Spatz in der Hand oder doch Taube auf dem Dach? Die Top 3 der langweiligen, aber krisensicheren Aktien für das Depot

15.01.2019
um 13:33 Uhr

Das ewige Dilemma – die Frage, wieviel Risiko man letztendlich eingehen möchte, geht wohl in die nächste Runde und die Unentschlossenheit des globalen Marktgeschehens strapaziert die Geduld der Anleger zusätzlich. Das turbulente Börsenjahr 2018 neigt sich langsam, aber sicher dem Ende zu und die langersehnte Weihnachtsrally lässt immer noch auf sich warten. Impulsive politische Entscheidungen sowie die arrogante und gefährliche Rhetorik einiger Weltleader führen zu noch mehr Verunsicherung und schaden im Großen und Ganzen nicht nur nationalen, sondern auch globalen Wirtschaftsbeziehungen. Eine logische Folge der aktuellen Situation ist die hohe Zurückhaltung in Bezug auf Long-Positionen, die in Kombination mit einer schon fast allergischen Reaktion auf beinahe jede Nachricht, die auch nur ansatzweise negativ interpretiert werden kann, immer öfter zu dynamischen Sell-Offs führt.

Aus diesem Grund hat sich der TrendScout in der aktuellen Ausgabe erneut dazu entschieden, sich konservative Werte anzuschauen, deren Wachstum und Entwicklung von natürlichen Faktoren abhängen und daher von politischen Risiken abgekoppelt sind oder sich diese zunutze machen können. Hinzu nehmen wir – wie immer – den Faktor mehrjährige Trendstabilität. Dies ist ein sehr wichtiger Indikator dafür, dass das Konzernmanagement seiner Aufgabe mit voller Verantwortung begegnet, keine unnötigen Risiken eingeht, verstärkt auf die Zeichen des modernen Zeitalters achtet und daher in der Lage ist, neue Wachstumsfelder zu erschließen. Folglich wird diese Mühe mit kontinuierlichen Umsätzen belohnt, die in solchen Fällen kein zufälliges Ereignis, sondern das Resultat einer klugen und umsichtigen Unternehmenspolitik darstellen.  

Der Kandidat Nummer eins ist die Aktie des mit rund 20,38 Mrd. USD kapitalisierten Konzerns Verisk Analytics (VRSK). Das Unternehmen ist ein amerikanischer Spezialist für Datenanalyse und Risikobewertung. Offeriert wird eine breite Produkt- und Servicepalette zur Analyse aller möglichen Situationen, Modelle, natürlichen Ressourcen, Kapitalflüsse etc. Damit fungiert der Konzern als zuverlässiger Partner von zahlreichen Organisationen aus der Finanz- und Versicherungsbranche sowie vielen Regierungsbehörden weltweit, die er mit seinem Know-how beim Risikomanagement unterstützt. Der Erfolg der unternehmerischen Performance spiegelt sich auch in der fast 28%igen Nettogewinnmarge bei einer 34%igen Eigenkapitalrentabilität wieder.

verisk


Was sind aber die eigentlichen Wachstumsfaktoren? 


Zu Beginn des 21. Jahrhundert wurden Informationen zu einem der wertvollsten Wirtschaftsgüter der Welt. Dabei ging es in der Zeit kurz nach dem Millennium nur um die Information an sich und ihren eigentlichen Besitz und ihre Gewinnung. Ein Jahrzehnt später erkannte man jedoch, dass die wichtigste und gleichzeitig die schwierigste Komponente an der neuen Wachstumsstory die richtige Analyse von unzähligen Datenmengen ist. Und genau da ist der Startschuss für die erfolgreiche Story von Verisk Analytics gefallen. Der Konzern traf damals eine richtige Entscheidung: sich auf die Datenanalyse für die Bedürfnisse der Versicherungsbranche zu spezialisieren. Denn diese ist wie keine andere Industrie mit häufigen Betrugsfällen und unerwarteten Ereignissen konfrontiert, die sich kontinuierlich negativ auf die Effizienz der Geschäftstätigkeit auswirken. Und genau an dieser Stelle kommt Verisk ins Spiel. Der Konzern übernimmt die Auswertung von allen vorhandenen Informationen und berücksichtigt in seinen Prognosen verschiedene Szenarien, was von vielen Konzernen zur Geschäftsoptimierung verwendet werden kann. Viel wichtiger ist dabei jedoch nicht die angestrebte Gewinnmaximierung, sondern eher ein objektiver und vollständiger Überblick über vorhandene Risiken und drohende Verluste, die bei einem Worst-Case-Szenario das gesamte Business sehr schnell ruinieren können. Solche Services werden im modernen Zeitalter immer öfter nachgefragt, weswegen Verisk verstärkt versucht, in neue Trendrichtungen vorzustoßen. Mittlerweile bietet das Unternehmen eine fundierte Analyse und Risikobewertung der Folgen eines Cyber-Angriffs auf die Struktur des jeweiligen Unternehmens an. Dies ist nicht weiter verwunderlich. Die Anzahl von Cyberverbrechen stieg im vergangenen Jahr um mehr als 30 % und der dadurch entstandene Schaden dürfte bis 2021 bereits 6 Bio. USD betragen. Die Cybersecurity ist zwar ebenfalls wichtig, wird jedoch naturbedingt den Cyber-Kriminellen immer mindestens ein Schritt hinterherhinken. Daher müssen moderne Unternehmen und Regierungsorganisationen der digitalen Gefahr offen ins Auge blicken und das mögliche Schadenspotenzial kennen, um reale Verluste begrenzen zu können.  

