Frankfurt (Reuters) - Mehr als sechs Jahre nach der Aufdeckung eines Steuerbetrugs mit dem Handel von CO2-Emissionsrechten in Deutschland bringt die Staatsanwaltschaft einen mutmaßlichen Drahtzieher vor Gericht.
Der 58 Jahre alte Brite soll sich wegen schwerer Steuerhinterziehung vor der Wirtschaftsstrafkammer des Frankfurter Landgerichts verantworten, wie die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Montag mitteilte. Der Angeschuldigte soll das Steuerkarussell "maßgeblich organisiert" und die zum Teil bereits zu langjährigen Haftstrafen verurteilten Händler gesteuert haben.
Die Ermittler werfen ihm vor, selbst das Kapital für den Kauf der Zertifikate zur Verfügung gestellt und die Papiere von Dubai aus in den Kreislauf eingeschleust zu haben. Bei vier der von Strohmännern geführten Handelsfirmen in Deutschland habe er tatsächlich die Fäden gezogen. Die Firmen hatten die im Sommer 2009 frisch ausgegebenen Zertifikate aus dem Ausland eingeführt und sie so lange untereinander gehandelt, bis das Finanzamt die Spur verlor. Beim Weiterverkauf ins Ausland ließen sie sich dann die Umsatzsteuer erstatten, die zuvor nie gezahlt worden war. Der Schaden für den Fiskus ging in die Hunderte Millionen. Dem Drahtzieher selbst werfen die Behörden vor, 136 Millionen Euro Steuern hinterzogen zu haben.
Die Ermittlungsbehörden hatten den Briten erst 2014 dingfest gemacht, als er einen von ihm finanziell geförderten Boxer zu einem Kampf nach Las Vegas begleitete. Im September 2015 wurde er von den US-Behörden nach Deutschland ausgeliefert. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.
Insgesamt wurden in Frankfurt bisher elf in den Betrug verwickelte Händler verurteilt. Seit Februar läuft dort ein Prozess gegen ehemalige Mitarbeiter der Deutschen Bank, über die die Zertifikate wieder ins Ausland geschafft wurden. Dabei soll geklärt werden, ob die Banker den Betrügern bewusst oder leichtfertig bei dem groß angelegten Steuerbetrug geholfen haben.