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APA ots news: Gut kapitalisierter Bankensektor kann Wirtschaftsaufschwung...

11.11.2025
um 09:09 Uhr

APA ots news: Gut kapitalisierter Bankensektor kann Wirtschaftsaufschwung unterstützen

Präsentation des 50. Financial Stability Report der
Nationalbank

Wien (APA-ots) - Die heimische Konjunktur hat sich seit dem Jahreswechsel
2024/25
besser entwickelt als erwartet und ist auf einen moderaten
Wachstumspfad eingeschwenkt. Damit ist eine knapp zweijährige
Rezession zu Ende gegangen. Die Entwicklung von Industrie, Bau und
Konsum blieb aber noch verhalten und auch die hohe Sparquote
signalisiert anhaltende Unsicherheit.

Österreichs Banken erzielten trotz rückläufiger Betriebserträge
im ersten Halbjahr 2025 erneut einen hohen Gewinn und die
Kapitalquote stieg durch die Einbehaltung eines Großteils des Gewinns
von 2024 auf 18,6 %. Dadurch konnte die Finanzmarktstabilität weiter
gestärkt werden. Die Kreditvergabe für privaten Wohnbau nahm weiter
zu, während die Nachfrage nach Unternehmensfinanzierungen aufgrund
der weiterhin verhaltenen Wachstumsaussichten schwach blieb. Die
negative Dynamik bei den Kreditausfällen schwächte sich ab.
Allerdings ist in naher Zukunft vor dem Hintergrund europäischer
Vorschriften zur Risikovorsorge mit einem deutlichen Anstieg des
Wertberichtigungsbedarfs für bereits notleidende Kredite zu rechnen,
was die Profitabilität und damit die Kapitalsituation der Banken
belasten wird.

Aussicht auf Wirtschaftsaufschwung bleibt verhalten

Österreichs Wirtschaft hat ihre längste, wenn auch nicht tiefste,
Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg überwunden, und ist auf einen
moderaten Wachstumspfad zurückgekehrt. Die Erholung wird aber vom
öffentlichen Konsum getragen, während zentrale Branchen wie
Industrie, Bauwirtschaft und konsumnahe Dienstleistungen sich
weiterhin schwach entwickeln. Das spiegelt sich im fortgesetzten
Anstieg der Unternehmensinsolvenzen wider. Trotz des robusten
Arbeitsmarkts und der gestiegenen Realeinkommen blieb der Konsum
verhalten. Ein weiteres Zeichen für die anhaltende Unsicherheit liegt
zudem in der weiterhin hohen Sparquote der Haushalte. Die Wirtschaft
in den Ländern in Zentral-, Ost- und Südosteuropa wächst dagegen
stärker als im Euroraum, was sich stabilisierend auf den
österreichischen Finanzsektor auswirkt.

Deutlicher Kapitalaufbau stärkt Bankensektor

Trotz des anhaltend schwachen makroökonomischen Umfelds zeigte
sich der österreichische Bankensektor bemerkenswert widerstandsfähig.
Mit einem Nettogewinn von 5 Mrd Euro erzielte der Sektor das
drittbeste Halbjahresergebnis seiner Geschichte, obwohl die
Betriebserträge, vor allem aufgrund eines Sondereffekts, im
Jahresvergleich zurückgingen. Die Einbehaltung eines Großteils des
hohen Gewinns von 2024 führte zu einer deutlichen Verbesserung der
Kapitalausstattung. Das harte Kernkapital (CET1) stieg um rund 8 Mrd
Euro und die CET1-Quote erreichte zur Jahresmitte 18,6 %. Die
Verschuldungsquote lag mit 9,0 % beim Dreifachen des Mindestwerts.
Der aktuelle Stresstest der OeNB bestätigt dabei die hohe Resilienz
des Gesamtbanksektors.

Eine hohe Eigenkapitalausstattung unterstützt nicht nur die
Widerstandsfähigkeit des Bankensektors, sie vergrößert auch den
Spielraum der Banken für mehr Kreditvergabe. Die Kreditnachfrage
zeigte im ersten Halbjahr 2025 weitere Erholungstendenzen. Aufgrund
der gestiegenen Leistbarkeit stieg die Nachfrage insbesondere im
Bereich der privaten Wohnbaufinanzierung. Die durchschnittliche
monatliche Vergabe an Wohnbaukrediten nimmt seit 2023 wieder
kontinuierlich zu. Gleichzeitig blieb die Nachfrage nach
Unternehmensfinanzierungen schwach. Die anhaltenden Unsicherheiten
führten zu weiterer Zurückhaltung bei Anlageinvestitionen und die
Insolvenzen in der Bau- und Immobilienbranche belasteten die
Kreditqualität der Banken.

Der Anteil der notleidenden Kredite bei den Banken stagnierte im
ersten Halbjahr 2025 bei rund 3,0%. Im Bereich der gewerblichen
Immobilienfinanzierung (CRE) liegt der Anteil aber deutlich darüber.
Aufgrund der Bedeutung von CRE wurde dafür bereits einer sektoraler
Systemrisikopuffer von 1 % eingeführt. Im Zuge der aktuell laufenden
Evaluierung entscheidet das Finanzstabilitätsgremium im Dezember über
eine mögliche Anpassung des Puffers.

Die Finalisierung des Basel III Regelwerks stellt einen
Meilenstein in der Bankenregulierung dar. Ziel war eine
Harmonisierung der Kapitalanforderungen, eine höhere
Risikosensitivität und eine stärkere Trennung zwischen Handels- und
Bankbuch. Beginnend mit 2025 wurden diese Regeln schrittweise
umgesetzt, wobei sich bis dato nur geringe negative Auswirkungen auf
das Eigenkapital der österreichischen Banken zeigten. Vor dem
Hintergrund europäischer Vorschriften zur Risikovorsorge ist in naher
Zukunft allerdings mit einem deutlichen Anstieg des
Wertberichtigungsbedarfs für bereits notleidende Kredite zu rechnen.
Dies wird sich dann negativ auf die Gewinne und das Eigenkapital der
Banken auswirken.

Empfehlungen der OeNB zur Stärkung der österreichischen
Finanzstabilität

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen, und um in turbulenten
Zeiten weiterhin resilient zu bleiben und die Finanzstabilität zu
gewährleisten, empfiehlt die OeNB den Banken daher:

-

Vorbereitung auf strengere aufsichtliche Anforderungen für
Gewerbeimmobilienkredite, und weiterhin Sicherstellung nachhaltiger
Vergabestandards bei Immobilienkrediten,

-

Adäquate Kreditrisikosteuerung, einschließlich des aktiven
Managements von notleidenden Krediten, höherer Wertberichtigungen (
insbesondere für den unbesicherten Teil der Kreditvergabe) und
konservativer Sicherheitenbewertung,

-

Absicherung der Kapitalbasis, wenn nötig durch Zurückhaltung bei
Gewinnausschüttungen, sowie

-

Sicherung einer nachhaltigen Profitabilität, insbesondere durch

-

Kostendisziplin und

-

Investitionen in Digitalisierung und Cybersicherheit.

Der halbjährlich in englischer Sprache erscheinende Financial
Stability Report der OeNB analysiert finanzstabilitätsrelevante
Entwicklungen in Österreich und im internationalen Umfeld sowie
Spezialthemen im Zusammenhang mit der Finanzstabilität.

Rückfragehinweis:
Oesterreichische Nationalbank
Mag. Marlies Schroeder, MiM
Telefon: +43-1-404 20-6900
E-Mail: marlies.schroeder@oenb.at
Website: https://www.oenb.at

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/156/aom

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