Für die Wachstumsfantasie von Versik spricht aber nicht nur die profitable Positionierung in einer sehr speziellen Marktnische, sondern auch der technologische Fortschritt. Sehr interessant ist daher die jüngste Kooperation mit dem Unternehmen DroneBase – dem größten Drohnenoperator, der sich auf die kommerzielle Informationsgewinnung via Drohnenflotten spezialisiert. Diese Kooperation ermöglicht Verisk, relevante Informationen in Echtzeit zu beziehen und in seinen Analysen zu berücksichtigen. Besonders viel Sinn macht dies selbstverständlich bei der Bewertung von entstandenen Schäden infolge zahlreicher Naturkatastrophen, die in den USA Jahr für Jahr stattfinden. Diese erhalten Kunden von Verisk über die Spezialanwendung Xactimate, mit der man sehr schnell eine fundierte Analyse und Kalkulation zu den entstandenen Gebäudeschäden bekommen kann. Damit verfügt der Konzern nicht nur über eine gut funktionierende Businessstruktur, sondern auch über eine beständige Wachstumsperspektive, wobei mit dem zunehmenden Einsatz von innovativen Technologien auch neue Felder zur Risikobewertung hinzukommen.

Der Trendfolgekandidat Nummer zwei ist die Aktie des mit rund 5,85 Mrd. USD kapitalisierten E-Learnig-Profiteurs Grand Canyon Education (LOPE). Denn ungeachtet der langjährigen aufwärtsgerichteten Trendbewegung gab es hier zuletzt eine interessante und zukunftsweisende Entwicklung bzgl. der eigentlichen Unternehmensstruktur. Außerdem wurde die Aktie am Tag der Bekanntgabe der Quartalszahlen sofort nach dem dynamischen Sell-Off aufgefangen und verbleibt weiterhin nur wenige Punkte unter ihrem aktuellen 52-Wochen-Hoch. Dies spricht schon für den vorhandenen Optimismus, was bei einer noch positiveren Marktstimmung eine ebenfalls positive Wirkung haben sollte und in der Trendfortsetzung münden dürfte.

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Der positive Impuls, der den Wert dynamisch bewegte, kam von den Einzelheiten des jüngsten Quartalsberichts, in dem LOPE einige wichtige Neuerungen bzgl. der zukünftigen Unternehmensstruktur bekanntgab. Der Konzern wurde von der Grand Canyon University abgekoppelt und wird diese zukünftig nur noch als Dienstleister unterstützen. Dafür erhält man 60 % von den Einnahmen, die Studenten für die Ausbildung bezahlen werden. Dies ist eine wichtige Änderung, denn damit wird der Konzern in der Lage sein, seine Dienste auch anderen Universitäten und Einrichtungen anzubieten. Dies dürfte natürlich die Reichweite der Geschäftstätigkeit erhöhen und sich entsprechend umsatzsteigernd auf die Geschäftsperformance auswirken. Für das Unternehmen spricht nicht nur die charttechnische und fundamentale Stärke, sondern auch eine aussichtsreiche Positionierung im Rahmen des aufkommenden E-Learning-Trends. Grand Canyon Education ist ein führender US-amerikanischer Bildungsspezialist und bietet neben den akademischen Kursen mittlerweile verschiedene Verwaltungs-, Marketing- und Finanzierungservices rund um den E-Learning-Trend an, wovon man nun verstärkt profitieren dürfte. Denn der E-Learning-Trend macht den Zugang zu Bildung dank der globalen Internetverbreitung überall auf der Welt via Online- und Streaming-Kanäle möglich, was im Vergleich zu bspw. einem teureren und umständlichen Umzug in eine andere Stadt oder sogar ein anderes Land eine echte und kostengünstige Alternative darstellt. Daher ist langfristig damit zu rechnen, dass der E-Learning-Trend noch stärker an Popularität gewinnen wird, wovon Anbieter wie Grand Canyon Education (LOPE) entsprechend profitieren würden. 

