BONN (dpa-AFX) - Der Logistikkonzern DHL
Am Vormittag war das Papier mit einem Minus von rund fünfeinhalb Prozent auf 39,36 Euro der größte Verlierer im Dax
Für 2026 rechnet DHL-Chef Meyer mit einem operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) zwischen 7,5 und 8,5 Milliarden Euro. Im besten Fall würde der Konzern damit sein Rekordergebnis von gut 8,4 Milliarden Euro des Jahres 2022 übertreffen. Dafür müsste aus Sicht der DHL-Führung jedoch der Abbau von Lagerbeständen ein Ende finden, den viele Unternehmen wegen der schwierigen Konjunktur betreiben. Dann sollten die Transportmengen zwischen Unternehmen wieder wachsen.
Momentan läuft die Erholung des globalen Welthandels aber noch schleppend. "Auch 2024 werden uns große Unsicherheitsfaktoren wie die Volatilität in der Nachfrage und geopolitische Krisen erhalten bleiben", sagte Meyer. Für die erste Jahreshälfte erwartet weiterhin keinen breiten konjunkturellen Aufschwung, sondern teilweise noch weiter sinkende Transportmengen.
Für die zweite Jahreshälfte erwartet Meyer eine positivere weltwirtschaftliche Dynamik als im Vorjahr. Im Gesamtjahr 2024 soll der operative Gewinn 6 bis 6,6 Milliarden Euro erreichen. Damit würde DHL lediglich in der oberen Hälfte der Spanne besser abschneiden als vergangenes Jahr.
2023 verbuchte DHL einen noch stärkeren Gewinneinbruch als erwartet. Der Überschuss sackte um fast ein Drittel auf knapp 3,7 Milliarden Euro ab. Im Tagesgeschäft verdienten die Bonner vor Zinsen und Steuern mit gut 6,3 Milliarden Euro rund ein Viertel weniger als im Rekordjahr 2022. Analysten hatten im Schnitt mehr als 6,4 Milliarden Euro erwartet. Dennoch will die Post eine unveränderte Dividende von 1,85 Euro je Aktie ausschütten.
Bereinigt um Sondereffekte liege das operative Ergebnis noch deutlicher unter den durchschnittlichen Markterwartungen, stellte Branchenexperte Samuel Bland von der US-Bank JPMorgan fest. Zu den Einmaleffekten zählen unter anderem Kosten für das Vorruhestandsprogramm im heimischen Post- und Paket-Geschäft, sowie Erträge aus dem nun komplett konsolidierten Geschäft in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Die Bonner hätten in allen Bereichen schwach abgeschnitten, schrieb Bland in seiner ersten Reaktion auf das Zahlenwerk. Die Analysten vom US-Analysehaus Bernstein Research verwiesen auf ein schwaches Schlussquartal des margenstarken Geschäfts mit zeitkritischen Sendungen. Es machte auch im vergangenen Jahr wieder rund die Hälfte des operativen Konzernergebnisses aus.
Finanzchefin Melanie Kreis berichtete in einer Telefonkonferenz mit Analysten von einem Ungleichgewicht der Handelsströme. Dieses habe die Rentabilität des Express-Netzwerks im vierten Quartal beeinträchtigt. Während die klassische Hochsaison zum Ende des Jahres im Endkunden-Geschäft durchaus zu spüren gewesen sei, lasse eine Besserung im Geschäftskunden-Bereich nach wie vor auf sich warten. Auch im neuen Jahr sei bislang keine signifikante Erholung der Sendungsmengen zu beobachten.
Am Mittwoch bereitete das Management zudem Spekulationen ein Ende, die sich in den vergangenen Monaten rund um die Übernahme der Deutschen-Bahn-Tochter Schenker entsponnen hatten. Die Bonner werden ihren Hut nicht in den Ring werfen. "Die Schenker-Hochzeit scheint im Vollzug zu sein, aber wir sind nicht der Ehemann", sagte Konzern-Lenker Meyer am Mittwochmorgen in einem Interview mit dem TV-Sender CNBC.
Für DHL liege der Fokus weiterhin auf Akquisitionen, die das Geschäft strategisch ergänzen könnten, hieß es in der Präsentation des Vorstands zur Analystenkonferenz. Deshalb habe man sich bewusst gegen eine Teilnahme am Schenker-Übernahmeprozess entschieden./lew/mis