Peking (Reuters) - Bundeskanzlerin Angela Merkel hat von China Reformen im Stahlsektor und anderen Bereichen gefordert, um dem Land von der EU den Status als Marktwirtschaft zubilligen zu können.
"Kein Mensch hat Interesse an vergrößerten Handelskriegen. Das wollen wir nicht zwischen EU und China. Aber das bedeutet auch, dass wir offen über die noch bestehenden Probleme reden müssen", sagte Merkel am Sonntag vor der Akademie der Wissenschaften in Peking. China exportiere derzeit sehr viel Stahl aus Überkapazitäten. Dies sei ein großes Problem für die europäische Stahlindustrie. "Wir müssen natürlich schauen, dass wir faire Wettbewerbsbedingungen haben", sagte Merkel.
Bei Chinas Betritt zur Welthandelsorganisation WTO 2001 war dem Land eine 15-jährige Übergangsfrist eingeräumt worden, die Ende 2016 endet. China pocht deshalb darauf, von der EU dann als Marktwirtschaft eingestuft zu werden. Danach dürfte die Verhängung etwa von Schutzzöllen gegen das Land schwieriger werden. Einige EU-Regierungen lehnen deshalb die Zubilligung des Status noch ab. Merkel betonte, dass man sich die früheren Zusagen anschauen müsse. Deutschland entscheide dies auch nicht alleine. Ohne den Marktwirtschaftsstatus sei es sicher schwieriger, sich gegen unfaire Praktiken durch Antidumpingverfahren zu wehren.
Merkel forderte zudem, dass deutsche und chinesische Firmen in Rechtsfragen gleichgestellt werden müssten. Ein sicherer Rechtsrahmen sei für Investitionen von Unternehmen wichtig. Zudem forderte sie Fortschritte beim Kampf gegen Computerspionage. Hier solle die chinesische Seite einen Verzicht auf Cyberangriffe erklären, forderte die Kanzlerin. "Je mehr Fortschritte wir hier erreichen, um so besser können wir auch eine enge Kooperation im Bereich der Industrie 4.0 auf den Weg bringen", sagte Merkel mit Blick auf die Sorge deutscher Firmen, im Hightech-Bereich mit chinesischen Partnern zusammenzuarbeiten. Zugleich begrüßte sie chinesische Investitionen in Deutschland.