Vor wenigen Wochen kommunizierte der US-amerikanische Telekommunikationsgigant AT&T (T) das Vorhaben, seinen Gigabit-Fiber-Internet-Service stark erweitern zu wollen. Dabei sollen bis Mitte 2019 rund 12,5 Mio. US-Haushalte in 67 Regionen an ein 100%iges Glasfasernetzwerk angeschlossen werden. Angesichts des hohen Potenzials dieser Technologie und ihrer wichtigen Rolle in der Etablierung gleich mehrerer Zukunftstrends wie IoT, Cloud-Computing oder auch Stream-TV ist es wahrscheinlich, dass auch andere Netzbetreiber wie Comcast (CMCSA) oder Verizon (VZ) ähnliche Ausbaupläne verfolgen.
Der Gigabit-Service von AT&T (T) ermöglicht eine Datenrate von bis zu 940 MBit/s, was angesichts der steigenden Anzahl an Streaming-Angeboten immer mehr an Bedeutung gewinnt. Für den Ausbau des Glasfasernetzes sprechen viele Faktoren. Einmal ist da natürlich der Wandel vom gewöhnlichen Kabelfernsehen zu den Streaming-Diensten wie Netflix, Amazon-TV usw. Andererseits kommen neue, trendbedingte Dienste wie Twitch oder YouTube-Stream-TV hinzu, die sich auf Liveübertragungen von Cybersportevents spezialisieren. Der wichtigste Entwicklungstreiber, der den Ausbau des Fibernetzes forciert, ist allerdings die immer besser werdende Qualität des gestreamten Contents. Sie wirkt sich enorm auf das Volumen der zu übertragenden Daten aus. Und um eine angemessene Funktionsweise der Streaming-Dienste zu erhalten, muss eine schnelle Glasfaserverbindung zum allgemeinen Standard werden.
Zu den langfristigen Profiteuren dieser Entwicklung werden wohl Telekommunikationskonzerne wie AT&T (T), Verizon (VZ) oder auch der TV-Kabelnetzbetreiber Comcast (CMCSA) gehören. Was aber die kurz- bis mittelfristige Perspektive angeht, so muss man hier besonders intensiv Unternehmen im Auge behalten, die sich unmittelbar mit der Entwicklung von Glasfaser-Netzwerkprodukten beschäftigen und somit höchstwahrscheinlich vom geplanten Ausbau profitieren werden.
Vor rund zwei Wochen gab Verizon bekannt, einen Dreijahresvertrag mit dem für Gorilla Glass bekannten Unternehmen Corning (GLW) unterzeichnet zu haben, womit wir auch schon beim ersten mittelfristigen Topprofiteur des Ausbaus des Glasfasernetzes landen. Corning wird im Zeitraum 2018 bis 2020 rund 20 Mio. km Glasfaserkabel für mehr als 1 Mrd. USD an Verizon liefern. Damit ist der erste Schritt getan und Corning kann berechtigterweise auf weitere Großaufträge hoffen, denn Glasfaserkabel stellen eine kritische Infrastrukturkomponente dar, ohne die weder eine schnelle Kommunikation noch der Data-Stream sowie der 5G-Standard möglich sind.
Ein weiteres Unternehmen, das man im Hinterkopf behalten sollte, ist der mit rund 3,26 Mrd. USD kapitalisierte Konzern Lumentum (LITE). Das Unternehmen ist ein Anbieter von optischen und photonischen Produkten für Datenkommunikations- und Telekommunikationsnetzwerke. Gleichzeitig bietet das Unternehmen industrielle und kommerzielle Laser für Fertigungs-, Inspektions- und Life-Sciences-Anwendungen an. Hinzu kommt, dass Lumentum Halbleiterkomponenten für Industrie-, Kommunikations- und Endverbraucherprodukte liefert und in diesem Marktsegment als führend gilt.
Im vergangenen 2. Quartal konnte der Konzern mit teilweise besser als erwarteten Zahlen aufwarten. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreswert um 21,4 % auf 265 Mio. USD (Konsens: 265,46 Mio. USD); das EPS von 0,57 USD lag über den erwarteten 0,51 USD. Als Wachstumstreiber erwies sich die starke Nachfrage im Bereich der 100G-Datacom-Transreciver. Der Umsatz dieser Produktsparte stieg sequentiell um 124 %. Im Vergleich zum Vorjahreswert war dies ein Anstieg von mehr als 500 %. Dies brachte die operative Marge auf ein neues Rekordniveau von 14,7 %. Der Analyst Jefferies hat sein Kursziel zuletzt von 52 auf 62 USD angehoben und das Buy-Rating bestätigt.
Für 2017 rechnet der Konsens mit einem EPS von 2,13 USD, 2018 sollen es schon 2,50 USD sein. Damit läge das KGVe18 bei rund 21,2.
