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27.11.2024
um 10:06 Uhr

APA ots news: PRODUKTIVITÄTSBERICHT 2024: WEICHEN FÜR DIE NACHHALTIGE SICHERUNG DES WIRTSCHAFTSSTANDORTES MÜSSEN JETZT GESTELLT WERDEN

Wien (APA-ots) - Zwtl.: Österreichs Wirtschaft kämpft mit steigenden
Kosten,
Arbeitskräfteknappheit und Versäumnissen in der Digitalisierung und
Energiepolitik - Der Produktivitätsbericht 2024 legt zwölf
Empfehlungen vor, wie die nächste Regierung durch Maßnahmen in diesen
Bereichen die Wettbewerbsfähigkeit und den Standort stärken sollte.

"Österreich steht am Scheideweg: Steigende Arbeits- und Energiekosten
belasten die Wettbewerbsfähigkeit der Exporteure und zusätzlich hemmt
der Arbeitskräftemangel das Wachstum. Die Einkommen sind in
Österreich zwar hoch, doch nicht alle Bevölkerungsgruppen profitieren
davon und das Ausmaß der absoluten Armut ist zuletzt gestiegen. Die
grüne Transformation und die Digitalisierung erfordern massive
Investitionen, die durch die Rezession und eine angespannte budgetäre
Lage erschwert werden", fasst Christoph Badelt, Vorsitzender des
Produktivitätsrates, den Status Quo zusammen. Er fordert "innovative
Lösungen und eine neue Ausrichtung der Wirtschaftspolitik", um
Reformstaus zu beseitigen und Österreich fit für die Zukunft zu
machen.

Die Digitalisierung ist ein Schlüssel zur Stärkung der
Wettbewerbsfähigkeit.

Der Einsatz fortschrittlicher digitaler Technologien kann die
Produktivität stark verbessern, doch Österreich liegt im
internationalen Vergleich in wichtigen Bereichen zurück. Ein Grund
dafür ist der Mangel an IT-Fachkräften. Außerdem ist die
Breitbandabdeckung unterdurchschnittlich und vor allem kleine und
mittlere Unternehmen (KMUs) nutzen fortschrittliche Technologien
vergleichsweise selten. Hohe Anfangsinvestitionen stellen für kleine
Unternehmen eine Hürde dar und erschweren bei diesen die Anwendung
neuerer Technologien. Angesichts des immer schnelleren technischen
Wandels im Bereich der digitalen Spitzentechnologien muss Österreich
dringend handeln, um frühere Versäumnisse aufzuholen. Der
Produktivitätsrat empfiehlt eine umfassende
Digitalisierungsoffensive. Dazu gehören ein schnellerer Ausbau des
Breitbandnetzes, Maßnahmen zur Beseitigung von Kostennachteilen der
KMUs bei der Nutzung digitaler Technologien, die weitere
Digitalisierung und Entbürokratisierung von Unternehmensgründungen
sowie ein umfassender Ansatz zur Stärkung digitaler Kompetenzen im
Rahmen des Bildungssystems aber auch in den Unternehmen.

Die Bereitstellung kostengünstiger Energie aus klimaneutralen
Energiequellen sollte zügig vorangetrieben werden.

Nach einer kurzen Phase der Entspannung steigen die Energiepreise
aktuell wieder an. Besonders die Preise für Strom und Gas sorgen für
große Schwankungen. Sie sind in Österreich stärker aneinander
gekoppelt als in vielen anderen EU-Ländern. In der Industrie sind die
Energiepreise in den letzten Jahren stark gestiegen und belasten nun
die Wettbewerbsfähigkeit in wichtigen Branchen wie dem Fahrzeugbau.
Gleichzeitig sind die Lohnkosten gestiegen. Das erhöht den
Kostendruck auf die Unternehmen weiter. Der Produktivitätsrat
empfiehlt die Beschleunigung des Ausbaus von erneuerbaren Energien
und der Energieinfrastruktur zur langfristigen Stärkung der
Wettbewerbsfähigkeit . Gleichzeitig sollte Österreich seinen Gasbezug
weiter diversifizieren. Kurzfristige Entlastungen bei allen
Bestandteilen des Energiepreises, wie z. B. bei den Energiesteuern,
könnten Unternehmen helfen, mit den aktuellen Herausforderungen
umzugehen. Mittelfristig ist es wichtig, industrielle Prozesse
stärker auf Elektrizität umzustellen, energieeffizienter zu machen
und klimaneutrale Energieträger zu nutzen. Auch die Gestaltung der
Netzgebühren und Energiesteuern sollte diesen Entwicklungen Rechnung
tragen.

