St. Petersburg (Reuters) - Der österreichische Öl- und Gaskonzern OMV und der russische Energieriese Gazprom sind bei ihrem geplanten Tauschgeschäft einen Schritt voran gekommen.
Das teilstaatliche Wiener Unternehmen bietet den Russen eine Beteiligung an seiner Nordsee-Ölförderung an und erhält im Gegenzug einen Anteil an einem sibirischen Gasfeld. Darauf haben sich die Chefs der beiden Unternehmen am Freitag in St. Petersburg geeinigt. Weitere Details wurden vorerst nicht genannt. Um OMV-Chef Rainer Seele Rückwind für das politisch brisante Geschäft zu geben, war auch Österreichs Finanzminister Hans Jörg Schelling zu dem Treffen angereist. Zwischen Russland und dem Westen herrschen aufgrund der Krisen in der Ukraine und in Syrien Spannungen.
OMV und Gazprom hatten sich bereits im September grob auf das Tauschgeschäft geeinigt. In einer Absichtserklärung wurde festgehalten, dass die OMV knapp 25 Prozent an einem Teil des sibirischen Öl- und Gasfelds Urengoy erhalten solle. Welche Vermögensteile die Österreicher im Gegenzug der Gazprom anbot, war bislang offen. Politiker und Wirtschaftsvertreter befürchteten, dass den Russen heimische Vermögenswerte überlassen werden und es zu einer Zerschlagung von Österreichs größtem Industriekonzern komme. OMV-Chef Seele schloss nun aber aus, dass österreichische Aktivitäten für den Deal abgegeben würden.
Vom politischen Umfeld will sich der OMV-Chef, der schon bei der BASF-Tochter Wintershall Geschäfte mit Gazprom machte, nicht beeinflussen lassen. Schon vor Jahren als er noch die Geschicke des Kasseler Unternehmens lenkte, wollte er einen ähnlichen Anteilstausch mit Gazprom über die Bühne bringen. Das Vorhaben scheiterte vorerst Ende 2014. Der Chemiekonzern BASF machte damals das schwierige politische Umfeld angesichts der Ukraine-Krise verantwortlich. Im September wurde der Deal unter dem neuen Wintershall-Chef Mario Mehren aber in trockene Tücher gebracht.
SCHEITERT GAZPROM-DEAL MUSS OMV STRATEGIE ANPASSEN
Gazprom-Chef Alexej Miller erwartet den Vollzug des Tauschgeschäfts bis Ende des Jahres. Sollte der Deal scheitern, muss OMV seine Strategie anpassen. Der Öl- und Gaskonzern spürt derzeit massiv den Ölpreisverfall. Im vergangenen Jahr verbuchte OMV wegen hoher Abschreibungen einen Milliardenverlust. Seele führt die Probleme vor allem auf im Branchenvergleich zu hohe Kosten für die Suche nach Öl und Gas zurück. Der Manager setzt all seine Hoffnungen auf den Einstieg in den russischen Markt. Dort wären die Produktionskosten weit niedriger als etwa in der Nordsee oder in Rumänien. Die OMV hatte vor knapp drei Jahren für rund zwei Milliarden Euro von Statoil Anteile an Öl- und Gasfeldern in der Nordsee erworben. Schon seit längerem sucht die OMV einen Käufer für einen Teil ihrer 50-Prozent-Beteiligung am Ölfeld Rosebank in der britischen Nordsee.