Der nächste langfristige Topprofiteur wäre der mit rund 1,68 Mrd. USD kapitalisierte Hersteller von Laserdioden sowie DWDM-Komponenten für 10G-, 40G- und 100G-Ethernet: Oclaro (OCLR). Insgesamt fungiert das Unternehmen als Anbieter und Innovator von verschiedenen Glasfaserlösungen, was für entsprechende Wachstumsfantasien sorgt.
Vor wenigen Wochen annoncierte man eine langfristige Kooperation mit dem Netzwerkinfrastruktur-Spezialisten Ciena (CIEN). Das Ziel der eingegangenen Partnerschaft ist die Entwicklung eines 400G-Coherent-Netzwerkes. Dabei erhält Oclaro Zugang zu Cienas WaveLogic Ai. Es ist eine kohärente, optische Chipset-Lösung der neuen Generation, die eine Kombination aus Skalierbarkeit, Automatisierung und Intelligenz für das selbstgesteuerte Netz anbietet. Im Grunde genommen ist dies ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum intelligenten, optischen Netzwerk der Zukunft, das automatisch Datenströme verwalten kann und ggf. bestimmte Security-Protokolle überwacht.
Auf diese Weise wird Oclaro in der Lage sein, seine programmierbaren Module mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von bis zu 400Gb/s zu bauen. Das Absatzpotenzial dürfte enorm sein. Denn diese Module erlauben eine schnelle und kostengünstige Umorientierung zum 400G-Netzwerk, was für eine entsprechende Nachfrage sorgen dürfte. Insgesamt profitiert Oclaro aber aktuell von der starken Nachfrage nach Interkonnektivitäts-Lösungen seitens der Rechenzentren-Industrie, die sich weiterhin in einer dynamischen Wachstumsphase befindet.
Im vergangenen 2. Quartal konnte Oclaro ein solides Wachstumsergebnis vorweisen. Der Q2-Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreswert um 63,5 % auf 153,9 Mio. USD (Konsens: 153,52 Mio. USD); das EPS von 0,21 USD lag über den erwarteten 0,18 USD. Für 2017 rechnet der Konsens mit einem EPS von 0,76 USD, 2018 werden schon 0,84 USD erwartet. Damit läge das KGVe18 bei etwa 11,9.
Auch der aktuell angeschlagene Konzern Finisar (FNSR) dürfte bei dieser Entwicklung eine wichtige Rolle spielen. Das mit rund 3,16 Mrd. USD kapitalisierte Unternehmen gilt als globaler Technologieführer im Bereich optischer Subsysteme und Komponenten, welche schnelle Voice-, Video- und Datenkommunikation für Telekom-, Netzwerk-, Lagerungs-, kabellose sowie Kabel-TV-Anwendungen ermöglichen. Aktuell profitiert Finisar von der starken Nachfrage nach optischen Schlüsseltechnologien entlang der gesamte Cloud-, Rechenzentren- und Telekommunikationsindustrie und ist somit in den schnell wachsenden Zukunftsmärkten von Interkonnektivitäts-Lösungen durchaus gut und perspektivenreich positioniert.
Ungeachtet dessen, dass Finisar im vergangenen Quartal schlechter als erwartet abgeschnitten hatte, befindet man sich weiterhin in einer Wachstumsphase. Der Q3-Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreswert um 23,1 % auf 380,6 Mio. USD (Konsens: 389,55 Mio. USD); das EPS von 0,59 USD lag unter den erwarteten 0,62 USD. Als Wachstumstreiber erwies sich die starke Nachfrage nach 100G-Transrevievern. Der Umsatz dieser Sparte stieg im Vergleich zum Vorjahreswert um 110 %. Für 2017 rechnet der Konsens mit einem EPS von 2,07 USD, 2018 werden schon 2,43 USD erwartet. Damit läge das KGVe18 bei etwa 11,5.
Und schließlich ein Unternehmen, an dem man bei Ausbau von Kommunikationsinfrastrukturen kaum vorbeikommt. Die Rede ist von dem mit rund 3,24 Mrd. USD kapitalisierten Konzern Dycom Industries (DY), der sich auf den Ausbau der Telekommunikationsinfrastruktur spezialisiert und für Kunden wie AT&T, Comcast oder auch Verizon die Errichtung von Telko-Infrastrukturen übernimmt. Hierzu zählen bspw. das Aufstellen von Sendemasten oder die Verlegung von Glasfaserleitungen.
Damit profitiert Dycom zunächst von der Verbreitung der Breitbandtechnologie. Für Wachstumsfantasie sorgt der Corning-Verizon-Deal. Verizon ist Dycoms viertgrößter Kunde und wird bei der Verlegung von 20 Mio. km Glasfaserkabel auf die Expertise eines Drittanbieters zurückgreifen. Angesichts dieser Umstände könnte der eingegangene Deal bei Dycom für neue Aufträge sorgen.