Maßnahmen zur Mobilisierung des Arbeitskräfteangebots sind
erforderlich.

Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter wird durch die
demografische Entwicklung bis 2060 stark zurückgehen. Modell-
Simulationen des Produktivitätsrates zeigen, dass sich das
Wirtschaftswachstum durch die schrumpfende Erwerbsbevölkerung
erheblich verlangsamt, sofern das Produktivitätswachstum nicht
deutlich zunimmt. Dies ist jedoch angesichts des langfristigen
Wachstumstrends der Arbeitsproduktivität unwahrscheinlich. Eine
Mobilisierung des Arbeitskräftepotenzials ist daher notwendig, um die
langfristige Verlangsamung des Wirtschaftswachstums einzudämmen.
Maßnahmen wie die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen und
älteren Menschen sowie die Verbesserung des Qualifikationsniveaus
könnten den Wohlstand (gemessen als BIP pro Kopf) signifikant
steigern. Dafür sind mehr Kinderbetreuungsplätze und flexible
Arbeitszeitmodelle für Frauen notwendig. Eine Koppelung des
Pensionsantrittsalters an die Lebenserwartung würde ebenfalls zur
Mobilisierung des Arbeitskräftepotenzials beitragen. Migration kann
zusätzlich helfen, das Arbeitskräfteangebots zu stabilisieren. Die
stärksten Effekte ergeben sich aus kombinierten Maßnahmen. Der
Produktivitätsrat empfiehlt ein umfassendes Maßnahmenpaket zur
Mobilisierung des Arbeitskräfteangebots , das diese Punkte abdeckt .

Die Chancengleichheit am Arbeitsmarkt sollte durch den Abbau
sozialer Barrieren und die Stärkung frühkindlicher Förderung
verbessert werden.

Bildung und Qualifikation sind entscheidend für individuelle
Arbeitsmarktchancen und für das wirtschaftliche Wachstum. In
Österreich hängen schulische Leistungen und Bildungswege stark vom
familiären Hintergrund ab. Zwar wurden im Finanzausgleich 2024-2028
zusätzliche Mittel für die Verbesserung der frühkindlichen Betreuung
und Bildung bereitgestellt, es fehlen jedoch weiterhin einheitliche
Qualitätsstandards und klare Ziele. Sprachförderung für Kinder mit
Migrationshintergrund, ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr
sowie Unterstützung für sozial benachteiligte Kinder sind notwendig,
um sozioökonomische Ungleichheiten zu reduzieren. Die frühe
Differenzierung der Bildungswege beeinträchtigt die Chancengleichheit
vieler Schüler:innen und finanzielle und soziale Hürden erschweren
den Erwerb von Qualifikationen. Der Produktivitätsrat empfiehlt daher
Maßnahmen, die allen Bevölkerungsgruppen den Zugang zu qualitativ
hochwertiger Bildung und den Erwerb zusätzlicher Qualifikationen
ermöglichen . Dazu sind einheitliche Qualitätsstandards und
ausreichende Ressourcen für alle Bildungsbereiche notwendig.
Ausbildungsinitiativen und verbesserte Arbeitsbedingungen im
Bildungsbereich sind entscheidend, um Personalengpässe zu vermeiden.

Aufgaben und Zusammensetzung des Produktivitätsrates

Der 2022 gegründete Produktivitätsrat analysiert die langfristige
Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit Österreichs und gibt in seinem
jährlichen Bericht an den Nationalrat auch Empfehlungen an die
Bundesregierung. Das fünfköpfige Gremium unter dem Vorsitz von
Christoph Badelt, auch Präsident des Fiskalrates, wird von einem Büro
unterstützt, das an der Oesterreichischen Nationalbank angesiedelt
ist. Der aktuelle Produktivitätsbericht 2024 steht zum Download zur
Verfügung: https://www.produktivitaetsrat.at/publikationen/prod-
jahresberichte/2024001.html .

Rückfragehinweis:
Büro des Produktivitätsrates
Dr. Andreas Reinstaller
Telefon: +43(0)676 6672574
E-Mail: andreas.reinstaller@produktivitaetsrat.at
Website: https://www.produktivitaetsrat.at/

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/36191/aom

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