Schließlich ist da der mit rund 13,09 Mrd. USD kapitalisierte Konzern Rollins (ROL). Dieser ist ein Dienstleistungsunternehmen, das hauptsächlich über seine Tochtergesellschaften in der Schädlings- und Termitenbekämpfung international tätig ist. Zum Kundenkreis gehören sowohl private Haushalte als auch Anbieter und Betreiber von kommerziell genutzten Immobilienflächen. Dabei ist der Konzern stark mit internationalen Franchisen in Mittelamerika, der karibischen Region, dem Nahen Osten, Asien, dem Mittelmeerraum sowie Europa, Afrika, aber auch in Australien und Mexiko vertreten. So werden im Großen und Ganzen mehr als zwei Millionen Kunden auf der ganzen Welt von über 700 Standorten aus bedient. Damit hat sich Rollins als Global Player in einer durchaus speziellen und profitablen Marktnische positioniert. Mit der geographischen Diversifikation bekommt man zusätzlich die Möglichkeit, schnell auf die jeweiligen geographischen Nachfragebedürfnisse entsprechend effektiv reagieren zu können.  

 rollins


An sich ist an diesem Geschäftsmodell nichts spektakulär. Der Wert überzeugt durch ein langsames, stetiges Wachstum, was sich in der seit Jahren aufwärtsgerichteten Trendstruktur der Aktie widerspiegelt. Als Wachstumstreiber fungiert das globale Bevölkerungswachstum und die daraus resultierende Urbanisierung, die unweigerlich zu einer höheren Verschmutzung führen. Folglich bieten die Großstädte dieser Welt genug komfortable Lebensräume für verschiedene Arten von Nagetieren, Kakerlaken etc. Hinzu kommen immer strenger werdende hygienische Normen und Vorschriften, die sich aus verschiedenen gesetzlichen Initiativen ergeben und logischerweise in einer höheren Schädlingskontrolle bzw. -bekämpfung münden. Eine katalysatorische Rolle spielt in dieser Hinsicht auch der Klimawandel. Die globale Erwärmung führt immer häufiger dazu, dass aggressive Insektengruppen etc. in nördliche Regionen migrieren und große Schäden verursachen. Gleichzeitig sorgen kontinuierlich steigende Temperaturen für explosionsartige Populationssprünge von unerwünschten Insekten- und Tierarten. Rollins können diese Umstände nur erfreuen, denn genau das ergibt eine kontinuierlich hohe Nachfrage, die zu einer soliden Konzernperformance führt. Aktuell operiert Rollins mit einer 11,97%igen Nettogewinnmarge bei einer fast 20%igen Eigenkapitalrentabilität. Sowohl der Umsatz als auch der Gewinn werden seit bereits mehreren Jahren in Folge gesteigert. Auch im vergangenen 3. Quartal gelang es der Gesellschaft, ihre Umsätze im Vergleich zum Vorjahreswert um 8,3 % auf 487,7 Mio. USD (Konsens: 489,57 Mio. USD) zu steigern. Das EPS erhöhte sich im gleichen Zeitraum von 0,24 USD auf 0,31 USD und lag somit über den erwarteten 0,30 USD.

Das Wachstum wird jedoch öfter durch die Übernahmen kleinerer Wettbewerber auch außerhalb der USA forciert. Dies hat aber eine sehr wichtige Wirkung auf die globale Konzernausrichtung, denn mit der Übernahme kleinerer Wettbewerber bekommt das Unternehmen eigentlich schon fertige Topspezialisten, die sich schon seit mehreren Jahrzehnten mit der Schädlingsbekämpfung beschäftigen und daher sowohl über einen festen Kundenkreis als auch über Toperfahrung verfügen. Das Unternehmen Orkin (heutiges Kreissegment von Rollins) wurde bspw. 1901 von einem 14-jährigen Jungen gegründet. Heute ist es ein Betrieb mit mehr als 8.000 Mitarbeitern, der mit seinen Services mehr als 1,7 Millionen Immobilienobjekte unterstützt. Damit verfügt Rollins über eine sehr robuste und durchaus abgesicherte Wachstumsstory, die auch in den kommenden Jahren fortgesetzt wird. Und sollten Kakerlaken einen Atomkrieg tatsächlich überleben können, so hätte das Unternehmen selbst nach der Apokalypse eine kontinuierlich hohe Nachfrage nach Schädlingsbekämpfung.

Viel Erfolg und seien Sie Profitabel!