner Full Self-Driving (FSD)-Software begonnen, wie Ashok Elluswamy, Vizepräsident für KI-Software, am 30. November bekanntgab. Die neue Version bringt umfassende Verbesserungen des End-to-End-Fahrnetzwerks. Erste Videos auf sozialen Medien zeigen neue Funktionen, wie etwa das selbstständige Rückwärtsfahren aus Parkplätzen. Das Update ist ein bedeutender Schritt auf Teslas Weg zu vollständig autonomen Fahrzeugen. Elon Musk kündigte an, dass FSD bis Anfang 2025 besser als menschliche Fahrer sein soll. Tesla plant, den Robotaxi-Dienst später im selben Jahr einzuführen. Die Fortschritte im Bereich autonomes Fahren sind entscheidend für Teslas langfristige Strategie.
Globale Wachstumsperspektiven und der Trump-Effekt
Der technologische Vorstoß des Konzerns wird auch von Analysten wie Wedbush honoriert. Er schätzt das mögliche Potenzial des KI- und Selbstfahrtechnologie-Geschäfts auf eine Bewertung von 1 Billion USD und bewertet daher Tesla-Aktien mit "Kaufen" und einem Kursziel von 400 USD. Stifel hat seinerseits das Kursziel für die TSLA-Aktie auf 411 USD erhöht. Mit der Einführung seines Robotaxi-Dienstes wird Tesla gegen Konkurrenten wie Waymo antreten, den autonomen Fahrdienst von Alphabet, der bereits über 150.000 selbstfahrende Fahrten pro Woche durchführt. Wichtig ist hier auch die politische Entwicklung: Musks Beziehung zum designierten US-Präsidenten Donald Trump könnte sich als strategischer Vorteil erweisen. Eine mögliche Vereinfachung regulatorischer Rahmenbedingungen für autonome Fahrzeuge würde Tesla ganz sicher einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Fazit
Abschließend ist es erneut zu erwähnen, dass Die Elektromobilität keine vorübergehende Erscheinung ist, sondern eine fundamentale Transformation der globalen Mobilitätskultur darstellt. Unternehmen wie Tesla, BYD und Baidu sind dabei nicht nur Akteure, sondern aktive Gestalter dieser Revolution, die mittlerweile mit der vollen Kraft Richtung KI, Robotik und einer weitgehenden Automation läuft. Technologische Konvergenz (Verschmelzung von verschiedenen Technologien) gilt dabei als Schlüssel zum Erfolg. Explizit geht es hier um die Verschmelzung von Elektromobilität, künstlicher Intelligenz, erneuerbaren Energien und vernetzter Infrastruktur unter Einsatz von Robotisierten Fertigungseinheiten, die die Mobilität der Zukunft definieren wird. Investoren, die diese Entwicklung früh erkennen und sich strategisch positionieren, haben dabei wirklich eine reale Chance, Teil einer der bedeutendsten industriellen Transformationen der letzten Jahrzehnte zu werden.
Viel Erfolg und bleiben Sie profitabel!
Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: keine Eigenpositionen.