Irans Präsident: Israel hat versucht, mich umzubringen
RENO/TEHERAN (dpa-AFX) - Der iranische Präsident ist nach eigenen Worten im Krieg gegen Israel vor wenigen Wochen einem Mordanschlag entgangen. "Ich war in einer Besprechung. Wir haben darüber gesprochen, wie es weitergehen kann", beschrieb Massud Peseschkian in einem Interview des US-Talkmasters Tucker Carlson einen Kriegstag. "Sie haben versucht, das Gebiet zu bombardieren, in dem wir diese Besprechung abgehalten haben", sagte Peseschkian der englischen Übersetzung zufolge mit Blick auf israelische Angriffe in der Hauptstadt Teheran.
Es ist das erste Interview des iranischen Präsidenten nach dem Zwölftagekrieg. Am 13. Juni hatte Israel den Iran angegriffen und in der Folge militärische und zivile Ziele in weiten Landesteilen bombardiert. Irans Streitkräfte reagierten mit Raketenbeschuss auf Israel. Knapp eine Woche später traten die USA in den Krieg ein und attackierten drei wichtige iranischen Nuklearanlagen. Inzwischen gilt eine Waffenruhe. Vor Kriegsausbruch hatten Washington und Teheran knapp zwei Monate über das umstrittene Atomprogramm des Irans verhandelt.
"Wie sollen wir den Vereinigten Staaten vertrauen?"
Peseschkian bekräftigte in dem Interview die grundsätzliche Bereitschaft der iranischen Regierung, mit den USA zu verhandeln, zeigte sich aber auch skeptisch. "Wie sollen wir den Vereinigten Staaten vertrauen? Wenn wir erneut in die Verhandlungen eintreten - woher sollen wir dann wissen, dass dem israelischen Regime nicht wieder die Erlaubnis erteilt wird, uns mitten in den Gesprächen anzugreifen?", fragte der iranische Präsident. Israel warf er vor, die Verhandlungen zwischen Teheran und Washington torpediert zu haben.
Peseschkian betonte erneut, dass sein Land sich nicht atomar bewaffnen will. "Es war (Israels Regierungschef Benjamin) Netanjahu, der seit 1984 diese falsche Mentalität geschaffen hat, dass der Iran eine Atombombe anstrebt", sagte er. "Ich schlage vor, dass die US-Regierung davon absieht, sich in einen Krieg einzumischen, der nicht ihr Krieg ist, der nicht Amerikas Krieg ist."
Tucker Carlson, ehemaliger Moderator von Fox News, gilt als konservativer Kommentator und Journalist. Mit seiner Arbeit polarisiert er regelmäßig. Kritik erntete er unter anderem für ein Interview mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der Vorwurf war, dass seine Fragen nicht kritisch genug gewesen seien./arb/DP/men