Die gewinnbringende Wolke!

28.10.2016
um 18:05 Uhr

Das englische Wort für Wolke, Cloud, erhält in den letzten Jahren immer mehr Einzug in verschiedene Bereiche des modernen Lebens und fängt langsam aber sicher an, unsere sozialen, beruflichen, aber auch freundschaftlichen und kreativen Angewohnheiten zu beeinflussen. Dank der verschiedenen Cloud-Dienste ist es nun völlig überflüssig geworden, Urlaubsfotos auszudrucken, beliebte Musiktitel auf eine CD/DVD zu brennen oder auf einem USB-Stick zu speichern. Dank der umfassenden Digitalisierung und der beinahe überall verfügbaren, schnellen Internetverbindung kann man nun ganz bequem via Laptop, Smartphone oder Tablet von überall her darauf zugreifen, sie verändern oder mit Freunden teilen. Die Tendenz des immer stärkeren Umzugs auf cloudbasierte Lösungen nimmt auch im beruflichen Leben kontinuierlich zu. Immer mehr Firmen bieten ihren Mitarbeitern die sogenannten Cloud-Arbeitsoberflächen an, die ihre unmittelbare Anwesenheit in einem Office-Gebäude überflüssig machen.

Das vergleichsweise neue Cloud-Phänomen wird auch auf gesellschaftlicher Ebene gut aufgenommen und akzeptiert, womit seine Verbreitung nur zu einer Frage des technologischen Fortschritts wird. Selbst die meistverbreiteten PC-Programme der Welt wie Windows oder MS Office sind zu sogenannten cloudbasierten Lösungen geworden und diese Tendenz erfasst immer mehr Branchen und Sektoren: Smart-TV wie Netflix, Online Spiel-Pattformen wie Steam und Origin, OneDrive, DropBox, iCloud usw., all das schleicht sich in das moderne Leben eines jeden Menschen ein und wird schon sehr bald als selbstverständlich empfunden, genau wie es mit dem Einzug des Smartphones geschah.

In diesem Sinne begibt sich der wöchentliche TrendScout auf die Suche nach innovativen Unternehmen, die ihre Produkte immer stärker aus der Cloud offerieren und schon bald zu den Topprofiteuren im aufkommenden Cloud-Computing-Trend gehören werden.

Adobe Systems

Das Unternehmen dürfte vielen Lesern mit dem PDF-Acrobat, Photoshop, InDesign sowie der Videoschnittsoftware Premiere Pro bekannt sein, die mittlerweile zu Standardanwendungen geworden sind. Der mit rund 53,89 Mrd. USD kapitalisierte Softwarekonzern hat das enorme Potenzial der Umorientierung auf die cloudbasierte Angebotsstruktur rechtzeitig erkannt und entsprechende Schritte eingeleitet, die sich nun auszuzahlen scheinen. Hierfür sprechen die Rekordergebnisse des letzten Quartals, die der Konzern dank seiner Cloud-Umorientierung verzeichnete.

Der Umsatz stieg um 20,2 % auf 1,46 Mrd. USD und lag damit über dem Konsenswert von 1,45 Mrd. USD. Der Nettogewinn verbesserte sich sogar um 39 % auf 0,75 USD je Aktie und fiel ebenfalls höher als die vom Konsens erwarteten 0,72 USD je Aktie aus. Als wesentlicher Wachstumstreiber erwies sich die steigende Nachfrage nach Clouddiensten. In Anbetracht der positiven Entwicklungsdynamik hat der Konzern auch seine Gewinnprognose für das laufende Fiskaljahr entsprechend angehoben. Das EPS wird nun im Bereich von 2,94–3 USD statt 2,80 USD erwartet.

Für die ausgezeichnete Wachstumsperspektive des Konzerns spricht auch die Tatsache, dass Adobe seine Marketing-Cloud aktiv ausbaut und bereits die Übernahme der Content-Marketing- und Engagement-Plattform Livefyre angekündigt hat. Das Technologieunternehmen, zu dessen Kunden u. a. CNN, The Coca-Cola Company, das Dow Jones Wall Street Journal, Univision und die Warner Music Group zählen, soll als Teil des Adobe-Experience-Managers über die Adobe-Marketing-Cloud integriert werden. Auf diese Weise werden Adobes Kunden die Möglichkeit erhalten, verschiedene Inhalte aus sozialen Netzen in eigene Marketingkanäle einbinden können.

