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ROUNDUP/Israel: Gruppe Reservisten kritisiert Wiederaufnahme des Gaza-Kriegs

10.04.2025
um 18:11 Uhr

TEL AVIV/GAZA (dpa-AFX) - Fast 1.000 aktive und pensionierte Angehörige der israelischen Luftwaffe haben die Wiederaufnahme des Gaza-Kriegs kritisiert und damit für Unmut in Regierung und Armee gesorgt. Derzeit dienten die Kämpfe "hauptsächlich politischen und persönlichen Interessen", nicht aber der Sicherheit des Landes, hieß es in einem Brief der Gruppe. Die Unterzeichner forderten darin auch ein Abkommen zur Freilassung aller Geiseln im Gazastreifen, auch wenn dies das Ende des Kriegs gegen die Hamas bedeuten würde. Die Fortsetzung der Kämpfe könne zum Tod der Geiseln, israelischer Soldaten und unschuldiger Zivilisten führen, hieß es in dem Schreiben weiter.

Die meisten Unterzeichner sind pensionierte Armeeangehörige, hieß es aus Kreisen des israelischen Militärs. Die Luftwaffe wird den Angaben nach alle beteiligten aktiven Reservisten entlassen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu unterstützt diesen Schritt. Der Brief schwäche die Armee und stärke den Feind in Kriegszeiten, so Netanjahus Büro. Bei den Unterzeichnern handle es sich um eine "radikale Randgruppe", deren Ziel der Sturz der Regierung sei, behauptete er.

Einige der Unterzeichner wiesen die Vorwürfe zurück. "Der Brief bringt die Gefühle eines sehr großen Teils der Öffentlichkeit zum Ausdruck", sagte etwa Amnon Scharabi bei einer Pressekonferenz. Es gehe den Reservisten nicht um die Luftwaffe oder die Piloten, "sondern um die 59 Geiseln, die schon vor einiger Zeit hätten freigelassen werden sollen".

Kritiker werfen Netanjahu vor, er habe den Gaza-Krieg auch wieder aufgenommen, um sein politisches Überleben zu sichern. Bis Ende März musste der israelische Haushalt gebilligt werden, sonst hätte es automatisch Neuwahlen gegeben. Dafür brauchte Netanjahu die Unterstützung eines rechtsextremen Ministers, der aus Protest gegen die Waffenruhe-Vereinbarung mit der Hamas aus der Regierung ausgeschieden waren. Nach der Wiederaufnahme der Kämpfe kehrten er und seine Partei zurück in die Koalition.

Israelischen Medien zufolge verweigern derzeit auch immer mehr Reservisten die Rückkehr in den Gaza-Krieg, weil sie mit dem Vorgehen der Armee nicht länger einverstanden sind und etwa eine israelische Wiederbesetzung des Gazastreifens fürchten./cir/DP/ngu