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ROUNDUP/'Enormes Potenzial': Baerbock wirbt in Kolumbien für Energiekooperation

08.06.2023
um 20:59 Uhr

CALI (dpa-AFX) - Außenministerin Annalena Baerbock hat in Kolumbien für eine engere Partnerschaft mit dem viertgrößten lateinamerikanischen Land im Energie- und Klimabereich geworben. "Kolumbien hat ein enormes Potenzial, ein Schwergewicht bei den Erneuerbaren und bei grünem Wasserstoff zu werden", sagte die Grünen-Politikerin am Donnerstag nach einem Treffen mit der kolumbianischen Vizepräsidentin Francia Márquez in der Stadt Cali.

Baerbock unterstrich auch gemeinsame Ziele etwa bei der werte- und ordnungsorientierten Außenpolitik, der Verurteilung des russischen Angriffskrieges in der Ukraine oder dem Einsatz für eine feministische Außenpolitik. "Deutschland und Kolumbien eint auch der Glaube in unsere gemeinsamen Werte und die internationale Zusammenarbeit", sagte Baerbock. "Uns eint etwa die Überzeugung, dass die Welt eine Ordnung braucht, die auf Regeln und internationaler Solidarität fußt."

Baerbock betonte auch die Übereinstimmungen bei der feministischen Außenpolitik. Es sei beispielsweise in ihren anderthalb Jahren als Außenministerin noch nie vorgekommen, dass sie wie in Cali einer rein weiblichen Delegation gegenüber gesessen habe. "Ohne Beteiligung von Frauen und marginalisierten Gruppen kann es keinen stabilen Frieden geben", sagte Baerbock. "Ohne Frieden kann es keinen Klimaschutz geben. Ohne Klimaschutz kann es keine ausreichende wirtschaftliche und nachhaltige Entwicklung geben."

Im Zusammenhang mit einer möglichen engeren Zusammenarbeit im Rohstoffbereich sagte Baerbock mit Blick auf Kolumbien, hier böten sich "Länder an, die nicht nur Rohstoffe haben, die wir so dringend für die Energiewende oder für andere Bereiche brauchen, sondern die auch unsere Werte teilen". Die kolumbianische Regierung von Präsident Gustavo Petro will die erneuerbaren Energien weiter ausbauen. Kolumbien ist an der Produktion, der Nutzung und dem Export von grünem Wasserstoff interessiert.

Márquez dankte Deutschland für seinen Einsatz bei den Friedensverhandlungen in dem von einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg gezeichneten Land. Sie würdigte den gemeinsamen Einsatz für Gleichberechtigung und erklärte, Kolumbien hoffe, dass so bald wie möglich das geplante gemeinsame Abkommen zur Energiewende abgeschlossen werden könne.

Pläne für Abkehr von fossilen Brennstoffen in beiden Ländern

Baerbock wie Márquez betonten die Bedeutung des geplanten Kohleausstiegs in beiden Ländern. Der deutsche Kohleausstieg und die kolumbianische Agenda mit Blick auf die fossilen Energien passten sehr gut zusammen, sagte Baerbock. Kolumbien sei eines der Schwerpunktländer Deutschlands für dessen internationale Klimaschutzinitiativen. Dieser strategisch wichtige Moment müsse genutzt werden,

Deutschland bezieht noch viel Kohle aus Kolumbien

Nach Russland, den USA und Australien war das Kolumbien 2022 mit einem Anteil von 16 Prozent allerdings das viertwichtigste Herkunftsland für Steinkohle in Deutschland. Angesichts der Sanktionen gegen Russland wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine eruierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) noch im vergangenen Jahr, ob Kolumbien die Kohle-Exporte erhöhen und so die Energiesicherheit in Deutschland stärken könnte.

Für Kolumbien ist Kohle ein wichtiges Exportprodukt. Die Ausfuhren stiegen im ersten Quartal 2023 noch einmal um 10,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Allerdings ist der Kohleabbau in Kolumbien sehr umstritten, Präsident Petro will die Ausbeutung fossiler Rohstoffe drosseln. Rund um den größten Steinkohletagebau Lateinamerikas, die Mine El Cerrejón im Nordosten Kolumbiens, klagen Anwohner immer wieder über verheerende Umweltschäden und massive Menschenrechtsverletzungen durch bewaffnete Gruppen.

Francia Márquez - Menschenrechtsaktivistin und Umweltschützerin

Später wollte Baerbock Márquez den Preis für Frauenrechte und Demokratie des deutsch-lateinamerikanisch-karibischen Frauennetzwerks "Unidas" (deutsch: "Vereinigt") überreichen. Die 41-Jährige ist die erste schwarze Vizepräsidentin Kolumbiens. Sie bekommt den Preis für ihren Einsatz für die Rechte von Frauen und Afrokolumbianern sowie den Kampf gegen illegalen Bergbau. Die Menschenrechtsaktivistin und Umweltschützerin kämpfte gegen illegale Goldsucher. 2018 erhielt sie für ihren Einsatz den renommierten Goldman-Preis./bk/DP/men