ROUNDUP: Ringen um Hamas-Geiseln - Hält die Waffenruhe?
TEL AVIV/GAZA (dpa-AFX) - Während in Israel erneut Tausende Demonstranten die Freilassung aller Geiseln im Gazastreifen fordern, gehen die indirekten Verhandlungen über diese Frage in Katar weiter. Nach Informationen der US-Nachrichtenseite "Axios" hat der US-Sondergesandte Steve Witkoff einen aktualisierten Vorschlag für eine mehrwöchige Verlängerung der Waffenruhe vorgelegt. Demnach müsste die islamistische Hamas mindestens fünf lebende Geiseln und die sterblichen Überreste von etwa neun Entführten übergeben, während Israel im Gegenzug Hilfslieferungen nach Gaza wieder zulassen soll.
Ein zuvor von Witkoff vorgelegter Vorschlag sah noch die Aushändigung von deutlich mehr Entführten vor. Nach israelischen Informationen werden derzeit noch 24 lebende Geiseln und 35 Leichen von Verschleppten im Gazastreifen festgehalten. Israel habe "positiv" auf Witkoffs jüngsten Vorschlag reagiert, heißt es in dem "Axios"-Bericht. Katar und Ägypten, die neben den USA als Vermittler fungieren, warteten nun auf die Antwort der Hamas, hieß es weiter.
Gelingt ein dauerhafter Waffenstillstand?
Die von Witkoff vorgeschlagene Verlängerung der Waffenruhe soll beiden Seiten mehr Zeit zur Aushandlung eines langfristigen Waffenstillstandsabkommens verschaffen, berichtete "Axios". Sollte ein solches langfristiges Abkommen zustande kommen, müsste die Hamas dem Bericht zufolge alle verbleibenden lebenden Geiseln sowie die restlichen Leichen von Verschleppten am letzten Tag der befristeten Verlängerung der Waffenruhe übergeben, bevor der langfristige Waffenstillstand in Kraft tritt.
Israelischen Medienberichten zufolge plant Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu, am Samstagabend seine engsten Mitarbeiter und Sicherheitschefs zu einer Beurteilung der jüngsten Entwicklungen bei den Geiselgesprächen in Katars Hauptstadt Doha zusammenrufen. Sollte bis dahin kein Durchbruch erzielt werden, werde Netanjahu sein Verhandlungsteam aus Katar zurückholen.
Erneut Proteste in Israel
Angehörige der Geiseln reagierten laut der "Times of Israel" besorgt auf den jüngsten Vorschlag, weil der nur die Freilassung einiger weniger Geiseln vorsehe. Das Forum der Angehörigen fordere ein umfassendes und sofortiges Abkommen, das alle in Gaza verbliebenen Entführten auf einen Schlag zurückbringe und niemanden zurücklasse. "Andernfalls werden die lebenden Geiseln, die in den Tunneln bleiben, zum Tode verurteilt", hieß es. In Tel Aviv versammelten sich Tausende, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen.
Vor Beginn der Verhandlungen in Katar hatte Israel sämtliche humanitäre Hilfslieferungen in den Gazastreifen gestoppt sowie die Stromversorgung für das abgeriegelte Küstengebiet gekappt. Mit den Maßnahmen, die vor allem die ohnehin schon notleidende palästinensische Zivilbevölkerung treffen, will Israel den Druck auf die Hamas erhöhen, die verbleibenden Geiseln freizulassen.
Die Islamisten verlangen jedoch bislang Garantien, dass es Gespräche über die zweite Phase des ursprünglichen Abkommens geben wird. Diese zweite Phase sieht den Abzug der israelischen Armee aus Gaza, ein dauerhaftes Ende des Krieges sowie die Freilassung der restlichen Geiseln vor. Israel verfolgt jedoch weiterhin das Kriegsziel einer vollständigen Zerschlagung der Hamas in Gaza./ln/DP/zb