Dekabank: Weltwirtschaft dürfte erneute US-Präsidentschaft von Trump verkraften
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Folgen der Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten dürften für die Weltwirtschaft nach Einschätzung der Dekabank-Volkswirte verkraftbar sein. "Die Weltwirtschaft erfährt erhebliche Strukturveränderungen, aber sie funktioniert", sagte Chefvolkswirt Ulrich Kater am Mittwoch in Frankfurt. Der Experte geht er davon aus, dass die US-Regierung im ersten Halbjahr 2025 Importzölle nur selektiv und zeitversetzt für einzelne Branchen erhöhen werde. Im Durchschnitt würden dann geringere Zollsätze als die angekündigten 10 Prozent gegenüber der europäischen und 60 Prozent gegenüber der chinesischen Volkswirtschaft herauskommen.
Das Wachstum der US-Wirtschaft werde durch die Zölle etwas belastet, sagte Kater. Für die USA senkte die Dekabank die Prognose für das Wirtschaftswachstum im Jahr 2025 von 2,0 auf 1,8 Prozent. Auch für Europa seien die Zollerhöhungen wachstumsschädlich. "Das Ausmaß dürfte aber überschaubar bleiben", sagte Kater. So senkte die Dekabank ihre Prognose für Deutschland um 0,1 Prozentpunkte auf 0,4 Prozent und für die Eurozone um 0,3 Punkte auf 1,2 Prozent. Sollte es jedoch einen Handelskrieg mit einer Zollspirale gebe, dann würden die Auswirkungen gravierender.
Der Außenhandel sei allerdings nur ein Belastungsfaktor für die deutsche Wirtschaft. "Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist ein Sanierungsfall", sagte Kater. Deutschland verliere im internationalen Vergleich immer mehr den Anschluss und weise immer größere Rückstände bei Infrastruktur und Technologie auf. Ohne eine Änderung der Rahmenbedingungen werde sich der Stagnationstrend im kommenden Jahr kaum verändern. Im laufenden Jahr dürfte die deutsche Wirtschaft um 0,1 Prozent schrumpfen.
Die Notenbanken werden laut Kater ihre Leitzinsen weiter senken. Im Jahr 2025 erwartet er in der Eurozone eine Inflationsrate von 2,1 Prozent. "Die Inflation ist auf Normalisierungskurs", sagte Kater. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte daher auf den Sitzungen im Dezember, Januar und März den Einlagensatz um jeweils 0,25 Prozentpunkte reduzieren. Bis September dürfte der Zins dann auf 2,0 Prozent sinken.
Die US-Notenbank Fed dürfte ihre Leitzinssenkungen im kommenden Jahr angesichts der Folgen der Handelszölle allerdings unterbrechen. "Zölle bedeuten Inflation. Damit tragen die heimischen Konsumenten des zollerhebenden Landes einen großen Teil der Zollasten", sagte Kater. Er geht jedoch nicht davon aus, dass sich die Fed durch politischen Druck beeinflussen lassen wird. Dies habe sie auch in der ersten Amtszeit von Trump nicht getan. Trump hatte die Notenbank auch im jüngsten Wahlkampf immer wieder heftig kritisiert./jsl/la/mis