Umfrage: Baubranche hat bei Digitalisierung Nachholbedarf
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die deutsche Baubranche hat laut einer Umfrage viel Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung. Zugleich schätzten Branchenvertreter das Potenzial von digitalisierten Prozessen und neuen Instrumenten auf Baustellen als groß ein. Das zeigt eine neue Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. Für die Analyse wurden 100 Bauunternehmen, Planer und Projektsteuerer im Herbst befragt.
Zwar bescheinigte darin rund jeder zweite Befragte dem eigenen Unternehmen im Branchenvergleich einen hohen Digitalisierungsgrad, wobei sich Planer besser einschätzten als Bauunternehmen. Doch rund sechs von zehn Befragten sehen zugleich bei der Digitalisierung ihrer operativen Prozesse sowie bei der Anwendung digitaler Lösungen wie virtueller Realität deutlichen Nachholbedarf. Vergleichsweise gut aufgestellt sehen sich die Befragten hingegen bei der Digitalisierung ihrer administrativen und projektbezogenen Prozesse wie Finanzen und Controlling oder Planungen und Kalkulation.
Nach Einschätzung von PwC-Expertin Rebekka Berbner erkennen immer mehr Firmen die Chancen digitaler Lösungen. So sehen 88 Prozent der Befragten die Potenziale, die sich durch Simulation und Visualisierung für die Baubranche ergebe (+11 Punkte mehr als 2021). Jedoch attestieren sich dabei nur 36 Prozent gute Fähigkeiten. Die Lücke zwischen Potenzialen und Fähigkeiten liege bei 52 Prozentpunkten - 15 Punkte mehr als bei der Umfrage im Vorjahr.
Diese Tendenz zeichne sich auch bei anderen digitalen Lösungen ab, etwa dem Einsatz von Echtzeit-Reporting auf der Baustelle, die etwa den Baufortschritt und die Entwicklung von Kosten zeigen können. Verbesserungen lassen sich laut PwC nur punktuell erkennen - zum Beispiel bei der Drohnenüberwachung, dem Laserscanning zur präzisen Vermessung von Bauwerken sowie Robotik und Automatisierung. Hier konnten die Firmen die Differenz zwischen Potenzialen und Fähigkeiten nach Ansicht der Befragten etwas verkleinern. Nachholbedarf gebe es in der Branche auch bei Cloud-Technologien, also dem Abrufen von Rechenleistung, Software und Speicher aus dem Internet.
"Wir beobachten, dass es den Unternehmen nicht gelingt, die für den gewinnbringenden Einsatz der Tools notwendigen Fähigkeiten aufzubauen", sagte Berbner. Ein wichtiger Grund dafür dürfte der Fachkräftemangel sein, der sich in der Baubranche zuspitze. So sind 91 Prozent der Befragten der Meinung, dass die größte Hürde für die Nutzung digitaler Lösungen im Fachwissen und Fachkräftemangel liege./als/DP/mis