Frankfurt (Reuters) - Die Willkommenssignale des Kuka-Vorstandes zum Kaufangebot des chinesischen Konzerns Midea sind beim Kuka-Großaktionär Voith nicht gut angekommen.
Voith-Chef Hubert Lienhard äußerte sich am Montag verwundert über die positiven Aussagen von Kuka-Vorstandschef Till Reuter auf der Hauptversammlung vergangene Woche. Der Vorstand habe eine ergebnisoffene Prüfung angekündigt. "wie er jetzt schon positive Äußerungen machen kann, verstehe ich nicht", sagte Lienhard, der dem Aufsichtsrat des Roboterherstellers aus Augsburg angehört. "Es war für uns überraschend, es ist für mich auch erstaunlich, wie auf dieses Angebot geantwortet wird." Es müsse ergebnisoffen geprüft werden, forderte Lienhard.
Der schwäbische Industriekonzern Voith ist mit 25,1 Prozent an Kuka beteiligt. Der Klimatechnikproduzent Midea hält bereits 13,5 Prozent und hatte im Februar eine Aufstockung angekündigt. Mitte Mai bot der chinesische Konzern einen Kauf zu 115 Euro je Aktie an und erklärte, mehr als 30 Prozent anzustreben. Das Kuka-Management war davon anders als Voith nicht überrascht. Das Angebot unterstütze die Strategie, erklärte Kuka-Vorstandschef Till Reuter auf der Hauptversammlung am Freitag. Kleinaktionäre warnten dagegen vor einem Ausverkauf deutscher Schlüsseltechnologie, wenn der für die Autoindustrie wichtige Roboterproduzent mehrheitlich in chinesische Hände ginge.
Der nicht-börsennotierte Familienkonzern Voith legte sich erneut nicht fest, ob er an seiner Sperrminorität festhält oder die vor anderthalb Jahren erst erworbenen Kuka-Aktien verkauft. "Das werden wir uns sehr sorgfältig überlegen", sagte Lienhard. Bedenken über eine Dominanz der Chinesen, die im Umfeld der Bundesregierung geäußert werden, teilt er allerdings nicht, denn Lienhard ist Vorsitzender des Asien-Pazifik Ausschusses der Deutschen Wirtschaft. "Ich bin der Meinung, dass wir generell in Deutschland gut daran tun, dass wir einen offenen Markt haben", sagte er. Midea dürfe gleichberechtigt mit deutschen Firmen ein Angebot abgeben. Allerdings müsse die deutsche Wirtschaft in China, wo manche Branchen abgeschottet werden, ebenfalls auf Gleichberechtigung pochen.
VOITH ERWARTET GEWINNRÜCKGANG
Der Einstieg bei Kuka war für Voith eine strategisch wichtige Beteiligung und kein Finanzengagement, wie Lienhard bekräftigte. Der auf die Branchen Automobilindustrie, Energie, Verkehr und Papierherstellung spezialisierte Maschinen- und Anlagenbauer erhoffte sich davon Know-how für die Digitalisierung seiner eigenen Produkte. Die Vorbereitung gemeinsamer Projekte sei nun auf Eis gelegt. Die Heidenheimer stecken mitten in einem schmerzhaften Umbauprozess. Binnen vier Jahren wurden 2500 Stellen abgebaut. Mit dem Verkauf des Geschäftsfeldes Industrieservice an den Finanzinvestor Triton halbierte sich Voith fast. Im ersten Halbjahr schrumpfte der Konzern-Betriebsgewinn um 19 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 97 Millionen Euro, der Umsatz sank leicht auf zwei Milliarden Euro. Nach Steuern machte Voith von Oktober bis März einen Verlust von 48 Millionen Euro, was vor allem an Abschreibungen für unternehmensinterne Auslandskredite lag. Lienhard kündigte deshalb für das Gesamtjahr einen Gewinnrückgang an.