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BDI setzt nach Merz-Besuch bei Trump auf Bewegung im Zollstreit

08.06.2025
um 14:22 Uhr

BERLIN/KIEL (dpa-AFX) - Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) setzt nach dem Besuch von Kanzler Friedrich Merz bei US-Präsident Donald Trump auf Fortschritte bei den Gesprächen im Zollstreit. "Die persönliche Begegnung von Bundeskanzler Merz und US-Präsident Trump war ein gutes Signal für die transatlantischen Beziehungen", sagte Wolfgang Niedermark, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des BDI, der "Rheinischen Post" (Samstag). "Wir sehen darin auch einen positiven Impuls für die laufenden Zoll-Verhandlungen zwischen der EU und den USA."

Deutsche Unternehmen für US-Markt "unverzichtbar"

"Deutschland ist das drittwichtigste Herkunftsland für ausländische Investitionen in den USA. Deutsche Unternehmen schaffen dort fast eine Million Jobs", betonte Niedermark. "Doch die handelspolitischen Turbulenzen haben die Investitionen in den USA bereits spürbar gebremst", warnte er.

Deutsche Unternehmen seien in manchen technologischen Bereichen unverzichtbar für die USA. Der BDI-Vertreter betonte: "Es gibt eine ganze Reihe von Schlüsseltechnologien, bei KI und Robotik, bei digitaler Hardware und Vernetzung, im Maschinenbau, in denen die USA auf unsere Kompetenzen angewiesen sind."

IfW: "Müssen uns auf dauerhaft höhere US-Zölle einstellen"

Vor zu hohen Erwartungen im Zollstreit mit Trump warnte hingegen der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft Kiel (IfW), Moritz Schularick: "Was die Zölle angeht, werden wir nicht wieder dahin zurückkommen, wo wir vor Trump waren. Wir müssen uns auf dauerhaft höhere US-Zölle einstellen", sagte er der "Rheinischen Post".

Wie hoch die Zollschranken sein würden, hänge davon ab, wie groß der innenpolitische Druck auf Trump werde. "Eine Marke von zehn Prozent bei den US-Zöllen wäre für Europa nicht unrealistisch. Das wäre eine Vervierfachung gegenüber der Vor-Trump-Zeit", sagte der Kieler Ökonom.

Brüssel und Washington ringen um eine Lösung im Zollstreit. Zwar hat Trump Teile seiner im April angedrohten Zölle gegen die EU vorübergehend ausgesetzt. Nach wie vor gibt es aber keine grundsätzliche Einigung zwischen beiden Seiten über die Höhe gegenseitiger Zölle. Erst vor wenigen Tagen hatte Washington die Tonlage wieder verschärft: Trump verfügte eine Verdopplung der Zölle auf die Einfuhr von Stahl und Aluminium in die USA von 25 auf 50 Prozent./evy/DP/he