PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Die anhaltende Rekordjagd an den US-Börsen hat den europäischen Aktienmärkten am Montag wieder Schwung gegeben. Der lange Zeit träge Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 zog mit der Handelseröffnung in New York sichtbar an und schloss 0,74 Prozent fester mit 5.041,01 Punkten. In Zürich ging es für den SMI letztlich um 0,86 Prozent auf 12.259,23 Zähler hoch. Der Londoner FTSE 100 schaffte es dank des Rückenwinds aus Übersee endgültig in positives Terrain und verabschiedete sich 0,47 Prozent fester mit 8.292,66 Punkten.
"Die Aussicht auf üppig vorhandene Liquidität durch eine weitere Lockerung der Geldpolitik sowohl in der Eurozone als auch in den USA hält die investierten Anleger bei der Stange, während die Skeptiker immer wieder gezwungen werden, auf den fahrenden Zug aufzuspringen", schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets. An diesem Donnerstag entscheidet die Europäische Zentralbank über ihre weitere Geldpolitik und am 7. November die US-Notenbank Fed. In beiden Fällen wird eine Zinssenkung erwartet, was Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren tendenziell attraktiver macht.
Im europäischen Branchenvergleich waren Technologiewerte am Montag europaweit am meisten gefragt. Sie folgten damit der starken US-Tech-Börse Nasdaq. Die Wachstumsbranche gilt wegen ihres hohen Kapitalbedarfs als besonders zinssensibel - das gilt insbesondere mit Blick auf die Investitionen in das Boom-Thema Künstliche Intelligenz (KI). Niedrigere Zinsen bedeuten für die Unternehmen niedrigere Fremdfinanzierungskosten.
Am stärksten unter Druck standen hingegen die Aktien von Reise- und Freizeitunternehmen . Die Anteilscheine von Air France-KLM sanken um 1,3 Prozent. Sie litten unter Plänen der neuen französischen Regierung, die Luftverkehrssteuer deutlich anzuheben. Schlusslicht im FTSE 100 war der Sportwetten- und Glücksspielanbieter Entain mit minus 8 Prozent. Einem Medienbericht zufolge erwägt die britische Schatzkanzlerin Rachel Reeves eine Erhöhung der Steuern für die Branche.
Deutliche Verluste erlitten auch die Papiere von Luxusgüterherstellern. Hier belasteten Bedenken hinsichtlich weiterhin schwieriger Geschäfte im wichtigen chinesischen Markt. Im EuroStoxx 50 zählten Kering , LVMH und Hermes mit Kursabschlägen von bis zu 3,8 Prozent zu den schwächsten Werten. Im SMI war Richemont mit minus 0,4 Prozent einziger Verlierer.
Einen weiten Bogen machten die Anleger auch um die Supermarktkette Ahold Delhaize , deren Titel nach negativen Analystenaussagen 3,5 Prozent verloren. Auch das dritte Quartal dürfte eine schleppende Volumenentwicklung widerspiegeln, verbunden mit einem zunehmenden Margendruck in den USA, glaubt JPMorgan-Analyst Borja Olcese. Sein Kollege Sreedhar Mahamkali von UBS senkte die Umsatz- und Ergebnisprognosen (Ebit) für die Jahre 2024 und 2025 und behielt seine Verkaufsempfehlung aufgrund der hohen Bewertung bei./gl/he