Ebenfalls zukunftsweisend ist die strategische Partnerschaft zwischen Adobe und dem IT-Giganten Microsoft (MSFT) zu kennzeichnen. Beide Unternehmen haben im Rahmen der Microsoft Ignite Konferenz konkrete Pläne für eine strategische Partnerschaft vorgestellt.

Das Ziel ist, die Firmenkunden bei der Umsetzung ihrer Cloud-Strategien zu unterstützen. Im Wesentlichen geht es um die Lösungen Microsoft Azure, Adobe Marketing Cloud und Microsoft Dynamics 365. Dabei wird Adobe Microsoft Azure als bevorzugte Cloud-Plattform für seine eigenen Dienste Adobe Marketing Cloud, Adobe Creative Cloud und die Adobe Document Cloud einsetzen. Im Gegenzug verpflichtet sich der Windowskonzern, seine Dynamics 365 Enterprise Edition über die Adobe Marketing Cloud einzusetzen. Auf diese Weise wird den korporativen Kunden beider Unternehmen mit einer bequemen und praktischen End-to-End-Lösung die Möglichkeit geboten, ihr Geschäftsmodell im Rahmen der digitalen Transformation entsprechend an Cloud-Computing-Lösungen anzupassen.

VMware, Amazon und IBM

Ein weiteres Unternehmen, das schon bald zu den Topprofiteuren des Cloudtrends gehören könnte, ist der mit rund 31,19 Mrd. USD kapitalisierte Konzern VMware. Das Unternehmen gilt zunächst als Anbieter von Virtualisierungslösungen für Cloud-Systeme. Das Hauptprodukt von VMware ist die Cloudplattform VCloud NFV, die alle Instrumente zur Visualisierung von Netzwerkfunktionen in sich vereint. Auf diese Weise wird der Übergang von traditioneller IT-Infrastruktur auf die cloudbasierte unterstützt. In Anbetracht der steigenden Nachfrage nach derartigen Lösungen, die in den nächsten Jahren mit der voranschreitenden Digitalisierung der Industrielandschaft sowie des Firmenumfelds nur zunehmen wird, hat VMware sehr gute Chancen, sein Wachstum fortzusetzen. Zumal der Konzern strategisch wichtige Partnerschaften mit dem E-Commerce-Riesen Amazon (AMZN) und dem IT-Giganten International Business Machines (IBM) zur Entwicklung neuartiger, cloudbasierter Lösungen eingegangen ist.

Für Amazon, das ebenfalls sehr stark vom Cloud-Boom profitiert, bedeutet dies nicht mehr und nicht weniger, als dass der Konzern nun verstärkt das Segment von korporativen, cloudbasierten IT-Lösungen tangieren wird, die innerhalb der Cloud-Industrie aktuell das stärkste Wachstumsverhalten aufweisen.

Das eigentliche Ziel der eingegangenen Kooperation ist aber die Entwicklung neuartiger Cloud-Lösungen wie die sogenannten Hybrid-Clouds, die den potentiellen Kunden die Möglichkeit bieten, ihre eigene Hardwareausstattung (sprich ihr eigenes physisches Rechenzentrum) zusammen mit der bereits programmierten Cloudumgebung von Amazon Web Services (AWS) zu verwenden. Dabei wird VMware sowohl den Vertrieb als auch die Steuerung der neuen IT-Lösungen übernehmen, da der Konzern bereits über eine jahrelange Erfahrung auf dem Gebiet verfügt und außerdem eine große Kundenbasis aufgebaut hat.

In dieser Hinsicht befindet sich VMware in einer Win-Situation, denn seine Kunden würden nun direkten Zugang zu den AWS-Diensten wie Analytik, Datenbanken und vielen mehr bekommen. Amazon hingegen wird seine Klientenbasis von korporativen Kunden auf diese Weise vergrößern können, die nun auch Amazons AWS-Dienste in Anspruch nehmen werden.

Auf der globalen IT-Marktebene würde diese Bündelung der korporativen Management-, Analyse-, Steuerungsinfrastruktur usw. nun sehr stark zur mittlerweile notwendigen Migration von Vertretern des kommerziellen IT-Sektors von den eigenen Rechenzentren auf cloudbasierte Lösungen beitragen und diese sogar beschleunigen. In dieser Hinsicht ist zu erwarten, dass Amazon seine Position in diesem schnell wachsenden Segment der Cloud-Industrie in der nächsten Zeit weiterhin festigen und ausbauen wird.

