Britische Rechtspopulisten wollen Hunderttausende abschieben
LONDON (dpa-AFX) - Rechtspopulist Nigel Farage hat für den Fall eines Wahlsieges in Großbritannien die Abschiebung von über einer halben Million Migranten angekündigt. Während einer Rede verbreitete Farage das unbelegte Bild einer "echten Gefahr für die öffentliche Ordnung" sowie einer "Invasion" durch irregulär eingereiste Menschen. Farages Partei Reform UK lag in Umfragen zuletzt teils deutlich vorn.
"Die Stimmung im Land zu diesem Thema ist eine Mischung aus völliger Verzweiflung und wachsender Wut", sagte Farage während der Vorstellung seines Programms "Operation Restoring Justice". In einer ersten Amtszeit ab 2029 wäre die Abschiebung von 600.000 Migranten möglich, so Farage. Das Schicksal der Menschen, denen in ihrer Heimat bei einer Rückkehr Folter und Gewalt drohen könnten, stünde hinter den Interessen der britischen Bürgerinnen und Bürger zurück, sagte der Reform-Chef.
Immer wieder ging Farage auf die Migration über kleine Boote über den Ärmelkanal ein, die in Großbritannien ein Politikum ist. Jeder Mensch, der über diesen Weg nach einreisen wolle, werde unter ihm als Premierminister zurückgeschickt, sagte Farage wenige Tage vor der Jahreskonferenz seiner Partei (5. und 6. September). Auch Kinder und Frauen würden bei der Ankunft festgenommen werden.
Farage verbreitet Bild von gefährlichen jungen Migranten
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres waren etwa 21.100 Menschen über den Ärmelkanal irregulär nach Großbritannien gekommen - ein Anstieg von fast 56 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und so viele wie nie zuvor, wie die BBC unter Berufung auf Zahlen des Innenministeriums berichtete. Im Jahr 2024 waren insgesamt 430.000 Menschen mehr nach Großbritannien eingewandert, als das Land dauerhaft verlassen hatten.
Farage betonte, der überwiegende Anteil der irregulären Migranten, die über den Ärmelkanal kommen, seien junge Männer, die dann eine Gefahr auf britischen Straßen und möglicherweise sogar für die nationale Sicherheit darstellen würden. Auch hierzu nannte er keine Belege.
Die amtierende Labour-Regierung von Premierminister Keir Starmer hatte zuletzt mit Frankreich ein Abkommen zur Bekämpfung der irregulären Migration am Ärmelkanal vereinbart. Dieses ermöglicht den Briten, Migranten, die den Ärmelkanal überquert haben, nach Frankreich zurückzuschicken. Im Gegenzug für jede Rückkehr kann eine andere Person mit einem Bezug zu Großbritannien, etwa durch familiäre Beziehungen, über eine sichere Route einreisen./mj/DP/stw