Moskau: Kiew schuld an gescheiterter Rotation von AKW-Beobachtern
SAPORISCHSCHJA (dpa-AFX) - Nach der gescheiterten Rotation von internationalen Beobachtern im von russischen Truppen besetzten Kernkraftwerk Saporischschja hat Moskau seine Vorwürfe gegen Kiew noch einmal verschärft. Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte Videos, das den angeblichen Beschuss des Konvois mit den Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) durch ukrainischen Soldaten zeigen soll. Ergänzt wurde es durch eine Auflistung der Ereignisse samt Zeitangabe aus Moskauer Sicht. Die Angaben waren unabhängig nicht überprüfbar.
Die geplante Rotation sei aufgrund intensiver militärischer Aktivitäten in der Region abgesagt worden, teilte IAEA-Direktor Rafael Grossi mit. "Es ist vollkommen inakzeptabel, dass die Sicherheit unserer Mitarbeiter auf diese Weise gefährdet wird", sagte Grossi. Infolge der "äußerst besorgniserregenden Ereignisse" stehe er mit beiden Seiten in regem Austausch.
Das AKW Saporischschja, die größte Atomanlage Europas, ist seit März 2022 von russischen Truppen besetzt. Beobachter der IAEA sind dort präsent. Sie werden regelmäßig ausgetauscht und reisen normalerweise über die russisch-ukrainische Frontlinie in das von Kiew kontrollierte Gebiet aus. Moskau und Kiew werfen sich immer wieder gegenseitig Beschuss der Anlage vor.
Ukraine beschuldigte Russland
Zuvor hatten sich Moskau und Kiew gegenseitig beschuldigt, den Austausch zu verhindern. Russland habe die Koordinaten für den Frontübergang der Atombeobachter zu spät abgestimmt. Ziel des Kremls sei es, die IAEA-Mitarbeiter dazu zu zwingen, aus Russland zu der Nuklearanlage im Südosten der Ukraine anzureisen, sagte der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Heorhij Tychyj./ksr/DP/mis