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EQS-News: Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand (deutsch)

17.04.2024
um 09:00 Uhr

Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand

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EQS-News: mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG / Schlagwort(e): Sonstiges
Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand

17.04.2024 / 09:00 CET/CEST
Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.

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Diesig am Horizont

Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand der mwb
Wertpapierhandelsbank AG

Wie instabil die Welt ist, hat sich in den letzten Tagen erneut gezeigt. Der
massive Angriff des Irans auf Israel zeigt, dass sich anscheinend eine neue
Weltordnung zukünftig durchsetzt. Auch dass sich der Iran mit der
Rückendeckung Russlands in der Lage fühlt, ein "DonŽt" des amerikanischen
Präsidenten zu ignorieren zeigt dies. Zum zweiten Mal seit Anfang 2022
konnten die USA und ihre Verbündeten sich nicht durchsetzen.

Die Frage, die sich stellt, lautet: Spiegelt sich diese offensichtlich
veränderte politische Weltordnung auch in der wirtschaftlichen wider? Der
Ukraine-Krieg hat Dellen hinterlassen. Die deutsche Bauwirtschaft kann ein
Lied davon singen. Insgesamt hat sich die Weltwirtschaft robust gezeigt.
Geht das so weiter? Momentan erscheint es diesig am Horizont. In den ersten
Monaten dieses Jahres gibt es einen Höchststand an Insolvenzen in
Deutschland. Laut dem Institut für Wirtschaftsforschung (IWH) seit Beginn
der Ermittlung noch nie so viele Pleiten, wie im März dieses Jahres. Direkt
sehen wir dies auch an den Ausfällen oder den Veränderungen von Laufzeiten
im Segment der KMU-Anleihen.

Die Arbeitslosenquote steigt wieder. Das Gefühl der Unsicherheit bei den
Menschen steigt ebenfalls. Gleichzeitig haben wir schon vor dem letzten
Wochenende die Indikation für eine Eskalation des Nahost-Konfliktes gesehen.
Die Benzinpreise an den Zapfsäulen sind nach oben geschossen, weil der
wichtige Preis für den Barrel der Sorte Brent an den Spotmärkten mit 92
Dollar angestiegen ist. Das bedeutete in diesem Jahr eine Preissteigerung
von mehr als 19%. Unterstützt wird dies auch durch die Schwäche des Euros
gegenüber dem Dollar. Eigentlich müsste dies der Exportnation Deutschland
zugutekommen. Zeigt sich momentan aber nicht, wie wir prognosebedingt
wissen. Wir können am Ende des Jahres froh sein, wenn wir kein
Wirtschaftsschrumpfen erleben müssen.

Anstiege bei den Ölpreisen setzen insbesondere konjunkturabhängige Sektoren
wie Chemie und Automobilbau unter Druck. Im Gegensatz dazu wurden eben
Aktien aus dem Rüstungssektor verstärkt nachgefragt. Sind die Kurse von etwa
Rheinmetall oder Hensold schon nach Beginn des Ukraine-Krieges stark
angestiegen, haben sie seit dem Terroranschlag der Hamas im Oktober 2023
noch einmal einen Schub bekommen. Gleichwohl sind die Kurse dieser Papiere
derzeit in eine signifikante Korrekturphase eingetreten und die weitere
Entwicklung bestimmen wohl eher autokratische, fanatische oder
rechtspopulistische Politik und deren Generäle anstatt Analysten.

Mittelfristig wird sich die Zuflucht Anlageformen, die vor Inflation
schützen fortsetzen. Gold, die Versicherung in unsicheren Zeiten, notiert
momentan pro Feinunze über 2.400 Dollar. Experten erwarten einen Kurs von
bis zu 3.000 Dollar. Chinesen, die bis vor wenigen Jahren sehr stark in
Aktien oder Immobilien investiert waren, gehen jetzt auf Nummer sicher und
investieren ihr Geld lieber in physisches Gold. Die weltweite Nachfrage
steigt wohl auch aufgrund der Investitionen von Zentralbanken, insbesondere
auch solcher Staaten, die sanktionsbehaftet sind. Der hohe
Finanzierungsdruck und der Datenkranz in den USA führen dort, wie wir
bereits geschrieben hatten zu einem fortschreitenden Tanz der Bären in den
Anleihemärkten; ergo zu weiter steigenden Zinsen.