Was VMware angeht, so ist der Konzern bereits im Februar 2016 eine ähnliche Kooperation mit dem IT-Spezialisten IBM eingegangen. Auch in diesem Fall haben beide Konzerne vereinbart, ihren Klienten Hybrid-Cloud-Dienstleistungen anzubieten. In dieser Hinsicht ist nun zu erwarten, dass sich die Konkurrenz zwischen Amazon und IBM verstärken wird. VMware wird dagegen aufgrund der Erweiterung seines Dienstleistungsspektrums so oder so zu den Topprofiteuren gehören.

Ebix

Der mit rund 1,89 Mrd. USD kapitalisierte Cloud-Software-Spezialist Ebix adressiert mit seinem Lösungsportfolio dagegen ganz gezielt die Digitalisierung in der Versicherungsbranche im Rahmen des sogenannten Smart-Office-Trends. Das Ziel ist die Entwicklung einer einheitlichen Businessplattform, die alle Bereiche von der Planung und Organisation von Meetings bis hin zur Einstellung neuen Arbeitspersonals abdeckt. Aufgrund des wachsenden Wettbewerbsdrucks sind viele Versicherer gezwungen, ihre Arbeitsprozesse mithilfe der Automatisation zu optimieren und greifen nun verstärkt auf die cloudbasierten Suites von EBIX zurück, die eine u. a. deutlich effizientere Ablaufplanung bei internen Prozessen oder bei der Bearbeitung von verschiedenen Informationen erlauben.

In Anbetracht der zunehmenden digitalen Transformation, die immer mehr konservative Branchenzweige wie eben Versicherungsanbieter erfasst, ist durchaus davon auszugehen, dass auch der Nischenanbieter Ebix schon bald eine signifikante Nachfragesteigerung nach seinen cloudbasierten Lösungen erfahren dürfte.

Fazit

Abschließend bleibt wie immer anzumerken, dass sich der Cloud-Trend noch ganz am Anfang seiner Entwicklung befindet und seine volle Stärke erst mit der flächendeckenden Etablierung einer noch schnelleren, sicheren und stabileren Internetverbindung entfalten wird.

Was die Anbieter verschiedener cloudbasierter Lösungen angeht, so sind diese aktuell sehr zahlreich und tendieren verstärkt dazu, sich in einer entsprechenden Nische zu positionieren. Aus diesem Grund und wegen der aussichtsreichen Wachstumsperspektive ist in diesem Zusammenhang mit der baldigen Sektor-Konsolidierung zu rechnen, die im Zuge zahlreicher Übernahmen die Entstehung zukünftiger Weltkonzerne zufolge haben könnte.

Bis es aber soweit ist, empfiehlt der wöchentliche Trendscout, neben den betrachteten Unternehmen die Aktien von weiteren potenziellen Profiteuren des Cloud-Trends, wie des zukünftigen AR/VR- sowie Digitalisierungsprofiteurs Autodesk (ADSK), auf der Watchlist zu haben. Der Konzern befindet sich aktuell in einem zukunftsweisenden Wandel und geht nun in seinem Vertriebsmodell vom reinen Softwarelizenzverkauf zum cloudbasierten Abrechnungssystem über. Das neue Geschäftsmodell wird sich damit durch eine hohe Flexibilität und bessere Rentabilität auszeichnen, was ebenfalls schon bald in den kommenden Quartalsberichten zum Vorschein kommen dürfte.

Auch die Aktie des weltweit führenden Cloud-Softwareanbieters Salesforce (CRM) bedarf der besonderen Aufmerksamkeit. Das Unternehmen profitiert in letzter Zeit sehr stark von der steigenden Nachfrage nach internetbasierten Softwarelösungen und auch vom Übergang zum Abo-Vertriebsmodell, das eine höhere Profitabilität zur Folge haben dürfte. Zumal der Konzern derzeit verstärkt auf die Erweiterung seines Produktportfolios setzt, um sich im Konkurrenzkampf gegen seine Rivalen Oracle (ORCL) und Microsoft (MSFT) durchzusetzen.

Wie man sieht, ist das Spektrum möglicher Cloud-Profiteure durchaus groß. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass der Cloud-Boom mit anderen Megatrends wie IoT, VR, Gaming, Industrie 4.0, der Automation der Warenlogistik usw. nicht nur Hand in Hand geht, sondern eine notwendige Basis zu ihrer Etablierung bildet, ist es umso wichtiger, potenzielle Profiteure, auch wenn sie zu den unscheinbaren Nischenanbietern gehören, ständig im Auge zu behalten!