FRANKFURT (dpa-AFX) - Der nahende "Tag X" im US-Schuldenstreit könnte die Finanzmärkte in der neuen Woche noch stärker als zuletzt unter Druck setzen. Am Donnerstag ist es soweit: "Sollten sich Demokraten und Republikaner (bis dahin) nicht zusammenraufen, wird den Vereinigten Staaten das Geld ausgehen", schreibt Aktienstratege Frank Klumpp von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). "Einstweilen heißt es daher: In die Defensive gehen."
Auch der Chefvolkswirt der DekaBank, Ulrich Kater, warnt: "Aus Sicht der Marktteilnehmer ist das Risiko eines noch nie erlebten Zahlungsausfalls der USA nennenswert, sie halten daher die Luft an." Für den Dax
Am kommenden Freitag steht mit dem monatlichen US-Arbeitsmarktbericht das zweite wichtige Wochenereignis auf der Agenda - er ist ein entscheidender Faktor für die Zinspolitik der amerikanischen Notenbank Fed. Laut dem Protokoll zur jüngsten Zinssitzung von Anfang Mai zeichnet sich derzeit kein eindeutiger geldpolitischer Kurs ab.
Um so wichtiger dürften eine Einigung auf eine Anhebung der Schuldenobergrenze sowie die US-Beschäftigungsentwicklung für die nächste Zinssitzung Mitte Juni werden. Angesichts der deutlichen geldpolitischen Straffung seit März 2022 im Kampf gegen die Inflation rechnen Beobachter derzeit am ehesten mit einer Zinspause.
Wegen des steilen Anstiegs machen schon seit längerem Befürchtungen die Runde, die US-Wirtschaft könnte in diesem Jahr in eine Rezession abgleiten. Noch vor wenigen Wochen hatten zudem Marktturbulenzen durch die Probleme mehrerer US-Spezial- und Regionalbanken infolge der hohen Zinsen die Anleger beunruhigt. Diese waren nach Europa übergeschwappt und hatten die Schweizer Großbank Credit Suisse
Wegen der Verunsicherung über die hartnäckige Teuerung und die konjunkturellen Rahmenbedingungen seien die Kapitalmärkte schon seit geraumer Zeit in einer breiten Seitwärtsbewegung gefangen, rief Claudia Windt von der Landesbank Helaba in Erinnerung. Dies zeigt sich auch beim Dax, der nach einer kurzen Stärkephase und dem daraus resultierenden Rekordhoch schnell wieder in die Handelsspanne der vergangenen Wochen abgerutscht ist. Beim Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
Die neue Woche beginnt - abgesehen von möglichen Schlagzeilen zur ausstehenden Einigung im US-Schuldenstreit - wohl eher gemächlich: Am deutschen Aktienmarkt wird am Pfingstmontag zwar gehandelt, an etlichen anderen Börsen aber nicht. So feiern unter anderem New York und London ein verlängertes Wochenende, und auch wichtige Konjunkturdaten und Unternehmenstermine stehen nicht auf der Agenda.
Am Dienstag zeichnet sich ebenfalls eine noch vergleichsweise ruhige Nachrichtenlage ab. Angekündigt sind unter anderem die Quartalszahlen des MDax
Spätestens der Donnerstag steht dann ganz im Zeichen des US-Schuldenstreits - ungeachtet weiterer Einkaufsmanagerindizes sowie des ADP-Berichts zur Beschäftigungsentwicklung der US-Privatwirtschaft, der als wichtiger Indikator für den Arbeitsmarktbericht der Regierung am Freitag gilt.
Die Experten der italienischen Bank Unicredit
Einen US-Zahlungsausfall halten die Ökonomen der Schweizer Privatbank J. Safra Sarasin für sehr unwahrscheinlich. Das Risiko eines Regierungsstillstands sei aber sehr real und könnte erhebliche Auswirkungen auf die weltgrößte Volkswirtschaft haben. Bei einem Scheitern der Verhandlungen sei der japanische Yen als Absicherungsinstrument erste Wahl. Daneben empfehlen die Sarasin-Experten Gold und den Schweizer Franken.
Am Freitag sieht die Nachrichtenagenda recht übersichtlich aus - abgesehen vom US-Arbeitsmarktbericht. Beim Elektronikhändler Ceconomy
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---