Die letzten Q-Zahlen haben angedeutet, dass die Zeichen für Dycom auf Besserung stehen. Der Q2-Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreswert um 25,3 % auf 701,1 Mio. USD. Das EPS von 0,74 USD lag ebenfalls über den erwarteten 0,69 USD. Der Q3-Ausblick fiel solide aus. Für 2017 rechnet der Konsens mit einem EPS von 5,47 USD, in 2018 werden bereits 6,27 USD erwartet. Damit läge das KGVe18 bei etwa 16,4.
Eine weitere Wachstumsstory, die vom Ausbau des Glasfasernetzes abhängt, basiert auf dem steigenden Informationsfluss und dem daraus resultierenden steigenden Bedarf an Datenspeichern.
Ob VR, Gaming, E-Sport, IoT, Steam-TV oder Cloud-Computing – all das ist ohne eine starke Speicherkapazität von Rechenzentren nicht möglich. Daher spielen die Rechenzentren-Betreiber, die ihre Kapazitäten an Firmen wie Amazon, Facebook, Netflix etc. vermieten, eine immer wichtigere Rolle.
Eines dieser Unternehmen ist der mit rund 18,02 Mrd. USD kapitalisierte Rechenzentren-Betreiber Digital Realty (DLR). Der Konzern ist auf Rechenzenter-Einrichtungen spezialisiert und befindet sich weiter auf Expansionskurs. Im Sommer des vergangenen Jahres gab DLR bekannt, ein 2,4 ha großes Grundstück in Frankfurt-Sossenheim erworben zu haben. Ziel ist die Errichtung eines Rechenzentrums mit einer Leistung von 27 MW. Die Fertigstellung dürfte bereits in der 2. Hälfte 2017 erfolgen.
Aktuell ist das Unternehmen an über 130 Standorten weltweit vertreten und betreibt 23 Rechenzentren auf dem europäischen Kontinent, wobei Frankfurt der erste deutsche Standort sein wird. Die starke Performance zeigte sich zuletzt auch in den besser als erwarteten Q4-Zahlen und einem starken Jahresergebnis. Der 2016er-Umsatz stieg um 21,49 % auf 2,14 Mrd. USD. Das Nettoergebnis verbesserte sich um 43,65 % auf 426,19 Mio. USD. Damit ist die langfristige Wachstumsstory völlig intakt. ?
Ein weiterer Vertreter dieser Trendrichtung, den man ebenfalls im Auge behalten sollte, ist der mit rund 31,39 Mrd. USD kapitalisierte Konzern Equinix (EQIX). Das Unternehmen ist ein netzbetreiberunabhängiger Anbieter von Rechenzentrums- und Interkonnektivitäts-Lösungen und befindet sich ebenfalls auf dem Wachstumspfad.
Anfang April gab man bekannt, rund 1 Mrd. USD in den Ausbau von 14 Rechenzentren weltweit investieren zu wollen. Zusätzlich sollen noch fünf weitere Rechenzentren, darunter auch ein Rechenzentrum in Frankfurt, in Betrieb genommen werden. Und im vergangenen Dezember kommunizierte man die Absicht, ein Rechenzentrums-Portfolio von Verizon Communications zu erwerben.
Aktuell betreibt Equinix ein Netzwerk von mehr als 145 Rechenzentren in 15 Ländern der Welt. Ganz wichtig ist in dieser Hinsicht, dass man mit der eigenen Expertise auf allen fünf Kontinenten vertreten ist, um mehr als 8.000 Kunden zufriedenstellen zu können.
Die starke Geschäftsentwicklung blieb auch von den Marktanalysten nicht unbemerkt und so haben sich die Experten von Macquire Anfang April positiv zu der EQIX-Aktie geäußert und sie mit einem „Outperform“-Rating und einem Kursziel von 450 USD in die Coverage aufgenommen.
Abschließend bleibt nur noch der kleinkapitalisierte (3,21 Mrd. USD) Konzern CoreSite (COR) zu erwähnen, der sich auf Akquisitionen und das kommerzielle Betreiben von Data- und Rechenzentren spezialisiert.
Das Unternehmen betreibt bereits 20 Data-Storages und hat mehr als 1.000 Kunden, zu denen Disney, Microsoft, Verizon, Facebook etc. gehören. Insgesamt bleibt der Konzern weiter auf dem Wachstumspfad. Der 2016er-Umsatz stieg um 20,12 % auf 400,35 Mio. USD. Das Nettoergebnis verbesserte sich um fast 70 % auf 58,71 Mio. USD.
Damit ist auch CoreSite in einem schnell wachsenden Zukunftsmarkt bestens positioniert und dürfte genau wie alle anderen Unternehmen dieser Branche, wie QTS Realty (QTS) und Dupont Fabros (DFT), in den kommenden Jahren angesichts des explosiven Datenwachstums in den aufkommenden Trends wie Stream-TV, Virtual Reality, Big Data, E-Mobilität, IoT, Cybersport und Cloud-Computing von der stetig wachsenden Nachfrage nach Storage-Kapazität profitieren.