- von Andreas Kröner
Frankfurt (Reuters) - Der geplante Zusammenschluss der genossenschaftlichen Spitzeninstitute DZ Bank und WGZ kostet Hunderte Arbeitsplätze.
Bis 2019 würden bei beiden Geldhäusern voraussichtlich Stellen für Vollzeitkräfte wegfallen, schreibt der Vorstand in einem Brief an die Mitarbeiter, der der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag vorlag. Das entspricht etwa zwölf Prozent aller Arbeitsplätze.
DZ und WGZ Bank haben im November angekündigt, 2016 verschmelzen zu wollen. Die Spitzeninstitute der gut 1000 deutschen Volks- und Raiffeisenbanken wollen durch ihre Fusion pro Jahr mindestens 100 Millionen Euro einsparen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten Strukturen gebündelt und Prozesse vereinheitlicht werden, heißt es in dem Brief. Das gehe nicht ohne Stellenstreichungen. "DZ Bank und WGZ Bank sind sich einig, dass diese Maßnahmen nicht zu einseitigen Belastungen bei einem der beiden Partner führen werden."
Die Institute beschäftigten Ende 2014 zusammen rund 5700 Mitarbeiter. Die Abbaupläne sollten zeitnah mit den Betriebsräten besprochen und konkretisiert werden, heißt es in dem Schreiben. "Die Vorstände beider Häuser streben den Abschluss von Vereinbarungen mit den Arbeitnehmergremien zur Vermeidung betriebsbedingter Kündigungen an." Eine Sprecherin von Verdi erklärte, die Gewerkschaft wolle sich erst nach einer Betriebsversammlung am Mittwoch zu dem Thema äußern.
VIER MITARBEITER SOLLEN WEGEN UMSTRITTENER GESCHÄFTE GEHEN
Eine Fusion der deutlich größeren DZ mit der vor allem in Nordrhein-Westfalen aktiven WGZ ist in den vergangenen Jahren mehrmals gescheitert. Dieses mal stehen aber offenbar fast alle Eigentümer hinter dem Vorhaben. "Die Voraussetzungen für die Fusion waren noch nie so gut wie heute", sagte Uwe Fröhlich, der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), kürzlich im Reuters-Interview. Sollte die Fusion am Ende klappen, wäre das der größte Zusammenschluss von Banken in Deutschland seit der mehrheitlichen Übernahme der Postbank durch die Deutsche Bank 2010.
Am Dienstag wurde zudem bekannt, dass auch die DZ Bank in umstrittene Dividendengeschäfte verwickelt war. Das Institut sei bei einer Betriebsprüfung auf sogenannte Cum-Ex-Geschäfte aufmerksam geworden und habe deshalb bereits 2013 rund 100 Millionen Euro an das Finanzamt überwiesen, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person. Bei der anschließenden internen Untersuchung seien vier verantwortliche Mitarbeiter identifiziert worden, von denen sich das Institut nun trennen wolle. Als letztes Mittel ziehe die Bank dabei auch fristlose Kündigungen in Erwägung, sagte der Insider. Eine DZ-Sprecherin erklärte, die Bank habe nie die Strategie verfolgt, Steuerlücken mit Cum-Ex-Geschäften systematisch auszunutzen. "Im Gegenteil: Unser Selbstverständnis war jederzeit, unseren Steuerpflichtigen in vollem Umfang nachzukommen."