FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein sich zuspitzender Machtkampf um die personelle Besetzung der US-Notenbank Fed sowie eine drohende erneute Eskalation im Handelskonflikt zwischen den USA und China haben den deutschen Aktienmarkt am Dienstag belastet. "Schon seit einigen Tagen hat man an der Börse das Gefühl, die Anleger suchten nur noch nach einem Anlass, sich in größerem Stil von Aktien zu trennen", bemerkte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets.
Im frühen Handel fiel der Leitindex Dax unter die als kurzfristiger Trendindikator angesehene 21-Tage-Linie auf den tiefsten Stand seit zwei Wochen. Mit einem aktuellen Verlust von 0,6 Prozent auf 24.129 Punkte nähert er sich der viel beachteten Marke von 24.000 Zählern.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen büßte 1,0 Prozent auf 30.779 Punkte ein. Für den EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone ging es um 0,9 Prozent abwärts.
US-Präsident Donald Trump will die Fed-Gouverneurin Lisa Cook mit sofortiger Wirkung aus ihrem Amt im Vorstand entlassen. Als Grund nannte der Präsident in seinem Brief an Cook, dass es hinreichende Gründe zu der Annahme gebe, dass sie in einem oder mehreren Hypothekenverträgen falsche Angaben gemacht habe. Cook wies die Vorwürfe zurück und betonte, um ihren Posten kämpfen zu wollen, da Trump keine Vollmachten habe, sie zu feuern.
Im Blick haben Anleger zudem den Handelskonflikt zwischen den USA und China. Trump droht China mit Strafzöllen von bis zu 200 Prozent, falls Peking die Vereinigten Staaten nicht zuverlässig mit Magneten aus seltenen Erden beliefert. Zugleich räumte Trump ein, dass solch drastische Maßnahmen einen Zusammenbruch des Handels mit China bedeuten würden.
Unter den Einzelwerten stehen die Aktien der Commerzbank als Dax-Schlusslicht mit einem Minus von 5,5 Prozent im Mittelpunkt des Interesses. Die Bank of America (BofA) hatte die Einstufung für die Papiere zuvor auf "Underperform" gesenkt. Die Bewertung des Geldhauses erscheine überzogen, argumentierte Analyst Tarik El Mejjad. Es falle schwer, vom aktuellen Niveau aus noch Spielraum nach oben auszumachen. Vergangene Woche hatte bereits die Deutsche Bank ihre Kaufempfehlung für die Commerzbank gestrichen, ebenfalls wegen des starken Laufs der Aktie.
Gewinnmitnahmen sorgten bei den Puma-Aktien für einen Kursabschlag von 2,1 Prozent. Tags zuvor waren die Titel nach Spekulationen um einen Teilverkauf des Sportartikel-Herstellers um 16 Prozent nach oben gesprungen. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider berichtet hatte, prüft die Milliardärsfamilie Pinault Optionen inklusive einem Verkauf ihres 29-Prozent-Anteils an Puma.
Geplante Kostensenkungen zur Stärkung der Ertragskraft haben SFC Energy am Dienstag nur kurz Kursauftrieb gegeben. Nach zeitweise deutlicheren Gewinnen drehten die Aktien des Brennstoffzellenspezialisten ins Minus und verloren zuletzt 2,4 Prozent. Anfang August waren sie auf den tiefsten Stand seit Dezember 2020 abgesackt, nachdem SFC vorläufige Halbjahreszahlen veröffentlicht und den Ausblick für 2025 deutlich gesenkt hatte.
Die Anteilsscheine von 1&1 erklommen den höchsten Stand seit April 2022 und gewannen zuletzt 5,5 Prozent. Am Montagabend war ein Aktienkauf von Ralph Dommermuth im Wert von knapp 45 Millionen Euro bekanntgeworden. Dommermuth ist Gründer und Chef der 1&1-Muttergesellschaft United Internet ./edh/mis
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---