FRANKFURT (dpa-AFX) - In Deutschland ziehen im internationalen Vergleich nur relativ wenige Menschen einen Handwerksberuf in Betracht. Die Branche wird hierzulande vor allem hinsichtlich Gehaltschancen schlechter betrachtet als in anderen Ländern, heißt es in einer repräsentativen Studie des US-Mischkonzerns 3M. Nur 10 Prozent der Befragten sind in Deutschland in einem Handwerksberuf tätig und 18 weitere Prozent haben jemals über eine Laufbahn in der Branche nachgedacht, zeigt das am Montag veröffentlichte Papier. Das ist demnach der niedrigste Wert aller 17 untersuchten Länder.
Fast drei Viertel der Befragten (72 Prozent) gaben an, sie seien nicht im Handwerk tätig und hätten auch nicht darüber nachgedacht, dort eine Laufbahn anzustreben. In Frankreich etwa waren es 56 Prozent.
Zudem glauben nur 49 Prozent der Befragten in Deutschland, dass sie mit einer solchen Ausbildung ähnlich gut verdienen könnten wie mit einem Beruf, der ein vierjähriges Universitätsstudium erfordert - 14 Prozent stimmen dem voll zu und 35 stimmen eher zu. Auch das sei der niedrigste Wert unter den betrachteten Ländern, hieß es. Global waren es zusammen 71 Prozent.
Dabei fehlt es offenbar nicht an der Wahrnehmung von Chancen im Handwerk: 87 Prozent der Befragten sehen in der Branche viele Jobmöglichkeiten, das sind etwas mehr als im weltweiten Schnitt. 53 Prozent gaben aber an, sie verfolgten andere berufliche Interessen. 20 Prozent bezweifelten, dass sie damit genug Geld verdienen würden.
Für die Studie von 3M
Das Handwerk in Deutschland beklagt schon lange, dass sich viele junge Menschen für ein Studium anstelle einer Ausbildung entscheiden. Erst Ende Juli hatte Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer angesichts des Fachkräftemangels eine "Bildungswende" in Deutschland gefordert. "Wir gehen von einer Viertelmillion Fachkräften aus, die im Handwerk fehlen", hatte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa gesagt. Ziele etwa beim Einbau von Wärmepumpen seien dann schwierig zu schaffen.
Die Branche sei bereit, die Ausbildungskapazitäten hochzufahren. "Das Problem liegt woanders: Unsere Betriebe bieten schon seit Jahren Tausende Ausbildungsplätze und damit Ausbildungschancen an, die aber nicht genutzt werden", hatte Wollseifer gesagt. "Wir müssen weg von der Vorstellung, dass nur ein Studium beruflichen und persönlichen Erfolg bringen kann, und hin zu mehr Anerkennung und Wertschätzung der beruflichen Bildung."/als/DP/zb