PHILIPPSBURG/NECKARWESTHEIM (dpa-AFX) - Die verlängerte Laufzeit für das Atomkraftwerk (AKW) Neckarwestheim II verzögert die Rückbaupläne des Betreibers EnBW
Das plane sie rund zehn Jahre im Voraus, sagte Michels. Der Konzern beauftrage Firmen, die zum Beispiel Personal und Equipment stellten, mache Verträge und vereinbare Terminfenster. Das alles werde nun Schritt für Schritt neu organisiert. Allerdings seien die Unternehmen ebenso bei anderen Kunden - auch im Ausland und auch bei laufenden Meilern - im Einsatz, so dass vereinbarte Termine nicht einfach um dreieinhalb Monate verschoben werden könnten. Jeden Monat im Betrieb fielen laufende Kosten von mehr als einer Million Euro an.
Weiterbetrieb und Umplanung führten zu enormen Aufwänden, sagte Michels. Aber: "Es geht hier nicht um wirtschaftliche Aspekte. Es geht hier um Versorgungssicherheit, um Netzstabilität."
Eigentlich war geplant, dass Neckarwestheim II und Isar 2 in Bayern sowie der Meiler Emsland in Niedersachsen als letzte drei in Deutschland noch laufende AKW zum Jahresende vom Netz gehen. Um die Energieversorgung in Deutschland infolge des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine zu sichern, sollen sie nun bis spätestens Mitte April 2023 am Netz bleiben und Strom produzieren.
In Neckarwestheim wird Block II dazu am 31. Dezember heruntergefahren und dann für zwei bis drei Wochen stillstehen. In der Zeit werden die rund 200 Brennelemente neu zusammengesetzt. Das soll nach dem Wiederhochfahren bis Mitte April eine Stromproduktion von bis zu 1,7 Milliarden Kilowattstunden gewährleisten. Ohne die neue Konfiguration wäre nur etwa ein Drittel dessen möglich, verdeutlichte Michels.
Im Block I hatte die Stromproduktion schon im Jahr 2011 geendet, nachdem die Bundesregierung infolge der Nuklearkatastrophe von Fukushima den Atomausstieg in Deutschland beschlossen hatte. Er war 1976 in Betrieb gegangen. Block II ging 13 Jahre später ans Netz.
Um Neckarwestheim II über den 15. April hinaus betreiben zu können, müssten die Pläne jetzt von der Politik beschlossen werden, machte Michels deutlich. Es müssten dann neue Brennelemente besorgt werden, eine Großrevision des Kraftwerks sei nötig und es müsste Personal ausgebildet werden. Da könne man nicht nächstes Jahr einfach sagen, die Atomlaufzeit werde nochmal verlängert, betonte Michels. "Das ist illusorisch. Das funktioniert so nicht." Insbesondere die FDP stellt immer wieder den Atomausstieg im Frühjahr infrage./kre/DP/mis