Immer mehr Markteilnehmer und Analysten spekulieren darauf, dass die lästige
Inflation die US-Notenbank (FED) davon abhalten könnte, die Zinssätze im
Jahr 2024 überhaupt zu senken. Die Inflationsdaten der vergangenen zwei
Monate waren unerwartet hoch, und in den jüngsten Stellungnahmen der FED
bekommen langsam die Falken wieder die Oberhand. Die seit Monaten
entwickelte Euphorie der Märkte bezüglich Zinssenkungen verpufft jenseits
des Atlantiks. Aktuell liegt der vom Markt antizipierte Zinssatz zum
Jahresende über den letzten Zinsprognosen der FED. Große Anleger verkaufen
US-Staatsanleihen und kaufen europäische und wetten darauf, dass die
schwächere Inflation in Europa es der EZB ermöglicht, früher mit
Zinssenkungen zu beginnen, was führende Ökonomen und Zentralbanker ebenfalls
durchblicken lassen. Der Dollarkurs reagiert bereits entsprechend.

Ein schwer berechenbares Spannungsfeld, indem wir uns seit mehr als zwei
Jahren bewegen. Covid-19 haben wir ganz gut wegstecken können. Die
geopolitischen "Wirrungen" hinterlassen Spuren, so dass der Horizont diesig
erscheint. Wieder mal sind die Märkte im "Kabbelwasser". Eigentlich könnten
die langfristigen Zinsen in Europa tiefer sein aber die negative Entwicklung
der US-Bondmärkte entfaltet durchaus transatlantische Transmission. Europa
"profitiert" auf der Zinsseite gerade von seiner Uneinigkeit und unfertigen
Struktur, die zu entsprechender konjunktureller Schwäche führt und trotz
einiger "beeindruckender Lohnrunden" scheint die Inflation im Zaum.

Gerade Deutschland als derzeitiges Schlusslicht muss aber zukünftig mehr zu
alten Tugenden zurück und die Ärmel hochkrempeln, anstatt sich der
propagandistischen Larmoyanz mancher Populisten zu ergeben. Einer Tendenz zu
dem auch namhafte Unternehmen aus dem Mittelstand beitragen und das Land
verlassen (wollen). Leider trägt das Erscheinungsbild gerade der deutschen
Regierung nicht dazu bei, dieser Larmoyanz entgegenzutreten. Selbst da
nicht, wo es durchaus zu begründen wäre. Und mit dem Gesamtgebilde Europa
ist es zumindest optisch auch nicht besser. Eine aus Sicht des Verfassers
wünschenswerte demokratische Reform und tiefere Integration erscheint auch
mittelfristig mehr als unrealistisch. Und langfristig sind wir alle tot.
Trotzdem heißt es, "Reisende soll man nicht aufhalten" und so mancher der
mit "Pauken und Trompeten" auswanderte hat auch "still und heimlich" wieder
repatriiert. Denn Stabilität ist bei allem Unmut ein wichtiger Faktor. Der
größte Souverän in diesem Land hat es in der Hand.

Zu mwb:

Die mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG ist ein von der Bundesanstalt für
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mit Niederlassungen in Gräfelfing bei München, Hamburg, Hannover, Frankfurt
und Berlin. Das Unternehmen wurde 1993 gegründet. 1999 erfolgte der
Börsengang. Heute ist die mwb-Aktie (ISIN DE000A3EYLC7, WKN A3EYLC) an der
Börse München im Segment m:access notiert wie auch im Freiverkehr an den
Börsen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt (Basic Board), Hamburg und Stuttgart.
mwb ist in zwei Geschäftsbereichen aktiv: Wertpapierhandel und Corporates &
Markets. Im Wertpapierhandel betreut mwb rund 46.000 Orderbücher für
deutsche und internationale Wertpapiere. Dabei handelt es sich sowohl um
Aktien als auch um festverzinsliche Wertpapiere und offene Investmentfonds.
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